AA

Schweineskandal, Hühnerdung, ... Dr. Zainer, was kommt als Nächstes?

Dr. Bernhard Zainer: "Vorarlberg wird erst dann Bioland, wenn alle Landwirte dazu bereit sind, nach biologischen Grundsätzen zu produzieren."
Dr. Bernhard Zainer: "Vorarlberg wird erst dann Bioland, wenn alle Landwirte dazu bereit sind, nach biologischen Grundsätzen zu produzieren." ©Bilderbox
Schwarzach - Anlässlich des Skandals um Hühnerkot-Dünger auf Bregenzerwälder Weiden sprach WANN & WO mit Dr. Bernhard Zainer, Abteilungsleiter der Amtlichen Lebensmittelkontrolle in Vorarlberg.
Freiwilliger Verzicht auf Hühnerdung
"Jedes Restrisiko vermeiden"

WANN & WO: Wie beurteilen Sie den Vorfall um den auf Bregenzerwälder Weiden ausgebrachten importierten Dünger aus Hühnerkot?

Dr. Bernhard Zainer: Aus Sicht des Konsumenten ein nur schwer gutzumachender „Unfall“. Abgesehen vom nicht verständlichen Sachverhalt – „Wieso tut man so was, brauchen wird das in Vorarlberg?“ – wurden auch Grundsätze der Ri­­sikoabschätzung, -bewertung und insbesondere der -kommunikation missachtet. Dadurch hat ein Flaggschiff der Vorarlberger Lebensmittelproduktion eine schwere Breit­­seite abbekommen.

WANN & WO: Wie brisant ist die Situation in Bezug auf importierte Düngemittel?

Dr. Bernhard Zainer: Dieser Import von Düngemitteln wi­­derspricht dem Grundsatz der ge­­schlossenen und regionalen Kreis­­läufe.

WANN & WO: Wie viel Gentechnik landet als Dünge- oder Futtermittel in den Vorarlberger Agrarbetrieben und in weiterer Folge auf unseren Tellern?

Dr. Bernhard Zainer: Gentechnik ist für die Vorarlberger Landwirtschaft kein Weg und wird auch seitens der Konsumenten abgelehnt. Durch die vertraglichen Vereinbarungen zwischen den Bauern und den Milchbearbeitungsbetrieben wird sichergestellt, dass alle Kühe, deren Milch in Vorarlberg verarbeitet wird, gentechnikfreies Futter erhalten. Im Falle des Hühnerkot-Düngemittels laufen momentan Ermittlungen. Ich persönlich könnte mir aber schon vorstellen, dass unaufgelöste Düngerpellets in den Futterkreislauf gelangen.

WANN & WO: Wie stehen sie zum Einsatz von Antibiotika in der Massenzucht von Hühnern?

Dr. Bernhard Zainer: Ich lehne jeden unnötigen Einsatz von Arzneimitteln und damit deren Eintrag in die Umwelt ab. Oft werden Tierarzneimittel eingesetzt, um Haltungsmängel zu überdecken. Dieses Problem ist jedoch nicht nur auf die Geflügelhaltung beschränkt.

WANN & WO: Wieso muss aufgrund der gesteigerten Milchleistung bei Kühen auf tonnenweise von Lkw importiertes Soja-Kraftfutter zurückgegriffen werden?

Dr. Bernhard Zainer: Hochleistungstiere in der Milchproduktion benötigen viel Eiweiß im Futtermittel. Dieses Eiweiß kann auch durch Soja geliefert werden. Der Einsatz sollte jedoch möglichst niedrig ge­­halten werden.

WANN & WO: Sind die Vorarlberger Bauern aufgrund des internationalen Wettbewerbs gezwungen, auf importierte z.T. nicht gentechnikfreie Futtermittel/Düngemittel zu­­rückzugreifen?

Dr. Bernhard Zainer: Nicht, wenn die Ideen des Ökolands Vorarlberg konsequent umgesetzt werden.

WANN & WO: Nach Schweineskandal, Listerien, Vogelgrippe, BSE, … Was kommt als Nächstes auf uns Konsumenten zu?

Dr. Bernhard Zainer: Leider ist das im Vorfeld nie abzusehen. Sonst wäre im Sinne des Vorsorgeprinzips ein rechtzeitiges Gegensteuern möglich. Erkannte Probleme werden mit Nachdruck bekämpft.

WANN & WO: Wie steht es um das „Bioland“ Vorarlberg?

Dr. Bernhard Zainer: Vorarlberg wird erst dann Bioland, wenn alle heimischen Landwirte dazu bereit sind, nach biologischen Gesichtspunkten zu produzieren. Die Ansätze des Ökolandes Vorarlberg sind ein sehr wichtiger Schritt in diese Richtung.

  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Schweineskandal, Hühnerdung, ... Dr. Zainer, was kommt als Nächstes?