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Vor 65 Jahren flogen die Bomben

Im Vordergrund das zerstörte Schülerinnenheim der LBA, im Hintergrund das in der Mitte getroffene Lazarett „Antoniushaus“.
Im Vordergrund das zerstörte Schülerinnenheim der LBA, im Hintergrund das in der Mitte getroffene Lazarett „Antoniushaus“.
Feldkirch/Tisis. Katastrophaler und gezielter Bombenangriff der Amerikaner am 1. Oktober 1943 auf Feldkirch-Tisis. Vor 65 Jahren warfen 15 amerikanische Bomber auf die Ortsteile Tisis und Tosters insgesamt 36 500 kg schwere Bomben ab. Bilder von einst

Die Folgen waren verheerend: 210 Menschen starben und über 110 wurden großteils schwer verletzt. Selbst mehrmalige „harsche“ Aufforderungen von Gauleiter Hofer, bei Fliegeralarm die zahlreichen Luftschutzkeller in den Häusern bzw. die Luftschutzbunker im Ardetzenberg bei der „Heilig Kreuz Brücke“ und im Kapfschluchttunnel aufzusuchen, nützten nichts. Die Feldkircher blieben in ihren Wohnungen bzw. Arbeitsstätten. Nicht anders war es am 1. Oktober, nachdem der „Fliegeralarm“ um 12.22 Uhr ertönt war.

Internat und Lazarett

Bereits um 12.43 Uhr erdröhnte am wolkenlosen Himmel über Feldkirch das todbringende Motorengeräusch der 15 amerikanischen Bomber vom Typ B 17 „Fliegende Festungen“ und gleichzeitig das Pfeifgeräusch ihrer tödlichen Fracht. Getroffen wurden das Schülerinnenheim der Lehrerbildungsanstalt (Schulbrüderheim), das Reservelazarett I „Antoniushaus“ sowie weitere Gebäude an der Liechtensteinerstraße, Carinagasse, Blasenberg und dem Tostnerwald. Augenzeugen berichteten, dass die Erde bebte und Trümmer bis zur rund 300 Meter weit entfernte Bäckerei Schnell geschleudert wurden. Den anrückenden Rettungsmannschaften bot sich ein Bild des Grauens und der Zerstörung. Die Zahl der Toten war deshalb so hoch, weil sich die Schülerinnen wie auch die Verletzten im Lazarett bei Fliegeralarm im Stiegenhaus „sammeln“ mussten.

„Rotes Kreuz“ übermalt

Unerklärlich war lange Zeit, dass das Lazarett, auf dessen Dach ein Rotes Kreuz aufgemalt war, gezielt zerstört wurde. Ein Augenzeuge klärte dies nach dem Krieg: „14 Tage vorher wurden die roten Kreuze auf den Lazaretten „Antoniushaus“ und „Exerzitienhaus“ übermalt. Der Grund dafür: Die Nazi bestimmten, dass die Amerikaner gezielt Lazarette angreifen sollen, weil dort viele Soldaten behandelt würden. Der Chefarzt des Lazaretts in der „Stella Matutina“ hat dies trotzdem nicht zugelassen.

„Gelegenheitsziel“

Den üblichen Gepflogenheiten des NS-Propagandaregimes entsprechend wurde der erste Angriff der Alliierten auf Österreich als „Terrorangriff“ und nach dem Krieg von der neuen Regierung als „Good will“ gegenüber den Amerikanern als „Notabwurf“ bezeichnet. Tatsache ist aber, dass die 15 amerikanischen Bomber ihre tödliche Fracht gezielt im „Gelegenheitsziel“ Feldkirch abgeladen haben, weil sie Augsburg (Messerschmittwerke) wegen Nebel nicht erreichen konnten.

Manfred Bauer

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