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Ukraine: Offensive gegen Separatisten fortgesetzt

Ukrainische Sicherheitskräfte haben ihren "Anti-Terror-Einsatz" gegen prorussische Separatisten im krisengeschüttelten Osten des Landes fortgesetzt. In der Stadt Slawjansk sei mindestens ein Aktivist erschossen worden, zehn weitere hätten Verletzungen erlitten, teilten die moskautreuen Protestführer am Samstag mit
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Ostukraine: Kämpfe fordern Tote
Kampf um Slawjansk
Dramatische Eskalation

Separatisten halten in Slawjansk mehrere OSZE-Militärbeobachter in ihrer Gewalt. Innenminister Arsen Awakow zufolge verstärkten die Einheiten eine Offensive bei der benachbarten Stadt Kramatorsk. Dabei hätten sie einen Fernsehturm unter ihre Kontrolle gebracht. “Wir werden nicht nachlassen”, fügte er hinzu. Zu möglichen Todesopfern oder Verletzten machte er keine Angaben. Nach Schusswechseln seien mehrere Menschen in Krankenhäuser gebracht worden, berichtete das russische Fernsehen.

Zudem spitzte sich der Konflikt in der Ukraine auch in dem bisher vergleichsweise ruhigen Odessa am Schwarzen Meer zu. Dort starben bei Ausschreitungen zwischen prorussischen Aktivisten und Kiew-treuen Demonstranten am Freitag nach jüngsten Behördenangaben mindestens 37 Menschen. Bei den Auseinandersetzungen, bei denen auch das örtliche Gewerkschaftshaus in Brand geraten war, wurden 200 weitere verletzt. 130 Personen wurden festgenommen. Wer das Gebäude in Brand setzte, ist noch unklar.

Timoschenko erkundigt Lage

Die Behörden der Stadt verhängten eine dreitägige Trauer. Die ehemalige Regierungschefin Julia Timoschenko reiste in die Hafenstadt, um sich ein Bild von der Lage zu machen, wie ihre Partei mitteilte. Wer das Gebäude angezündet hatte, ist noch unklar.

Russland machte die prowestliche Führung in Kiew sowie ukrainische Nationalisten für die Eskalation verantwortlich. Ereignisse seien auf die Unverantwortlichkeit Kiews zurückzuführen, zitierte die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass am frühen Samstagmorgen aus einer Mitteilung des Ministeriums. Die “Tragödie von Odessa” sei ein weiterer Beleg für “Kiews kriminelles Vertrauen auf Gewalt und Einschüchterung”, hieß es in der Aussendung weiter. Das Außenministerium in Moskau forderte von den Behörden des Nachbarlandes “unverzügliche Auskunft” darüber, ob unter den Opfern auch Russen seien.

USA übt scharfe Kritik

Die US-Regierung verurteilte die Gewalt in Odessa als “unannehmbar”. In einer Erklärung des US-Außenministeriums vom Freitag wurden zugleich die Ukraine und Russland aufgefordert, gemeinsam “Ruhe, Gesetz und Ordnung” wiederherzustellen. “Die Gewalt und das Chaos, das zu so vielen sinnlosen Toten und Verletzten geführt haben, sind inakzeptabel”, erklärte die stellvertretende Außenamtssprecherin Marie Harf.

Die von Separatisten in Slawjansk festgehaltenen Militärbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wurden unterdessen aus der Kampfzone gebracht, wie der örtliche Milizenchef sagte. Nach russischen Angaben wollen sie diese unter Bedingungen freilassen. Die Militärbeobachter sollten in die Obhut des russischen Sondergesandten Wladimir Lukin kommen, der sich derzeit in der Ostukraine aufhalte, teilte das Außenamt in Moskau nach einem Telefonat von Minister Sergej Lawrow mit dem Schweizer Bundespräsidenten und amtierenden OSZE-Vorsitzenden Didier Burkhalter mit. Voraussetzung sei, dass Lukins Mission nicht von ukrainischen Truppen behindert werde. Burkhalter habe zugesagt, entsprechend auf Kiew einzuwirken.

OSZE-Beobachter frei gelassen

Die von prorussischen Separatisten in der Ostukraine festgehaltenen OSZE-Beobachter sind laut Informationen von “bild.de” freigelassen worden. Die Militärbeobachter, darunter vier Deutsche, stünden vor dem Museum in Slawjansk, hieß es. Am Samstag hatte der selbst ernannte Bürgermeister von Slawjansk, Wjatscheslaw Ponomarjow, der Agentur Interfax die baldige Freilassung der Männer angekündigt. “Sie sitzen jetzt alle hier bei mir, ich spreche mit ihnen, ich bin im Begriff, sie freizulassen”, sagte Ponomarjow. Die Lage in Slawjansk sei wegen der “Anti-Terror-Operation” der Regierungskräfte lebensgefährlich. “Sie sind doch meine Gäste, und ich will nicht, dass ihnen etwas zustößt”, so der Anführer der Separatisten am Samstagabend. Moskautreue Aktivisten hatten die Männer am 25. April in ihre Gewalt gebracht.

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