Gewerbe und Handwerk: Aufträge ja, Erträge nein
Gewerbe und Handwerk verfügen über Aufträge aber keine Erträge. Den Betrieben bleibt vor Steuern 2,9 % des Umsatzes als Ertrag. Fast 60 % der Betriebe schreiben keine Gewinne, 38 % davon schreiben Verlust, betont der Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk, KommR Ing. Heinz Hajek. Mit einer Eigenkapitalquote von 20,4% liegt das Vorarlberger Gewerbe und Handwerk österreichweit im Spitzenfeld, andererseits verfügen aber 41% der Betriebe über kein Eigenkapital. Das Thema Mitarbeiterbeteiligung kann daher nur für jene Betriebe aus Gewerbe und Handwerk praktizierbar sein, deren Gewinne nach Steuern bei über 5 Prozent liegen, so Hajek.
Als Mitarbeiterbeteiligung sieht Hajek nur die Möglichkeit einer freiwilligen Erfolgsbeteiligung im Gewerbe. Bei einer Erfolgsbeteiligung bestehe derzeit das Handicap, dass nicht die Mitarbei-ter sondern der Staat und die Sozialversicherung die Gewinner seien. Für 100 Euro netto die der Betrieb an einen Mitarbeiter auszahle, müsse er 250 Euro in die Hand nehmen. Das Thema ist daher für 99 % unserer Betriebe nicht geeignet, da es das Steuer- und Sozialsystem derzeit nicht zulässt, so der Gewerbe-Obmann. Was es aber bereits derzeit schon gebe und von der Beleg-schaft sehr gut angenommen werde, seien Prämienmodelle als individuelle Belohnung, so Ha-jek.
Probleme bereiten den Gewerbebetrieben angesichts der aktuellen Konjunkturzahlen die galoppierenden Marktpreise bei Energie, Öl, Eisen und Stahl. Die Preise für Vorprodukte sind im letzen halben Jahr um nahezu 50 % gestiegen und auch der Zuwachs bei den Arbeitskosten ist enorm. Unsere Betriebe hatten in den letzten 2 Jahren keine Möglichkeit Kosten unterzubringen. Bei den Auftragsbeständen liegen wir relativ gut, aber bei der Umsatz- und Gewinnentwicklung ist die Situation unbefriedigend, erläutert Hajek. Trotzdem würden die Betriebe auch im 4. Quartal ihren Mitarbeiterstand ausbauen wollen und damit zusätzliche Jobs schaffen. Kleinstbetriebe bis zu 9 Mitarbeitern erweisen sich als echte Jobmotoren, da diese deutliche stärker wachsen als Betriebe ab 20 Mitarbeitern: Klein- und Kleinstbetriebe leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Beschäftigung!, unterstreicht Hajek.
Konjunkturbericht Gewerbe und Handwerk:
Bei der Erhebung wurden 375 Vorarlberger Gewerbe- und Handwerksbetriebe mit insgesamt 6.800 Beschäftigten befragt.
Positive Entwicklung in den investitionsgüternahen Branchen
Öffentliche Aufträge zurückgegangen
Hier lag der durchschnittliche Auftragsbestand im 3. Quartal 2007 mit 14,9 Wochen um 17% über dem Vorjahresniveau. Zurückzuführen ist diese Steigerung nur auf die private und gewerbliche Nachfrage (+21%); die öffentlichen Aufträge nahmen um 25,7% ab. Mit Ausnahme des Holzsektors verlief das 3. Quartal 2007 in allen Sektoren positiv.
Leichte Abschwächung im konsumnahen Bereich
Hier melden 15% der Betriebe Umsatzsteigerungen (Vorjahr: 21%), 80% gaben stabile Umsätze an (Vorjahr: 69%), für 5% der Unternehmen sind die Umsätze rückläufig (Vorjahr: 10%). Somit hat sich die Situation insgesamt leicht verschlechtert, der Saldo aus Unternehmen mit Umsatzsteigerungen und Umsatzrückgängen liegt jedoch weiterhin deutlich im positiven Bereich. Die insgesamt rückläufige Entwicklung ist auf den sinkenden Anteil der Betriebe mit Umsatzzuwächsen in den Sektoren Metall/Elektro und Nahrung/Genussmittel zurückzuführen.
Vorausschau auf das 4. Quartal 2007
Hier hat der Optimismus der Unternehmer gegenüber dem Vorjahr abgenommen, so Heinrich Hajek. Im Detail zeigen sich die Erwartungen wie folgt: In den investitionsgüternahen Branchen erwarten 10% der Betriebe (Vorjahr: 18%) eine positive Entwicklung für das 4. Quartal 2007. 85% (Vorjahr: 74%) rechnen mit gleich bleibenden Auftragseingängen; 5% (Vorjahr: 8%) befürchten Rückgänge.
In den konsumnahen Branchen sehen 21% der Betriebe eine positive Entwicklung (Vorjahr: 30%); pessimistisch hingegen sind 3% (Vorjahr: 6%).
Beschäftigungssituation
Während 77% der Vorarlberg Gewerbe- und Handwerksbetriebe ihren Beschäftigungsstand in den kommenden Monaten konstant halten, beabsichtigen 20% Personal einzustellen und 3% befürchten, den Beschäftigtenstand reduzieren zu müssen. Die insgesamt geplante Erhöhung des Personalstands für den Zeitraum Oktober bis Dezember 2007 von 1,8% liegt knapp über dem Vorjahresniveau.
(Quelle: Wirtschaftskammer Vorarlberg)
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