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Strache ist noch nicht weg vom Fenster

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Eine Google Trends-Analyse bestätigt, warum es vier Wochen vor der Nationalratswahl allzu leichtfertig wäre, den FPÖ-Obmann abzuschreiben.
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FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ist ein Profi. No na: So lange wie er ist, von Peter Pilz abgesehen, noch kein Spitzenkandidat in der Bundespolitik. 2006 hat er seine Partei zum ersten Mal in eine Nationalratswahl geführt. Die kommende ist also seine vierte. Und daher weiß er, dass noch sehr viel passieren kann; und dass er daher bis zuletzt Zuversicht demonstrieren muss.

In Götzis hat er diese Woche vor zahlreichen Anhängern gemeint, dass sich am Wahlabend „noch viele freuen“ werden. Womit er wohl nicht Sebastian Kurz (ÖVP) oder Christian Kern (SPÖ) gemeint hat. Sondern eher sich und seine Gesinnungsfreunde.

FPÖ durchaus für Platz zwei gut

Tatsächlich sollte man nicht den Fehler machen, die Freiheitlichen im Hinblick auf den Urnengang am 15. Oktober abzuschreiben. Immer wieder gibt es Umfragen, die sie auf Patz zwei sehen; also noch vor den Sozialdemokraten. Wobei sie jedenfalls zulegen dürften. 2013 erreichten sie schließlich nur 20,5 Prozent. Und derzeit werden sie bei immerhin 24 bis 25 Prozent ausgewiesen.

Vor allem aber gelingt es Heinz-Christian Strache immer wirkungsvoller, sich in Szene zu setzen. Aber wie: Wenn für einen Politiker die Regel gilt, dass eine schlechte Nachrede besser ist als gar keine, dann ganz besonders für ihn. Folglich arbeitet er auch damit und setzt eine Provokation nach der anderen. Mit zunehmendem Erfolg, wie eine Auswertung der Suchanfragen im Internet zeigt.

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Grafik: dieSubstanz.at ©Grafik: dieSubstanz.at

Interesse an Strache steigt vor der Wahl

Wer oder was Leute von heute beschäftigt, danach suchen sie am Smartphone oder einem anderen Computer. In Österreich tun sie das in der Regel über Google. Und was das betrifft, dokumentiert eine Auswertung der Anfragen nach den drei Kanzlerkandidaten nun eben bemerkenswertes: Im Hochsommer, als sich Strache unter andrem auf Ibiza entspannte und sich damit von der Innenpolitik fernhielt, schnitt er nicht schlechter, aber auch nicht besser ab als seine Mitbewerber Kern und Kurz. Seit er sich mit seinem Auftritt im ORF-Sommergespräch am 21. August wieder zurückgemeldet hat, liegt er jedoch immer wieder vorne; vor allem gegenüber Kern. Soll heißen: Es gibt immer mehr Anfragen nach ihm; das Interesse für ihn nimmt zu.

Strache setzt auf Konfrontation und Provokation

Das darf jetzt nicht missverstanden werden: Diese Entwicklung besagt nicht, dass er quasi schon Wahlsieger ist. Mit mehr oder weniger gezielten Provokationen hat er sich aber wieder zurück ins Zentrum der allgemeinen Wahrnehmung gespielt. So versucht er im Jahr 2017, Kurz dadurch zu diskreditieren, dass er diesem vorwirft, einmal festgestellt zu haben, dass der Islam zu Österreich gehöre. Und darüber reden viele, auch wenn oder gerade weil das schon seit 1912 in Form eines eigenen Islamgesetzes genau so festgeschrieben ist.

Und dann attackierte er am vergangenen Montagabend im TV-Duell auf Puls 4 die Grünen-Spitzenkandidatin Ulrike Luancek: Nachdem sie seiner Partei Antisemitismus vorgeworfen hatte, bezeichnete er die Grünen als „hasszerfressen“ und „schäbig“. Das wurde gleich eine Sache, die sehr viele Österreicher beschäftigte. Und das tat es auch am folgenden Tag, wie sich aufgrund der Entwicklung der Suchanfragen nach Strache zeigt: Sie vervielfältigten sich. Und zwar auf ein Niveau, das Kern und Kurz in den vergangenen zwei Monaten nie auch nur annähernd erreicht haben.

Bemerkenswert ist dazu im Übrigen eine Aufschlüsselung nach Bundesländern für diesen Zeitraum: Insgesamt gab es die meisten Suchanfragen überall für den ÖVP-Hoffnungsträger Sebastian Kurz. Für Christian Kern setzte es dagegen durchwegs die wenigsten. So auch in Vorarlberg. Salzburg und Kärnten scheren jedoch aus: Dort war Strache knapp, aber doch am „gefragtesten“ – im positiven wie im negativen Sinne.

(dieSubstanz.at)

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