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Ohneberg: Stimmung in Vorarlberger Industrie droht zu kippen

Martin Ohneberg, im Bild auf dem 32. Vorarlberger Wirtschaftsforum, fordert im Interview mit dem Wirtschaftsblatt "Taten statt Worte".
Martin Ohneberg, im Bild auf dem 32. Vorarlberger Wirtschaftsforum, fordert im Interview mit dem Wirtschaftsblatt "Taten statt Worte". ©VOL.AT/ Steurer
Schwarzach. Der Vorarlberger Wirtschaft gehe es vielleicht besser als jener im Rest Österreichs. Aufgrund des zunehmenden Preiswettbewerbes und den Lohnkosten, die nicht gesenkt werden, drohe die Stimmung jedoch zu kippen, warnt der Präsident der Vorarlberger Industriellenvereinigung, Martin Ohneberg, im Interview mit dem Wirtschaftsblatt. Es brauche Reformen - auf Bundesebene.

Eine Belastung nach der anderen, keine echte Reformen: Das setzt der Vorarlberger Industrie zu, konstatiert Martin Ohneberg. Der Wirtschaft im westlichsten Bundesland Österreichs gehe es im Allgemeinen zwar besser als jener im Rest der Alpenrepublik. Dass sich das jedoch schnell ändern könne, die Stimmung zu kippen drohe, untermauerten aktuelle Zahlen und Umfragen der Industriellenvereinigung. “Generell kommen […] die Verkaufspreise unter Druck, und der Preiswettbewerb nimmt stark zu. Die Folge ist, dass die Automatisierung steigt – auch weil wir so hohe Lohnkosten haben”, betont der Bregenzer im Interview mit dem Wirtschaftsblatt.

»“Wir brauchen Taten statt Worte.” (Martin Ohneberg, Präsident der Industriellenvereinigung Vorarlberg)«

Wirtschaft habe schließlich auch viel mit Psychologie zu tun und so gelte es, Verdrossenheit zu verhindern. Handlungs- und Reformbedarf sieht der Mehrheitseigentümer und Geschäftsführer der Henn Gmbh dabei vor allem auf Bundesebene. Die Möglichkeiten des Landes seien in vielen Bereichen begrenzt und doch passiere auf Landesebene generell “vieles, das vernünftiger ist als auf Bundesebene”, so der IV-Präsident. Und führt aus: “Das Problem ist, dass Unternehmen nicht zwischen Bund und Land unterscheiden. Es muss also auf allen Ebenen jetzt mit der Umsetzung von Reformen begonnen werden. Wir brauchen Taten statt Worte”.

Flüchtlingskrise als Chance

Kritik am Bund äußert Ohneberg auch angesichts der Flüchtlingsdebatte. So habe die Vergangenheit gezeigt, dass Massenbewegungen stets zu mehr Wachstum führen. Wenn man alles tue, um Integration zu ermöglichen, liege in der aktuellen Flüchtlingskrise wirtschaftlich betrachtet auch eine Chance. Das sei der Weg, den Deutschland derzeit gehe. Österreich aber agiere kontraproduktiv und unprofessionell.

Eine Lösung sieht Ohneberg im goldenen Mittelweg und in der Unterscheidung der Menschen nach Qualifikation. Grundvoraussetzung: Dass die Menschen sich schnellstmöglich der deutschen Sprache bemächtigen und rasch auf dem Arbeitsmarkt integriert werden; umso rascher sei eine Integration in die hiesige Gesellschaft möglich.

Dafür aber brauche es Angebote und zwar vom Bund: “Die Menschen aus dem Ausland nur reinzulassen und zu schauen, was passiert, ist der falsche Weg”, so Ohneberg. Sie am Arbeitsmarkt zu integrieren, das sei allerdings keineswegs Aufgabe der Wirtschaft, der Ball liege bei den Gebietskörperschaften. Man könne sich hier nicht auf die Wirtschaft herauszureden und warten, dass die Unternehmen agieren. (red)

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