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Nach Niqab-Auftritt von Nora Illi: Droht Anne Will das Gefängnis?

Nachdem Auftritt der Niqab-Trägerin Nora Illi liegen mehrere Anzeigen gegen Moderatorin Anne Will vor.
Nachdem Auftritt der Niqab-Trägerin Nora Illi liegen mehrere Anzeigen gegen Moderatorin Anne Will vor. ©APA/NDR
Nach dem kontroversen Auftritt der Niqab-Trägerin Nora Illi in der ARD-Talkshow "Anne Will" liegen mehrere Anzeigen gegen die TV-Moderatorin vor.
Kritik an "Anne Will"

Der Auftritt von Nora Illi im Niqab in der Sendung vom 6. November hatte heftige Reaktionen hervorgerufen. Zahlreiche Zuschauer kritisierten Moderatorin Anne Will, sie habe dem radikalen Islam eine breite Plattform geboten. Es ging in der Sendung im Anschluss an einen “Tatort” über eine deutsche Schülerin, die zum Islam konvertieren möchte, insbesondere um die Frage, warum sich junge Muslime radikalisieren. Nora Illi ist Frauenbeauftragte des “Islamischen Zentralrats Schweiz”, dem immer wieder radikale Verbindungen vorgeworfen werden.

Fünf Anzeigen gegen Anne Will

Wie Focus Online berichtet, liegen mittlerweile fünf Strafanzeigen gegen Anne Will vor, die Staatsanwaltschaft Hamburg hat ein Vorermittlungsverfahren eröffnet. Als möglicher Straftatbestand käme eigentlich nur Volksverhetzung infrage, sagte der Fachanwalt für Strafrecht Jens Rabe zu Focus Online. Eine mögliche Strafe könne eine Geldstrafe sein, oder gar eine Freiheitsstrafe mit bis zu drei Jahren Haft.

Dass es dazu kommt, hält der Experte allerdings nicht für wahrscheinlich. Zum einen seien Illis Aussagen zwar kontrovers, aber nicht strafrechtlich relevant. Außerdem habe sich Anne Will “Illis Aussagen, sollten sie denn strafrechtlich relevant sein, nicht zu eigen gemacht.” Stattdessen habe die Moderatorin Illi kritisch darauf angesprochen, um sie zu einer klaren Positionierung zu bewegen.

Verharmlosung des Dschihad?

Bei den umstrittenen Aussagen geht es unter anderem um ein früheres Zitat Illis, die den Dschihad als “eine bitterharte Langzeitprüfung mit ständigen Hochs und Tiefs” bezeichnete. Anne Will hielt ihr dieses Zitat vor. Laut Rabe könne man aus dem Zitat, wenn man es böswillig auslege, zwar eine Verharmlosung des Dschihad herauslesen, sie darauf festzulegen, hielte der Anwalt aber für schwierig.

Anne Will und die ARD hatten die Entscheidung, die Niqab-Trägerin in die Sendung einzuladen, auch im Nachhinein verteidigt. “Wir wussten, was wir tun, wenn wir Frau Illi einladen. Wir haben für uns abgewogen, ob das in diesem Kontext (des vorher gesendeten Tatorts über die Radikalisierung junger Muslime) für uns vertretbar ist”, sagte Will etwa der Wochenzeitung “Die Zeit”.

Redaktion verteidigte die Sendung

Die Redaktion des Sonntagabend-Talks betonte in einer auf der Website der Sendung veröffentlichten Stellungnahme: “Dass Nora Illi als Vorstandsmitglied des “Islamischen Zentralrats der Schweiz” (IZRS) in der Debatte als radikalste Vertreterin des Islams auftreten würde, war uns bewusst und somit Teil der Dramaturgie der Sendung.”

Für die meisten Zuschauer sei ihre Haltung verständlicherweise höchst verstörend und provozierend gewesen. Dennoch würde man die Schweizer Konvertitin wieder zu einer Sendung mit diesem Thema einladen: “Nach Abwägung aller öffentlich und natürlich auch intern geäußerten Kritik und der damit angestoßenen Debatte beantworten wir diese Frage auch weiterhin mit Ja.”

Kritik vom Rundfunkrat

Der NRD-Rundfunkrat beschäftigte sich nach der Ausstrahlung ebenfalls mit der Sendung und kritisierte sie deutlich. Man hätte den “extremen Ansichten” Nora Illis kein Forum bieten müssen. Außerdem hätte man den Verein “Islamischer Zentralrat Schweiz” besser einordnen müssen. Der Rundfunkrat habe aber – nach ausführlicher Diskussion unter Beteiligung von Anne Will – den Beschluss gefasst, dass die Sendung nicht gegen die Grundsätze der Programmgestaltung des NDR-Staatsvertrags verstoßen habe.

(dpa/Red.)

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