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Spindelegger weg: Wallners größtes Problem

Spindelegger-Rücktritt: Hat LH Markus Wallner ein "Problem" weniger?
Spindelegger-Rücktritt: Hat LH Markus Wallner ein "Problem" weniger? ©APA
Ab heute kommentiert VOL.AT-Geschäftsführer Gerold Riedmann im Meinungsblog „Farbenblind“ die aktuellen Geschehnisse im Vorarlberger Landtagswahlkampf.

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Die Vorarlberger ÖVP ist in der Zwickmühle. Jeder weiß, dass Markus Wallner, so sehr er sich müht, Sausgrubers Absolute nicht halten kann. Im Wahlkampf wird deshalb auf Kontinuität gebaut. Übersetzt: Hallo, wir sind jung (Wallner), dynamisch (keine Krawatte) und machen keinen Blödsinn (Wasser in unserer Hand). Das wirkt per se ein bisschen langweilig. Obwohl Kontinuität weniger Medienecho bringt als rote Gartenzwerge, muss sich Wallner nun jedenfalls keine Sorgen mehr um einen zu fahlen Wahlkampf machen. Denn alles steht auf dem Spiel. Seit heute, 9 Uhr, ist die Bundespartei der größte, unkalkulierbare Risikofaktor für die erste Wahl mit Wallner an der Spitze. Mitten im Wahlkampf ist nicht klar, wer Wallners (Partei-)Chef ist – und das sonst übliche Hinhauen auf die Bundespartei ist aktuell noch weniger glaubwürdig als sonst. Die Bandbreite der möglichen Parteichefs reicht von Sebastian Kurz über Andrä Rupprechter bis Reinhold Mitterlehner. Das ist eine Richtungsentscheidung, die auch die Verhältnisse in Vorarlberg auf den Kopf stellen kann. Jedenfalls ist die Vorarlberger Wahl die erste Möglichkeit, um der ÖVP auszurichten, dass man als Wähler gefrustet ist, weil wieder einer hingeworfen und nichts weitergebracht hat.

Gestern sägen, heute trauern

Wenn der Landeshauptmann sich jetzt betroffen gibt und schon fast trauernd von einer sehr persönlichen Entscheidung Spindeleggers spricht, ist das nur die halbe Wahrheit. Bis gestern hat auch der Landeshauptmann keine Möglichkeit ausgelassen, der Bundespartei – und damit Spindelegger – Kontra zu geben. Die Druckerschwärze des aktuellen VN-Aufmachers („Wallner wünscht mehr Tempo bei Steuerreform“) ist noch nicht getrocknet. Gestern sägen, heute trauern.

wallner-plakat2
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Die Distanzierung von der Bundespartei ist in Vorarlberg so fortgeschritten, dass die schwarzen Wahlplakate an Etikettenschwindel grenzen. Grundsätzlich ist’s ja mutig, Wahlplakate mit der mutmachenden Farbe Schwarz flächig zu bedrucken – obwohl, die Farbe ist noch eines der wenigen Erkennungszeichen, dass es sich bei Markus Wallner um einen Konservativen handelt. Denn weder findet sich ein ÖVP-Logo, noch die drei Buchstaben ÖVP irgendwo. Und das Wort „Volkspartei“ war nur für den kleinsten Aufdruck im Eck gut. Riesig dagegen „Wallner“, „Vorarlberg“ und die Kampagnenschlagworte. Die Message ist klar: Mit der angezählten Bundesregierung wollen wir nichts zu tun haben, ja haben wir nichts zu tun!

Verschleierung

Man muss den Vorarlberger Schwarzen zu dieser Verschleierungs-Taktik gratulieren: Vorausschauend gewählt, ist das jetzt die einzige Möglichkeit einer teilweisen Schadenbegrenzung. Die Turbulenzen in Wien sind das letzte, was man sich als Landeschef im Hochwahlkampf wünscht. Wallner jedenfalls ist für den Moment das Heft des Handelns aus der Hand genommen worden – und er wird in den nächsten Tagen wohl öfters im Flieger nach Wien anzutreffen sein, obwohl er lieber in Müselbach um dringend benötigte Stimmen kämpfen würde.

Wahl-Blog „Farbenblind”
Gerold Riedmann (Twitter: @geroldriedmann) ist Vorarlberger Journalist und kommentiert als Geschäftsführer von Russmedia Digital für VOL.AT kleine und größere Episoden aus dem Vorarlberger Landtagswahlkampf. Riedmann war bis 2011 stv. Chefredakteur der VN und arbeitete zuvor in München, unter anderem für den Bayerischen Rundfunk und elektronische Medien der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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