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Mordfall Cain: Warten auf den Obduktionsbericht

Feldkirch - Gespannt warten Ermittler und Verteidiger Edgar Veith auf den Obduktionsbericht. Das Gerichtsmedizinische Gutachten könnte der Schlüssel bei der Aufklärung des Falles werden. Laut Veith gäbe es Anhaltspunkte, dass Cain unter Umständen gesundheitlich vorbelastet war. Er wolle aber mit dieser Aussage nichts bagatellisieren.
Cain wurde bereits tags zuvor geschlagen
"Wollte aus Buben Kerle machen"
Mahnwache für Cain in Bregenz
Der vollständige Expertenbericht

Der verdächtige Milosav M. ist weiterhin gesundheitlich sehr angeschlagen. Gestern besuchte ihn sein Götzner Anwalt erneut in der Justizanstalt. Dem 26-jährigen Serben macht seine Muskelerkrankung offenbar nach wie vor schwer zu schaffen. Verteidiger Edgar Veith fordert deshalb, dass sein Klient so schnell wie möglich fachärztlich von einem Neurologen betreut wird. „Die Abstimmung der Medikamente muss verbessert werden. Mein Mandant bricht immer wieder zusammen. Er verfügt zurzeit nur über zwanzig Prozent seiner Kraft, wird regelmäßig von Lähmungen und auch Atemnot heimgesucht“, so Veith. Alltägliche Dinge wie Duschen oder Zelle reinigen fielen ihm sehr schwer. Untergebracht ist der Häftling nach wie vor in einer Einzelzelle.

Zentrale Frage ist derzeit, woran der dreijährige Cain starb. Das kann nur der Obduktionsbericht erläutern. Milosav M. gibt zwar zu, den Buben an zwei aufeinanderfolgenden Tagen geschlagen zu haben, dass er daran gestorben ist, kann er jedoch nicht glauben. Auf die Frage „Woran sonst?“ antwortet der Verteidiger: „Es gibt Anhaltspunkte, dass Cain unter Umständen gesundheitlich vorbelastet war. Ich möchte aber mit dieser Aussage nichts bagatellisieren. Wir müssen abwarten.“

Pflichtverteidiger lehnt Haller als Gerichtspsychiater ab

Auf dem Tisch liegt bislang nur das Gutachten zum Thema „Vernehmungsfähigkeit“ von Primar Reinhard Haller. Pflichtverteidiger Veith lehnt  Haller als Sachverständigen in dieser Causa jedoch ab. Haller habe bei einer Podiumsdiskussion zum Fall Cain von Mord gesprochen, so Veith. Seines Erachtens könne er daher im Gerichtsverfahren nicht als unabhängig auftreten: „Es geht einfach nicht, dass er sich öffentlich auf der Podiumsdiskussion dazu äußert und anschließend ein objektives Gutachten abgeben soll“, so Edgar Veith auf Nachfrage von VOL Live.

Prozess – Veith will insgesamt drei Gutachten beantragen

Für den Prozess will Veith insgesamt drei Gutachten einholen. Ein neurologischer Experte soll sich zur Muskelerkrankung des Tatverdächtigen äußern, zudem werde er ein psychiatrisches Gutachten zur Zurechnungsfähigkeit sowie eine psychologische Expertise beantragen, die den Drogen- und Medikamentenkonsum sowie die Erziehungsfähigkeit seines Mandanten beleuchten soll.

“Weder Verwandte noch Freunde besuchen Milosav”

Nach wie vor hat Milosav M. so gut wie keine Verbindung zur Außenwelt. Auf die Frage, ob es irgendeinen Kontakt des Häftlings zu Cains Mutter gebe, sagt Veith: „Das Einzige, was ich dazu sagen möchte, ist, dass ich derzeit die einzige Kontaktperson für meinen Mandanten bin.“ Weder Verwandte noch Freunde besuchen den Häftling. Veith selbst kaufte ihm ein paar persönliche Dinge und gab ihm etwas Geld für einen Kaffee zwischendurch. „Weil ich ihn auch als Menschen sehe“, so Veith. Wann der Obduktionsbericht einlangt, ist offen. Milosav M. will sich nun mit psychologischer Unterstützung intensiv mit dem Vorfall auseinandersetzen. Veith wird versuchen, dies zu organisieren.

(VN; VORARLBERG ONLINE; Austrian Press Agency)

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