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Italien steht im EM-Finale gegen Spanien

Zwei herrliche Balotelli-Treffer bringen Italien ins EM-Finale.
Zwei herrliche Balotelli-Treffer bringen Italien ins EM-Finale. ©EPA
Italien schlägt Deutschland im zweiten Halbfinale der Euro 2012 mit 2:1.
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Spanien steht im Finale

Das Finale der Fußball-EM lautet Spanien gegen Italien. Die “Squadra Azzurra” setzte sich am Donnerstag im Nationalstadion von Warschau etwas überraschend gegen Deutschland mit 2:1 (2:0) durch und hat damit am Sonntag in Kiew gegen den Titelverteidiger und Weltmeister die Chance auf den zweiten Europameistertitel, den ersten seit 1968. Matchwinner für die Italiener war Balotelli mit seinen Treffern in der 20. und 37. Minute. Özil gelang erst in der 92. Minute aus einem Hand-Elfmeter das Anschlusstor.Im Gegensatz zum Viertelfinale gegen England präsentierte sich das Prandelli-Team diesmal äußerst effizient, denn Balotelli nützte die ersten beiden Chancen eiskalt. In der 20. Minute ließ Cassano den deutschen Innenverteidiger Hummels schlecht aussehen und schlug eine Maßflanke auf Balotelli, der Neuer per Kopf aus kurzer Distanz keine Chance ließ.

17. Minuten später wurde der 21-Jährige mit einem weiten Montolivo-Pass bedient – Lahm hob das Abseits auf, Balotelli marschierte auf und davon und drosch den Ball von der Strafraumgrenze ins Kreuzeck.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt verschwand der akribisch ausgetüftelte Matchplan der Deutschen im Mistkübel. Löw hatte Podolski anstelle von Schürrle und Gomez anstelle von Klose gebracht, beide mussten schon zur Pause in der Kabine bleiben. Die größte Überraschung aber lieferte der deutsche Teamchef mit der Aufstellung von Kroos. Damit verzichtete die DFB-Elf auf einen rechten Flügel und bot dafür einen zusätzlichen Zentrumsspieler auf, der die Kreise des italienischen Regisseurs Pirlo stören sollte.

Dieses Konzept schien zunächst aufzugehen: Die Deutschen erwischten den besseren Start und kamen der Führung erstmals in der 5. Minute nahe, als Hummels den Ball nach einem Corner mit dem Knie in Richtung Tor beförderte. Doch Pirlo stand goldrichtig und schlug den Ball – unter leichter Zuhilfenahme des Armes – aus der Gefahrenzone.

In der 12. Minute wehrte Buffon einen relativ harmlosen Querpass von Boateng aufs Schienbein von Barzagli, von wo das Spielgerät knapp neben das Tor kullerte. Nur wenige Sekunden später hatte der italienische Goalie bei einem Distanzschuss von Kroos Mühe. Nach dem ersten großen Auftritt von Balotelli musste Buffon noch bei Versuchen von Özil (27.) und Khedira (35.) eingreifen, ehe er in der zweiten Hälfte zunächst im Mittelpunkt eines deutschen Sturmlaufs stand.

Mehr Druck der Deutschen in Hälfte zwei

Reus, so wie Klose zur Pause eingewechselt, prüfte den vierfachen Welttorhüter erstmals in der 48. Minute. 14 Minuten danach wehrte Buffon einen Freistoß des Neo-Dortmunders mit den Fingerspitzen an die Latte. Außerdem hatte Lahm in der 49. Minute aus guter Position weit über das Tor gezielt.

Damit hatte die DFB-Elf ihr Pulver weitgehend verschossen, eine zwingende Chance wurde trotz eklatanter Feldüberlegenheit mangels Kreativität erst in der 90. Minute (Hummels scheiterte an Buffon) herausgespielt. Der Anschlusstreffer durch einen Özil-Elfmeter nach Handspiel von Balzaretti (92.) kam zu spät.

Außerdem hätten die Italiener schon vorher für klare Verhältnisse sorgen können: In der 60. Minute schoss Balotelli am langen Eck vorbei, in der 67. Minute verfehlte Marchisio das kurze Eck nur knapp. Marchisio war es auch, der in der 75. Minute die große Möglichkeit auf die endgültige Entscheidung ausließ. Auch der für Balotelli eingewechselte Di Natale vergab das 3:0 fast schon fahrlässig (82.).

So blieb es beim 2:1 für den vierfachen Weltmeister, wodurch Deutschland erstmals seit dem 0:1 gegen Spanien im WM-Semifinale 2010 (danach folgten 15 Pflichtspielsiege en suite) wieder eine Niederlage kassierte. Die Italiener hingegen sind bereits seit 15 Bewerbsspielen ungeschlagen und haben gegen die DFB-Auswahl keines der acht Aufeinandertreffen bei großen Turnieren verloren

Meinungen zum Spiel

Cesare Prandelli (Teamchef Italien): “Das war ein Wahnsinnsspiel. Wir haben genau das gemacht, was wir uns vorgenommen hatten. Wir haben aber die Chance auf das dritte Tor verpasst, sonst war das ein perfektes Spiel. Mario Balotellis Karriere beginnt erst jetzt. Spanien ist im Finale Favorit, aber wir können mithalten. Dieser Sieg war ein Beispiel für unsere Liebe zum Nationaltrikot.”Joachim Löw (Teamchef Deutschland): “Ich wollte die Zentrale mit Kroos stärken, weil Italien in der Achse mit Pirlo und De Rossi sehr stark ist. Gomez hatte vorher drei Tore geschossen und war im Training stark, auch Podolski hat gut trainiert und einmal getroffen. In den ersten drei Spielen haben wir auch mit Gomez und Podolski gewonnen. Die Tore sind durch Fehler hinten entstanden. Hummels darf sich beim ersten Gegentor nicht drehen, die Flanke darf nicht kommen.

Am Anfang hatten wir die Sache gut im Griff, aber nach dem 0:1 waren wir ein bisschen fahrig und nicht mehr so gut organisiert. Trotz des Rückstands hat die Mannschaft in der zweiten Hälfte ihr großes Herz gezeigt, aber wenn Italien einmal 2:0 führt, wird es extrem schwierig. Die Enttäuschung ist für alle sehr groß, aber man sollte jetzt nicht den Fehler machen und alles hinterfragen. Ich will jetzt nicht alles kritisch sehen. Die Mannschaft hat insgesamt ein gutes Turnier gespielt. In der Kabine fließen Tränen, es ist mucksmäuschenstill. Die Mannschaft wird sich weiterentwicklen und durch solche Spiele noch erwachsener werden.”

Philipp Lahm (Kapitän Deutschland): “Das ist sehr bitter. Wir machen dumme Fehler und kriegen dann solche Tore. In der zweiten Hälfte haben wir alles gegeben. Wenn ich meine Chance mache, haben wir noch die Chance auf den Sieg. Wenn man gegen eine Mannschaft wie Italien in Rückstand gerät, wird es schwierig. Wir haben so viel Potenzial für mehr, aber wenn man es in entscheidenden Situationen nicht abrufen kann, verliert man so ein Spiel.”

Torfolge: 0:1 (20.) Balotelli; 0:2 (37.) Balotelli; 1:2 (92.) Özil (Elfmeter)

Deutschland: Neuer – Boateng (71. Müller), Hummels, Badstuber, Lahm – Khedira, Schweinsteiger – Kroos, Özil, Podolski (46. Reus) – Gomez (46. Klose)

Italien: Buffon – Balzaretti, Barzagli, Bonucci, Chiellini – Marchisio, Pirlo, Montolivo (64. Motta), De Rossi – Balotelli (70. Di Natale), Cassano (58. Diamanti)

Gelbe Karten: Hummels bzw. Balotelli, Bonucci, De Rossi, Motta
Die Besten: Khedira, Reus bzw. Balotelli, Buffon, Bonucci

(APA)

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