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Kurden in Kobane wehren neue Angriffe der Jihadisten ab

IS greift Kobane "an allen Fronten" an.
IS greift Kobane "an allen Fronten" an. ©EPA
Die Jihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) hat ihre Angriffe auf die umkämpfte syrische Stadt Kobane verstärkt. Nach zwei Selbstmordanschlägen hätten die Extremisten Kobane "an allen Fronten" angegriffen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, am Dienstag lieferten sich beide Seiten demnach weiter heftige Gefechte.
Türkei: Undurchsichtige Haltung
USA werfen Waffen für Kurden ab

Die Anschläge am Montagabend im Norden der Stadt sollten offenbar dazu dienen, Kobane von der türkischen Grenze abzukoppeln. Die Regierung in Ankara hatte am Montag überraschend angekündigt, nun doch ihre Grenze für im Irak ausgebildete Peschmerga-Kämpfer zu öffnen, damit diese die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) beim Kampf um Kobane unterstützen können. Die USA, die die Kurden am Sonntag erstmals aus der Luft mit Waffen und Medizin versorgt hatten, begrüßten diesen Schritt.

Kämpfe dauern an

Die Volksverteidigungseinheiten versuchen seit Wochen verzweifelt, Kobane zu verteidigen. Dabei werden sie von einer US-geführten Militärallianz unterstützt, die mutmaßliche IS-Stellungen aus der Luft angreift. Bei den Luftangriffen und Kämpfen am Boden wurden laut Beobachtungsstelle am Montag mindestens 17 IS-Kämpfer getötet. Zudem seien fünf kurdische Kämpfer getötet worden.

Am Dienstag dauerten die Kämpfe zwischen Kurden und Jihadisten in Kobane an. Die Beobachtungsstelle berichtete außerdem über eine weitere Explosion. Vermutlich habe es sich dabei um eine Autobombe gehandelt. Die Lage vor Ort ist höchst unübersichtlich. Die Angaben der Beobachtungsstelle, die der syrischen Opposition nahesteht, sind von unabhängiger Seite nur schwer überprüfbar.

Kurden auch im Irak angegriffen

Die IS-Miliz, die in den vergangenen Monaten auch weite Teile im Irak erobert hatte, griff am Montag zudem die von Kurden kontrollierte Stadt Kara Tapah nördlich der irakischen Hauptstadt Bagdad an. Zehn Menschen wurden nach Angaben der Behörden getötet, die Hälfte der 9.000 Einwohner zählenden Stadtbevölkerung floh. “Wir haben Angst, dass der IS uns einkesselt und diese Stadt in ein zweites Amerli verwandelt”, sagte der Bewohner Haidar. Er bezog sich damit auf eine irakische Stadt, die Anfang September von den Jihadisten erobert worden war.

Irak berät mit Iran

Der irakische Ministerpräsident Haidar al-Abadi beriet am Dienstag in Teheran mit der iranischen Regierung über den Kampf gegen die radikalsunnitischen Jhihadisten. “Dies ist eine Bedrohung für die Region, diese Terrorgruppen versuchen, einen Keil zwischen Schiiten und Sunniten zu treiben”, wurde Abadi von der Nachrichtenagentur Irna zitiert. Eine ausländische Intervention zur Bekämpfung der IS-Miliz auf irakischem Boden schloss der Regierungschef kategorisch aus: “Keine Bodentruppen irgendeiner Supermacht, internationalen Koalition oder Regionalmacht werden hier kämpfen.”

Die USA und andere Staaten fliegen seit Anfang August Luftangriffe auf IS-Stellungen im Irak. Auch Großbritannien beteiligt sich daran. Das Verteidigungsministerium in London kündigte am Dienstag an, das Bündnis nun auch in Syrien zu unterstützen. Flugzeuge und Drohnen der Royal Air Force würden dort für Aufklärungszwecke eingesetzt. Ein Mandat für Kampfeinsätze in Syrien liege aber nicht vor.

Presse: IS kann in Türkei relativ ungestört operieren

Laut einem britischen Pressebericht kann die Terrormiliz “Islamischer Staat” (IS) im NATO-Land Türkei offenbar relativ ungestört operieren. Die Zeitung “The Telegraph” berichtete kürzlich, ein syrischer Rebellenführer sei bei einem letztlich gescheiterten Entführungsversuch durch den IS nahe der türkischen Grenzstadt Sanliurfa angeschossen worden.

Der Vorfall ereignete sich den Angaben zufolge am Freitag. Abu Issa, der Anführer der syrischen Rebellengruppe Thuwar Raqqa, die den IS in Kobane bekämpft, geriet in einen Hinterhalt, als er von Gesprächen mit türkischen Offiziellen aus dem Stadtzentrum von Sanliurfa zurückkehrte.

Abu Issa und sein 20-jähriger Sohn Ammar wurden von vier Männern, die die Fahrbahn blockierten, aus ihrem Fahrzeug gezerrt. Die geplante Entführung nach Syrien sei an der starken türkischen Militärpräsenz an der Grenze gescheitert, schrieb das Blatt. Abu Issa sei mit einer Schussverletzung in ein Krankenhaus gebracht worden.

(APA)

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