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Schweizer gegen Illkraftwerk

Feldkirch will das Gefälle der Ill im Mündungsgebiet auf ihre Mühlen lenken
Feldkirch will das Gefälle der Ill im Mündungsgebiet auf ihre Mühlen lenken
Feldkirch (VN) -  Das von der Stadt Feldkirch am Illspitz geplante Kraftwerk stehe im Widerspruch zu den international vereinbarten Zielen eines natürlichen Alpenrheins und bedeute besonders eine Einschränkung des Lebensraumes der bedrohten Seeforelle, kritisieren Umweltschutz- und Fischereiverbände auf Schweizer Seite und in Liechtenstein.

Lukas Indermauer für die in St. Gallen ansässige Initiative Lebendiger Alpenrhein und der Liechtensteiner Rainer Kühnis als Vorsitzender der Koordinationsgruppe ProFisch Alpenrhein, der auch der Fischereiverband für Vorarlberg angehört, wenden sich mit einem Protestschreiben an die Internationale Regierungskommission Alpenrhein (IRKA) und die fischereilich maßgebende Internationale Bodenseekonferenz (IBKF), deren Vorsitz Erich Staub vom Bundesamt für Umwelt in Bern turnusgemäß innehat. Die Umweltschutz- und Fischereiverbände fordern einen Planungsstopp für Kraftwerke im Einzugsgebiet des Alpenrheins und insbesondere im Mündungsbereich der Ill. Sie schreiben, dass die Bewilligung der Wasserrechte für ein Kraftwerk an der Ill ausstehe und Einsprüche noch möglich seien.

 

Zahlreiche Begründungen

Obwohl die Projektierung ein Nebengrinne und zur Überbrückung des Stauwehrs eine Fischaufstiegshilfe vorsieht, ist die Liste der Begründungen des Einspruchs, die von den Initiativen Lebendiger Alpenrhein und ProFisch Alpenrhein gegen die Energiegewinnung an der Ill angeführt wird, lang. Das Kraftwerk behindere den Geschiebebetrieb und werde deshalb die bereits fortgeschrittene Sohlenerosion im Rhein weiter verschärfen.

Auch in den nächsten 25 Jahren werde ohne Gegenmaßnahmen unterhalb der Illmündung eine Sohleintiefung von einem halben Meter erwartet. Eine Eintiefung der Sohle bedeute ein Abfallen des Grundwasserspiegels und gefährde durch Unterspülung auch die Hochwasserschutzbauten.

Im internationalen Entwicklungskonzept für den Alpenrhein sei zudem vereinbart, dass Zuflüsse niveaugleich angebunden werden müssen. Eine neue Staustufe, 3,5 bis 8 Meter hoch, stehe im Widerspruch zu diesem Ziel. Das geplante Kraftwerk werde zudem nicht zur Lösung der ausgeprägten Sunk- und Schwallproblematik im Alpenrhein beitragen. Die Milderung der schnellen Wasserstandsschwankungen, die durch den Betrieb von Kraftwerken ausgelöst wird und Fischbrut verenden lässt, sei bisher als Priorität genannt worden.

Als mangelhaft kritisiert wird von den Umweltschützern und der Vertretung der Fischereiverbände die Koordination zwischen der Verantwortlichen für die Renaturierung des Alpenrheins und der Bodenseekonferenz, die seit Jahren eine Arbeitsgruppe Wanderfische führt und gerade heuer im Sommer eine auf drei Jahre anberaumte teure Untersuchung über die Lebensmöglichkeiten für Seeforellen in den Bodenseezuflüssen in Auftrag gab.

2011 soll eine Studie Aufschluss über den Lebensraum für Fische in der Bregenzerache geben, die auch in das dort geplante Kraftwerk einfließen soll. Die Seeforellen würden durch das geplante Kraftwerk am Illspitz vom nächstliegenden Fortpflanzungsgewässer abgeschnitten. Historische Fangdaten belegen die besondere Bedeutung des Rheins für die Fortpflanzung der Seeforelle eindrücklich.

Dank der durch die IBKF initiierten Maßnahmen, vor allem der Aufzucht von Millionen Seeforelleneiern in Brutanstalten rund um den See und bis Graubünden, stieg die Zahl der auf ihrem Laichzug festgestellten Seeforellen in den letzten Jahren wieder an, räumen die Fischereivertreter ein. Das geplante Kraftwerk am Illspitz wirke aber den intensiven Bemühungen der IBKF entgegen und gefährde den langfristigen Erhalt der Bestände der Leitfischart des Bodensees.

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