Ich bin einfach nur froh, dass ich das Unglück überlebt habe. Ein zaghaftes Lächeln huscht über das Gesicht des 41-jährigen Familienvaters, der seit 15 Jahren Lokführer ist. Wenn Karlheinz Venier mit leiser Stimme über das dramatische Schockerlebnis spricht, ist ihm anzumerken, wie sich die schwierigsten fünf Minuten meines Lebens in sein Gedächtnis gleichsam eingebrannt haben. Als auf dem Display im Führerstand die Warnmeldung kam, dass der 770-Tonnen-Autotransportzug auf der abschüssigen Strecke beim Brazer Bogen unkontrolliert immer schneller wird, hat der Lokführer alles unternommen, um die rasende Fahrt von bis zu 125 km/h noch einzubremsen.
Ich konnte aber nichts mehr machen, da war nur noch ein Gefühl der Verzweiflung. Es war es mir unerklärlich, dass der Zug nicht mehr gebremst hat, schüttelt Venier den Kopf. Dass die Technik versagt hat und kein menschliches Fehlverhalten vorlag, geht aus den Untersuchungen der Unfallkommission hervor. Bis kurz vor der Zugsentgleisung blieb Karlheinz Venier am Führerstand, flüchtete sich dann in den Maschinenraum. Sein ausdrücklicher Dank galt gestern noch einmal den Ersthelfern, die ihn aus der zerschmetterten Taurus-Lok geborgen haben. Ich schaue jetzt nach vorne, macht sich der Lokführer Mut, im Wissen darum, dass er das dramatische Geschehen wohl nie vergessen wird.
Ich lerne damit umzugehen, es zu verarbeiten. Die Kraft dazu schöpft er aus dem Rückhalt durch die Familie, Ehefrau Monika und die Töchter Leonie und Emma. Unterstützung kommt auch von den ÖBB durch spezielle psychologische Betreuung. Wenn ich wieder richtig fit bin, will ich wieder am Führerstand stehen. Das braucht aber noch Zeit, räumt der Lokführer ein. Mit den Worten Wir sind erleichtert, dass es Ihnen schon wieder besser geht, bedankte sich der neue ÖBB-Chef Christian Kern gestern am Bludenzer Bahnhof persönlich bei Karlheinz Venier für sein tadelloses Verhalten und überreichte der Familie einen Gutschein für einen Wochenendurlaub. Am Abend gab es in Braz noch ein ÖBB-Dankefest für die Aufräum- und Reparaturtrupps, die nach dem Unglück eine Woche lang im Dauereinsatz waren.
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