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Milliarden-Markt: Ländle-Firmen auf dem Sprung nach Teheran

Auch für Ländle-Liftbauer Doppelmayr ergeben sich große Chancen.
Auch für Ländle-Liftbauer Doppelmayr ergeben sich große Chancen. ©VOL.AT/Berchtold
Der Iran-Deal ist seit Mitte Juli unter Dach und Fach. Seitdem geben sich westliche Vertreter in Teheran die Klinke in die Hand - gilt der Iran als lukrativer Handelspartner. Auch Vorarlberger Unternehmer sehen das Land als attraktiven Zukunftsmarkt an.
100-Milliarden-Dollar-Jackpot
Skigebiet Dizin - Irans "Lech"

Nach dem historischen Atomabkommen zwischen dem Westen und dem Iran am 14. Juli stehen die österreichischen Firmen Schlange, um im Iran tätig zu werden. Die WKÖ hat bereits zu einer zweitägigen EU-Iran-Konferenz in Wien eingeladen. Mehr als 300 Interessenten folgten dem Aufruf. Neben WKÖ-Präsident Christoph Leitl gab sich Irans Industrie- und Handelsminister Mohammad Reza Nematzadeh ein Stelldichein.

Liquide und bevölkerungsreich – “El Dorado” für westliche Unternehmer?

Das Land ist als Exportmarkt äußerst attraktiv. Fast 80 Millionen Menschen leben in dem Golfstaat, die Bevölkerung ist jung und auch im internationalen Vergleich gut ausgebildet. Und als Sahnehäubchen ist der Iran reich an Bodenschätzen – allen voran natürlich Öl und Erdgas. Ein riesiger, bislang durch Sanktionen de facto brachliegender Markt mit zahlungsfähigen Kunden – das Interesse westlicher Staaten und Unternehmen ist mehr als nur berechtigt.

Auch in Vorarlberg darf man sich durchaus gute Chancen im “Iran-Geschäft” ausrechnen. Österreicher sind im Iran gerne gesehene Handelspartner, man setzt auf Produkte “Made in Austria”. Und welche Chancen bieten sich für Vorarlberg? Einige, um nicht zu sagen äußerst viele. Der Iran will sich wirtschaftlich modernisieren, es winken attraktive Aufträge im Werkzeug- und Anlagenbau. Aber Präsident Hassan Rohani hat mehr als nur einmal darauf hingewiesen, dass überdies ungeheure touristische Potenziale im Land schlummern. Bis 2025 sollen pro Jahr 20 Millionen Touristen ins Land strömen und einen Umsatz von 30 Milliarden Dollar generieren. Dies unter anderem in den Wintersport-Resorts. Kaum zu glauben: Der Iran ist auch eine kleine “Skifahrer”-Nation. Topografisch schließt das Land an Afghanistan an, an Bergen mangelt es also nicht. Was im Iran noch dazu kommt, sind malerische Pistenlandschaften. “Tochai” und “Dizin” – unter anderem hier treffen sich die Menschen zum Skivergnügen. Doch die Liftanlagen im Golfstaat sind veraltet.

Doppelmayr setzt auf iranischen Markt

Abhilfe könnte hier Know-How aus dem Ländle schaffen, und dank Sanktions-Wegfall wird der Handel leichter von statten gehen. Das bestätigt eine Anfrage von VOL.AT bei Doppelmayr. “Der Wegfall der Sanktionen war ein ganz wichtiger Schritt”, betont Alexander Klimmer, seines Zeichens Exportleiter beim Seilbahn-Hersteller. Zwar wurde der Verkauf von Doppelmayr-Produkten mit dem Iran durch die Sanktionen logischerweise nicht verboten. Allerdings wurde er doch erheblich erschwert, speziell, was die Sanktionen im Bankenbereich anbelangte (“SWIFT”). Diese Last fällt nun weg, und das Iran-Geschäft könnte einen ordentlichen Schub erfahren. “Ja, wir stehen in Verhandlungen”, bestätigt Klimmer. Unternehmenssprecher Ekkehard Assmann sekundiert: “Wir hatten bereits in der Vergangenheit Projekte im Iran, aber der Wegfall der Sanktionen hilft definitiv”. Auch im Bereich des Sommertourismus böten sich Chancen, so Assmann.

Schelling stellt “Iran”-Mitarbeiter ein

Bislang nicht sehr stark im Iran engagiert war der Schwarzacher Anlagenbauer Schelling. Dies war den Sanktionen geschuldet, auch hier gaben die komplexen Zahlungsmodalitäten den Ausschlag. Unabhängig davon handle es sich um einen Markt mit Potenzial – und “besten Möglichkeiten”. Wie von Unternehmensseite betont wird, wurde extra ein neuer Mitarbeiter angestellt, der seinen Fokus unter anderem auf den Iran legen wird.

Pfanner hofft auf Öffnung

Für Peter Pfanner, Geschäftsführer bei Pfanner Getränken, ändert sich “leider” nur wenig: “Wir waren von dem Embargo nie betroffen. Allerdings liefern wir nur Kleinstmengen in den Iran”. Der Grund: Der Iran schirmt den Getränkemarkt mit hohen Zöllen ab, betreibt in diesem Bereich Protektionismus. Allerdings hegt Pfanner die Hoffnung, dass sich das nun ändern könnte – “Falls dem so wäre, wäre ich interessiert.”

IV-Ohneberg: “Riesenpotenzial” für Ländle-Markt

Von einem “Riesenpotenzial” für den Vorarlberger Markt, der ja besonders exportorientiert ist, spricht der Präsident der Industriellenvereinigung Vorarlberg, Martin Ohneberg. Das bisherige Außenhandelsvolumen zwischen Vorarlberg und dem Iran lag laut Ohneberg sanktionsbedingt bei etwa 7-10 Millionen Euro. Nun könnte dieses gar auf 30-40 Millionen Euro ansteigen. Und er bescheinigt ebenso den Anlagen- und Maschinenbauern gute Chancen auf dem iranischen Markt. Aber nicht nur diese ziehen Vorteil: Ein florierendes Iran-Geschäft kommt neben den klein- und mittelständischen Unternehmen auch dem Vorarlberger Arbeitsmarkt zugute. Die Rechnung ist einfach: Mehr Export bedeutet auch mehr Jobs. “Wir haben den Markt auf jeden Fall auf dem Radar”, so Ohneberg. Zudem stehen die Chancen gut, dass die im Iran vorhandene hohe Nachfrage nach westlichen Konsumgütern das Ländle-Geschäft beflügeln wird – das betrifft auch Zulieferbetriebe. Die iranische Autoflotte gilt beispielsweise als veraltet, Ware aus Europa ist begehrt. Auch indirekt wird die Ländle-Wirtschaft folglich profitieren.

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