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Testamentsfälschungen: Das Wühlen in einem Sumpf

©VN/ Philipp Steurer
Die in den vergangenen Wochen aufgetauchten Testamentsfälschungen scheinen nur die Spitze eines Eisberges zu sein. Auf Hochtouren arbeitet die speziell dafür eingerichtete Sonderkomission an zahlreichen Fällen mutmaßlicher Betrügereien im Zusammenhang mit Hinterlassenschaften.
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Auffälligkeiten

Wie die VN aus Kreisen der SOKO in Erfahrung bringen konnte, ist es das Wühlen in einem Sumpf, der ungeheuere Dimensionen anzunehmen scheint. Zu den bisher verhafteten und in dringendem Tatverdacht stehenden Personen könnten weitere Akteure dazukommen, die sich in einem groß angelegten Netz von kriminellen Aktivitäten bewegen. Man habe seitens der SOKO einen Raster von Auffälligkeiten für die in Frage kommenden Akten erstellt. Alle Akten – es sind dies ca. 20.000 seit dem Jahre 1961 – werden und wurden auf die erstellten Kriterien hin untersucht und dann genauer untersucht. Derzeit fallen rund 300 Dokumente in diesen Raster und werden einer genaueren Prüfung unterzogen. Dies bedeute allerdings nicht, dass sämtliche dieser 300 Dokumente “kriminell” seien. Viele könnten nach der Prüfung sofort als potenzielle Betrugsfälle ausgeschieden werden.

Nachweis schwierig

Das Problem der Ermittler: Es gibt Schriftstücke, die offensichtlich gefälscht sind, der Nachweis der Fälschung jedoch schwer zu belegen ist. Man müsse bei den Ermittlungen sehr behutsam vorgehen und Mosaikstein für Mosaikstein zusammensetzen, um die Betrüger dingfest zu machen. Erwiesen ist, dass von den als gefälscht eingestuften Fällen mehrere aus Lustenau sind. Im Fall des gefälschten Testaments von Frau Anna H. schöpften nicht nur die Angehörigen Verdacht. So kamen Mitgliedern der Pfarre St. Peter und Paul nach Auffliegen der ersten Fälle von Testamentsfälschungen Zweifel. Im Testament von Anna H. war die Kirche St. Peter und Paul als Erbe eines kleinen Ried-Grundstückes von eher geringem Wert aufgeschienen. „Es erschien uns alles schon vorher komisch. Wir kannten die Frau und wussten um ihre tiefe Religiosität. Dass sie fast alles einer unbekannten Person vermachte, kam uns sehr eigenartig vor“, erzählt Hans Fitz, führendes Mitglied des Pfarrkirchenrates. “Wir wurden Anfang dieses Jahres dann auch von einem Vertreter der Verwandten Anna H. kontaktiert. Man bat uns, das Grundstück nicht zu veräußern. Natürlich tun wir das auch nicht”, so Christine Oss, die Büroleiterin der ­Pfarre.

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