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Aus der Geschichte: Kaiser-Strand-Hotel in Lochau 1910 - 2010

100 Jahre Kaiser-Strand-Hotel am Kaiser-Franz-Josef-Strand in Lochau am Bodensee.
100 Jahre Kaiser-Strand-Hotel am Kaiser-Franz-Josef-Strand in Lochau am Bodensee. ©Sammlung Walter Rützler / Manfred Schallert
Kaiser-Strand-Palast-Hotel 1910 - 2010

Lochau. 1824 verkehrt das erste Dampfschiff zwischen Friedrichshafen und Romanshorn, 1831 wird die heutige L 190 zwischen Lochau und Bregenz gebaut, 1847 erreicht die erste Eisenbahnlinie den Bodensee, 1872 wird die Bahnverbindung Bregenz-Lindau fertiggestellt, 1884 nimmt die österreichische Dampfschifffahrt ihren Betrieb auf, 1910 wird das prunkvolle “Kaiser-Strand-Palast-Hotel” am Lochauer Bodenseeufer eröffnet, 2010 feiern wir nun am neu gestalteten “Kaiserstrand” mit einem glanzvollen Fest das 100-jährige Hoteljubiläum. Ein Rückblick auf die bewegte Geschichte gehört da natürlich dazu!

Um 1900 führten die Geschwister Josef und Theresia Hutter direkt am See in unmittelbarer Nähe des alten Hafens am Bäumle das traditionsreiche “Gasthaus zum Anker” mit einer ersten Lochauer Badehütte und einer kleinen Anlegestelle für Boote. Sie boten auch ersten Feriengästen eine bescheidene Unterkunft und waren also die eigentlichen Pioniere des Fremdenverkehrs hier in Lochau am Bodensee.

1905 kaufte der Hotelfachmann Georg Hauber, der zu dieser Zeit auch das Hotel Reutmann in Lindau führte, von den Geschwistern Hutter das alte Gasthaus samt Anwesen, um auf der Halbinsel am Bäumle für seinen Sohn, der Medizin studierte, eine Heilanstalt mit Kurbetrieb zu bauen. Er begann nach den Plänen des Bregenzer Baumeisters Otto Malaun mit dem Bau des westseitigen Traktes des heutigen Gebäudekomplexes als Teil der künftigen Heilanstalt. Noch während der Bauzeit verstarb sein Sohn, und so entschloss sich Georg Hauber, das Haus nach entsprechenden Änderungen selbst als Hotel zu führen. Die Einweihung des ersten Traktes der neuen Hotelanlage samt einem neuen Landungssteg für die Bodensee-Dampfschifffahrt am 22. Juli 1910 gestaltete sich zu einem wahren Volksfest.

Schon bald wurde diese Anlage durch einen kolossalen Zubau, dem südseitigen Gebäudetrakt mit dem dominierenden imposanten Turm erweitert. See- und Uferpromenade mit Kurgarten, Musikhalle und Tennisplätzen, Hafenanlagen, Badehaus und hoteleigenem Strandbad im Bereich des heutigen Schwarzbades sorgten für das entsprechende Ambiente und für die touristische Veränderung im legendären Umfeld des ehemaligen Hafens am Bäumle. Als Krönung seiner Initiativen aber wurde Georg Hauber von seiner Majestät, Kaiser Franz Josef I., in Audienz empfangen und erhielt die hochoffizielle Erlaubnis, sein stolzes Werk nun “Kaiser-Strand-Palast-Hotel” und den vorgelagerten Uferabschnitt “Kaiser-Franz-Josef-Strand” nennen zu dürfen. Selbst Kaiser Karl I., der letzte Monarch aus der Habsburger Dynastie, genoss 1917 mit seiner Gattin Zita nach seinem Besuch im Lazarett Schloss Hofen bei der Abfahrt am Lochauer Landesteg die Atmosphäre am legendären Kaiserstrand. Für den schönen Gedichtvortrag erhielt damals die kleine Anna Hörburger von der Kaiserin als Geschenk ihre eigene goldene Uhr.

Eine aufwendig gestaltete Werbebroschüre mit 20 Seiten aus dem Jahre 1912 oder der aussagekräftige Hotel-Briefkopf sowie viele verschiedenartige Ansichtskarten aus dieser Zeit belegen den Glanz des Seehotels mit 250 Gästebetten. So bezeichnete eine namhafte Schweizer Tourismus-Fachzeitung das neue Unternehmen am Lochauer Bodenseeufer sogar wörtlich als das größte, schönste und komfortabelste Hotel zwischen Zürich und München. Der Bahnhof Lochau war zu Hotelzeiten Schnellzugstation!

Das Schicksal hat es aber dann in der Folge mit dem stolzen Hotelier Georg Hauber leider nicht gut gemeint. Die überdimensionalen Investitionen und insbesondere der Ausbruch des 1. Weltkrieges im Jahre 1914 haben das junge Unternehmen in den unvermeidlichen Konkurs getrieben. Georg Hauber verstarb, völlig verarmt, am 28. Juli 1918 nach einer Operation in Innsbruck. Der Hotelbetrieb wurde von der Gläubigermasse mit tatkräftiger Unterstützung des heimischen Bürstenfabrikanten Franz Homann bis Ende 1918 weitergeführt.

Die Besitzer wechselten. 1921 wird nochmals von einer glanzvollen Wiedereröffnung berichtet, bis das Hotel im Jahre 1925 schließlich um 600.000 Mark an den Verband der Gemeindebeamten in Baden als Erholungsheim für seine Mitglieder verkauft wurde. Die Weltwirtschaftskrise 1929 und insbesondere die von Hitler nach seiner Machtergreifung in Deutschland im Jahre 1933 erlassene “Tausend-Mark-Sperre” machten den erhofften Wiederaufschwung zunichte. Das Hotel wurde geschlossen. Nach der “Befreiung” Österreichs im März des Jahre 1938 ging es in den Staatsbesitz des “Tausendjährigen Großdeutschen Reiches” über und war im Herbst dieses Jahres sogar kurzfristig Notunterkunft für Flüchtlinge aus dem Sudetenland.

Dann aber wurde der einstige Prachtbau am exzellenten Platz mit dem Einsatz von einigen Millionen Mark in eine “Reichszollschule” umgewandelt. Der 30 Meter hohe Turm wurde abgebrochen, der öffentliche Durchlass an den See zugemauert, die einladend wirkende romantische Fassade samt den Balkonen wurde, dem Zeitgeist entsprechend, wie ein Rekrut auf zackig frisiert, neue Gebäudeteile wurden dazu gebaut.

Mit Beginn des 2. Weltkrieges im Jahre 1939 wurde zuerst erwogen, hier eine SS-Kaserne einzurichten, doch ab dem Jahre 1943 diente der riesige Gebäudekomplex als “Reservelazarett der Deutschen Wehrmacht” mit je einer Abteilung für Inneres, Chirurgie, Neurologie und Augenverletzungen. Nach dem Krieg wurde aus dem Lazarett nun endgültig eine Kaserne. Als Besatzungsmacht zogen die Franzosen ein, und nach dem Abzug aller Besatzungstruppen aus Österreich wurden die Objekte bereits im Jahre 1953 von der Bundesgebäudeverwaltung als nunmehr österreichisches Staatseigentum übernommen. Ein Bataillon der so genannten B-Gendarmerie unter Major Alois Uiberacker, dem späteren Vorarlberger Militärkommandanten, wurde als Vorläufer des künftigen österreichischen Bundesheeres von Oberösterreich nach Lochau in die inzwischen total verwahrloste Kaserne verlegt. Lochau erhielt nach dem Abschluss des Staatsvertrages 1955 nun den Status Garnisonsgemeinde.

Viele Jahre hieß es für tausende Vorarlberger in der Folge “Drill am Bodensee”, denn das österreichische Bundesheer bildete in der “Rhomberg-Kaserne” bis 1998 seine Soldaten aus. Dann hatte der veraltete Gebäudekomplex ausgedient und stand in den folgenden Jahren leer. Nach langwierigen Verhandlungen mit großem Durchhaltevermögen wechselte das knapp 20.000 Quadratmeter große Gelände schließlich im Jahre 2005 den Besitzer. Eine Investorengruppe um die Feldkircher “projektart”-Errichtungsgesellschaft setzte sich in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Lochau, dem Bundesdenkmalamt und zahlreichen ausführenden Unternehmen zum Ziel, das Juwel am Bodenseeufer wieder seiner ursprünglichen Bedeutung als touristisches Zentrum am Bodensee zuzuführen. Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum der damaligen Eröffnung des “Kaiser-Strand-Palast-Hotel” ist nun wie anno dazumal ein nobles Hotel in die historischen Gemäuer eingezogen. Ein neuer Anziehungspunkt für die heimische Bevölkerung und für die Gäste aus der ganzen Welt, um hier im herrlichen Ambiente am Lochauer Bodenseeufer, dem schönsten Strand Österreichs, Erholung zu suchen und die Freizeitgestaltungsmöglichkeiten zu nützen.

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