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Griechenland: Banken wieder offen - Athen überweist Milliarden an EZB

Vor den meisten Banken in Griechenland bildeten sich am Montag Warteschlangen.
Vor den meisten Banken in Griechenland bildeten sich am Montag Warteschlangen. ©AP
Nach dreiwöchiger Schließung haben die griechischen Banken am Montag wieder aufgemacht. Die griechische Regierung indes hat die fällige Zahlung von insgesamt 6,25 Mrd. Euro an die EZB und den IWF am Montag angewiesen. 
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 Angesichts des Schuldendramas ihres Landes konnten die Griechen vorerst jedoch weiterhin nur 60 Euro abheben. Dies galt nach neuesten Angaben vom Montagvormittag sowohl am Schalter als auch am Automaten. Am nächsten Freitag können Kunden auch gebündelt 300 Euro holen – falls sie in den Tagen zuvor nichts abgehoben haben. Zudem dürfen sie ihre Kreditkarten wieder im Ausland nutzen. Kommende Woche soll dieser Betrag auf 420 Euro (sieben Tage mal 60 Euro) angehoben werden, verlautete am Montag aus Athen.

Außerdem treten am Montag mehrere mit den Kreditgebern vereinbarte Steuererhöhungen in Kraft. Für viele Produkte und Dienstleistungen gilt nun ein deutlich höherer Mehrwertsteuersatz.

Wartemarken und Warteschlangen – aber kein Bankenansturm

Vor den meisten Banken bildeten sich am Morgen lange Warteschlagen. Meist waren es Kunden ohne Bankkarten. Andere beglichen ihre Strom- und Wasserrechnungen. Zudem waren es kleinere und mittlere Unternehmer, die Geld an ihre Lieferanten überweisen oder Schecks auf ihre Konten einzahlen wollten, wie ein Angestellter der Bank of Piräus der dpa erklärte.

Einige griechische Banken verteilen Wartemarken für ihre Kunden, berichtete n-tv in einem Beitrag aus Griechenland. Doch obwohl einige Warteschlangen zu sehen sind, könne von einem Bankensturm keine Rede sein: “Wozu auch?”, meinen viele Griechen. “Es gibt ja nicht viel, was Du da drin tun kannst.” Auch die Banken selbst rechneten mit keinen Problemen.

GREECE ECONOMY CRISIS
GREECE ECONOMY CRISIS ©Warteschlangen, aber kein Bankenansturm – “Wozu auch”, meinen viele Griechen. Im Bild: Ein Bankangestellter verteilt vor einer Bank in Athen Wartemarken.

Seit dem heutigen Montag können die Griechen auch wieder ohne Kontrollen an ihre Bank-Safes.

Die Europäische Zentralbank hatte zuvor die Nothilfen für die griechischen Geldhäuser um 900 Mio. Euro erhöht. Die Banken waren seit dem 29. Juni geschlossen.

Bankenverbandschefin ruft Griechen auf, wieder einzuzahlen

Die Chefin des griechischen Bankenverbandes rief am Wochenende die Griechen auf, ihr Geld wieder auf ihre Konten einzuzahlen. Damit könne die Liquidität der Wirtschaft gestärkt werden, sagte Louka Katseli im TV-Sender Skai. Aus Angst vor einem Staatsbankrott hatten viele Griechen ihr Geld abgehoben und es lieber zu Hause gehortet. Dadurch drohten die Banken auszubluten.

Wirbel um ehemlaige Vize-Finanzministerin

Ein Verdacht gegen die vorige Woche zurückgetretene Vize-Finanzministerin Nadia Valavani (60) sorgt für medialen Wirbel in Griechenland. Es geht um 200.000 Euro, die ihre Mutter Aliki (85) noch schnell in Sicherheit gebracht haben soll, bevor die Banken am 29. Juni zwangsgeschlossen wurden. “Ich bin zur Bank gegangen und wollte mein Geld. Es ist mein ganzes Erspartes. Ich war ängstlich und habe es deshalb mit nach Hause genommen”, zitierte die griechische Zeitung “Proto Thema” die Mutter der Ex-Ministerin. Die Syriza-Politikerin beteuert, sie habe vom Vorgehen ihrer Mutter nichts gewusst. Laut “Proto Thema” versuchte die Bank zunächst allerdings, die Auszahlung der 200.000 Euro zu verhindern. Erst als Aliki Valavani gedroht habe, ihre Tochter, die Vize-Finanzministerin, zu informieren, sei das Geld nach Hause geliefert worden. Über die Causa berichten am Montag auch deutsche Medien.

Griechenland beginnt Rückzahlung von Schulden an IWF und EZB

Unterdessen hat die griechische Regierung nach Angaben aus Ministeriumskreisen die Rückzahlung der fälligen Schulden an den Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Europäische Zentralbank (EZB) eingeleitet. “Die Zahlung hat begonnen”, hieß es aus Kreisen des Finanzministeriums in Athen. Am Montag waren Zahlungen von 4,2 Mrd. Euro an die EZB und von 2 Mrd. Euro an den IWF fällig.

Zuletzt hatte Athen am 30. Juni einen Termin für eine Zahlung von 1,56 Mrd. Euro an den IWF verstreichen lassen, ebenso wie am 13. Juli die Zahlung von 457 Mio. Euro. Dies soll nun nachgeholt werden.

Brückenfinanzierung von 7,16 Mrd. Euro

Griechenland hatte vergangene Woche eine Brückenfinanzierung in Höhe von 7,16 Mrd. Euro vom europäischen Rettungsfonds EFSM erhalten. Damit soll die Zahlungsfähigkeit des Landes bis zur Einigung auf ein neues Hilfspaket gewährleistet werden.

Athen beantragt drittes Hilfspaket

Mittlerweile hat die Regierung unter Ministerpräsident Alexis Tsipras bei den internationalen Gläubigern auch ein drittes Hilfspaket für das vom Staatsbankrott bedrohte Land beantragt. Der erste Teil des im Gegenzug verlangten Spar- und Reformprogramms wurde vergangene Woche im Parlament verabschiedet, am Mittwoch steht die Abstimmung über den zweiten Teil an. (APA/red)

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