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Landtagsenquete zur nachhaltigen Entwicklung

Der deutsche Vordenker Meinhard Miegel bei seinem Referat.
Der deutsche Vordenker Meinhard Miegel bei seinem Referat. ©Harald Pfarrmaier
Landtagsenquete

Bregenz. „Die Endlichkeit unserer Ressourcen wird uns beinahe täglich vor Augen geführt. Wir brauchen deshalb neue, vielversprechende Ansätze, um in eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft gehen zu können“. Damit eröffnete Landtagspräsidentin Bernadette Mennel heute, Freitag, 14. Oktober 2011, die Landtags-Enquete „Wir sparen beim Wachstum – dafür leben wir besser“, die Impulse auf dem Weg Vorarlbergs in eine nachhaltige Zukunft setzte.

LTP Mennel erinnerte an den spektakulären Bericht des „Club of Rome“, der – 1972 erschienen – mit der damaligen Ölkrise zusammenfiel und erstmals die Grenzen des Wachstums aufzeigte. „Heute wird uns die Endlichkeit unserer Ressourcen wiederum nahezu täglich vor Augen geführt. Nicht nur, dass die Energiepreise je nach Wirtschaftslage stark schwanken, die Verknappung auch anderer Rohstoffe führt zu steigenden Preisen auch von Grundnahrungsmitteln. Dies trifft wiederum besonders die Bewohner armer Länder.“

Es gebe zwar, was die Einbremsung des Ressourcenverbrauchs betreffe, bereits viel versprechende neue Ansätze – etwa das im Landtag einhellig beschlossene Projekt „Energiezukunft Vorarlberg“ und damit das Ziel, bis 2050 energieautonom zu werden. „Dennoch müssen wir uns fragen, ob eine Gesellschaft, die, wie es der englische Umweltökonom Tim Jackson ausdrückt, ‚auf ewiges Wachstum’ ausgerichtet ist, angesichts begrenzter Ressourcen zukunftsfähig sein kann“, so Mennel. Die Enquete des Landtags solle Wege in eine lebenswerte Zukunft auch ohne ständig steigendes Wachstum weisen.

Unter dem Titel „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität – Vom Ende einer Trias“ näherte sich der deutsche Vordenker Meinhard Miegel dem Thema. Der Vorstandsvorsitzende des „Denkwerks Zukunft – Stiftung kulturelle Erneuerung“ in Bonn plädierte für ein Zurückdrängen der Wachstumsideologie und die Schaffung einer zukunfts- und verallgemeinerungsfähigen Kultur. Das Wirtschaftswachstum sei zur ultimativen Weltreligion avanciert. Menschen, Tiere, Pflanzen, Landschaften, Städte und Kulturen fielen ihr zum Opfer. Miegel fordert mehr privates Engagement ein, den Verzicht auf Unnötiges. „Wir haben uns übernommen. Die Versorgungs- und Entsorgungskapazitäten der Erde reichen nicht aus, um einer vorerst weiter explodierenden Weltbevölkerung den angestrebten Lebensstandard zu ermöglichen. Wir sind hier Opfer einer Ideologie immerwährender wirtschaftlicher Wachstumsmöglichkeiten.“

Erstmalig im Rahmen einer Landtagsenquete wurde im Vorfeld ein Bürgerinnen- und Bürger-Rat mit der Thematik befasst. Zu den von Manfred Hellriegl und Kriemhild Büchel-Kapeller moderierten Ergebnissen zählten u.a. dass der Begriff Wohlstand einem Wertewandel unterworfen ist. Es komme zu einer Neuorientierung, weg vom materiellen Denken, hin zu emotionalen Qualitäten. Es gehe auch um „das Wachstum als Mensch“, für den es keinen materiellen Wohlstand brauche. Als wichtiger Wert wurde auch die Familie festgemacht. Hier vor allem die Eigenverantwortung, welche Werte den Kindern in der Erziehung mitgegeben werden. Diese Ergebnisse wurden von Gastgebern aus dem Bürgerinnen- und Bürgerrat mit den Anwesenden in einem „World Café“ diskutiert und vertieft.
HAPF

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