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Paul Grüninger: Ruth Roduners Kampf um den Ruf ihres Vaters

Paul Grüninger half kurz vor dem zweiten Weltkrieg hunderten bis tausenden Juden die Flucht in Schweiz. Er wurde entlassen und verurteilt. Erst nach seinem Tod konnte Grüningers Tochter Ruth Roduner seinen Ruf wiederherstellen.
Film feierte Premiere
Regisseur Alain Gsponer
Ruth Roduner im Interview
Hanno Loewy zum Film

Am Dienstag feierte der Schweizer Film “Akte Grüninger” in Hohenems seine Österreichpremiere, am 31. Jänner läuft er in den heimischen Kinos an. Er erzählt, wie der Polizeihauptmann Paul Grüninger wohl an die tausenden Flüchtlinge in Diepoldsau aufnahm und ihre Flucht vor dem Nationalsozialismus ermöglichte. Zur Premiere erschien auch Ruth Roduner, die Tochter von Paul Grüninger.

Lehrer und Fußballer

Grüninger begann seine Karriere nicht bei der Polizei. Eigentlich war er Lehrer, wurde 1915 mit dem Verein Brühl St. Gallen Schweizer Meister. 1938 war er Präsident des Vereins. Zum Polizeidienst kam er eher zufällig, wie seine Tochter Ruth Roduner verrät. “Seine Eltern hatten ein Tabakwarengeschäft in St. Gallen, da muss jemand von der Regierung gekommen sein”, dieser habe ihre Großmutter gefragt ob sich ihr Sohn nicht für die Stelle bei der Kantonspolizei interessiere. Er würde die Bedingungen, sowohl Lehrer wie Offizier der Streitkräfte zu sein, erfüllen.

Glänzende Karriere in Aussicht

Grüninger zögerte, doch dank der Hartnäckigkeit der Eltern bewarb er sich für die sichere Stelle als Beamter. Große Chancen rechnete er sich laut Roduner nicht aus. “Dann ist er aber aus glaub ich etwa 70 Bewerbern gewählt worden”, erinnert sich die heute 92-Jährige. Dies war kurz nach dem Ersten Weltkrieg, 1925 wurde er zum Polizeihauptmann, eine glänzende Karriere.

Verarmt und verurteilt

Mit dem Auffliegen seiner Fluchthilfe endete diese sofort. Der damals 47-Jährige wurde suspendiert und verlor sowohl sein Gehalt wie auch alle Pensionsansprüche. Die Präsidentschaft des Fußballvereins legte er infolge der Anklage und Verurteilung ab. Verurteilt wegen Amtspflichtverletzung verstarb er 1972 verarmt in seinem Heimatort St. Gallen.

Kampf um Rehabilitation

Jahrzehntelang kämpfte die Familie Grüninger für Gerechtigkeit. 1971 wurde Grüninger in die Liste der “Gerechten unter den Völkern” aufgenommen. Es dauerte bis 1995, bis der Fall neu aufgerollt wurde und Grüninger von einem St. Galler Gericht freigesprochen wurde. Mit der Entschädigungssumme von knapp einer Million Franken gründete Roduner und ihre Kinder die Paul-Grüninger-Stiftung. Diese ehrt das Andenken Grüningers und verleiht regelmäßig einen mit 50.000 Franken dotierten Preis für besondere Menschlichkeit und Mut.

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