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„Tierquälerei kann viele Gründe haben“

Dr. Roland Wölfle
Dr. Roland Wölfle ©Bernd Hofmeister
Tierquälerei ist kein Kavaliersdelikt! Bei einer Verurteilung drohen bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe. Die NEUE sprach mit Psychiater Roland Wölfle über die Beweggründe, ein wehrloses Tier zu misshandeln.

„Tierquälerei kann viele Gründe haben“, weiß Roland Wölfle, Psychiater am Landeskrankenhaus „Maria Ebene“.

Der jüngste Fall wurde aus der Bregenzerwälder Gemeinde Schwarzenberg gemeldet. Wie berichtet, hat ein Unbekannter einem erst fünf Monate alten Kalb auf einer eingezäunten Wiese die Sehnen bis auf den Knochen durchtrennt. Das Tier musste nach der abscheulichen Tat notgeschlachtet werden.

Die Polizei sucht nach wie vor nach dem oder den Tätern. Viele stellen sich nun die Frage, was einen Menschen dazu bewegt, einem wehrlosen Tier so etwas Fürchterliches anzutun.

Psychiater Wölfle: „Jeder Tierquäler ist ein Fall für sich.“ Solche Menschen könnten beispielsweise eine sadistische Persönlichkeitsstruktur oder ein schlechtes Selbstwertgefühl haben. „Möglicherweise war die Tat sexuell motiviert. Es könnte sich aber auch um einen Racheakt gehandelt haben“, vermutet der Psychiater.

Bei erwachsenen Kriminellen habe man in Gesprächen sehr oft feststellen müssen, dass diese in ihrer Kindheit „immer und immer wieder Tiere gequält haben.“ Das hätte, laut Wölfle, bereits damals therapiert gehört, weil dies ein Vorbote auf deren gesellschaftlichen Niedergang gewesen sei.

„Auch viele Er­wachsenen von heute haben in ihrer Kindheit schon einmal einem Frosch die Beine oder Fliegen die Flügel ausgerissen.“ Das sei ein bekanntes kindliches Phänomen, wenn es bei Einzelfällen bleibt. Dabei gehe es den Heranwachsenden in erster Linie um das Aus­brechen aus ihrer kind­lichen Welt in die der Erwachsenen. Und das drücke sich oftmals durch Quälen von schwächeren Lebewesen aus, so der Ps­ychiater.

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