Im November 2011 luden die Eigentümer die Punks ein, das renovierungsbedürftige Haus in der Mühlfeldgasse im 2. Wiener Gemeindebezirk zu beziehen. Damit sollten die noch verbliebenen Altmieter vergrault und der Weg für eine Aufwertung des Objekts frei werden. Vom Altbau mit Toilette am Gang zum hippen Objekt mit lukrativen Eigentumswohnungen in einem aufstrebenden Bezirk.
“Überlegen, ob noch wohnenswert”
Diesen Hintergedanken gab die Immobilienfirma in einem Gerichtsverfahren sogar zu. Die drei von einst 20 verbliebenen Mieter sollten sich überlegen, “ob das Haus noch wohnenswert ist”.
Einschüchterung und Sabotage in Wien
Schon bevor die Punks zu Hilfe gerufen wurden, hatte die Eigentümergesellschaft mit allen Mitteln versucht, die Leute zum Ausziehen zu bewegen: Verstreuter Müll im Treppenhaus, einem defektes Haustor das nie repariert wurde und eine verstopfte Kanalisation, wodurch das Abwasser bis in Hof und Wohnungen zurückgedrückt wurde.
Abgedrehtes Gas, beschmierte Wohnungstüren und fehlende Sicherungen in Stromkästen fielen da kaum noch ins Gewicht. Die Immobilienfirma besitzt 15 Häuser in Wien, in denen es ebenfalls so zugehen soll. Mieterschützer sprechen von den “aggressivsten Formen von ‘Ausmietung’, die uns seit den 90er Jahren untergekommen sind.”
Punks als neue Verbündete
Als die Punker im November 2011 einzogen, schien zunächst alles im Sinne des Eigentümers zu verlaufen, zwei Parteien gaben auf und zogen aus. Die “Störenfriede” waren mit einem Mietvertrag ausgestattet worden, der ihnen das Wohnen ohne Miete gestattete. Aber dann geschah das Unerwartete: Der letzte verbliebene Haushalt und die Punks verbündeten sich gegen den Auftraggeber.
“Pizza Anarchia” im Zweiten
Bald war ein Transparent aufgehängt, auf dem noch immer zu lesen ist: “Für die Mieter bleiben wir, auf Spekulanten speiben wir.” Ein Pizzaofen im Erdgeschoss wurde reaktiviert, die “Pizza Anarchia” war geboren. Gegen Spenden gab es hausgemachte Pizza.
Räumungsaktion mit allen Mitteln
Seit Februar 2014 ist der Eigentümer im Besitz eines gültigen Räumungsbescheids, der Mietvertrag ist seither aufgehoben. Noch einmal sechs Monate Wartefrist später muss nun die Polizei das Haus räumen. Und wenn es sein muss, eben auch mit 1.700 Beamten, Panzern und Wasserwerfern. (red)
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