Feldkirch. (koe) Gerade wenn über der Schattenburg die Nacht hereinbricht, liegt ein spezieller Zauber über dem schönsten Stadtkern Vorarlbergs. Traumhaft eröffnete sich der Blick von der Neustadt hoch zur Schattenburg, dem damaligen Sitz der Montforter. In dieser besonderen Atmosphäre wartete schon “Nachtwächter” Georg Fink, im Zivilberuf HTL Lehrer. Zu Beginn erklärte er seine spezielle Ausrüstung mit Breitkrempenhut, Pelerine, Laterne, Horn und der Stangenwaffe, die s.g. Hellebarde.
Wichtig im Mittelalter
Mit unterhaltsamen historischen Geschichten und Anekdoten verstand es Georg Fink, die Teilnehmer in seinen Bann zu ziehen. “Der Nachtwächter im Mittelalter gehörte, obwohl er eine wichtige Tätigkeit in der Stadt ausführte, meist zu den unehrlichen Berufen und lebte daher in sehr bescheidenen Verhältnissen”, so Fink, der auch ausgebildeter Museums- und Fremdenführer ist. “Man versetze sich in diese Zeit, wo es kein elektrisches Licht, keine Kanalisation gab und wo sich auch ungebetenes Gesindel herumtrieb“. Die Aufgabe des Nachtwächters dauert vom Mittelalter bis zum Jahre 1913. Der Nachtwächter überwachte auch das ordnungsgemäße Verschließen der Haustüren und Stadttore, und häufig gehörte es auch zu den Aufgaben, die Stunden mit seinem Nachtwächterruf anzusagen: „Hört ihr Leut und lasst euch sagen…“
Bedeutendster Sohn der Stadt
Zum historischen Rundgang gehörte ein Halt beim Domplatz. Da erfuhren die Teilnehmer Geschichten über den Dom Bau und dessen Baumeister Hans Sturn. Ausführliche Erklärungen gab es über den wohl bedeutendsten Sohn Feldkirchs, Georg Joachim Rheticus, der 1514 in Feldkirch geboren wurde und die Welt veränderte: Wäre er nicht gewesen, hätte Nikolaus Kopernikus sein revolutionäres Hauptwerk über das neue, heliozentrische Weltbild weder vollendet noch veröffentlicht. Über das ganze Jahr hindurch gab es daher zahlreiche Aktivitäten zum 500. Geburtstag. Weiter ging es zum Rathaus, der früheren Kornkammer der Stadt. Feldkirch war damals wichtige Handelsstadt. Interessantes wurde über Kaiser Maximilian berichtet, dessen Bildnis an der Rathauswand verewigt ist. Er liebte Feldkirch, den Wein und die Frauen. Und der Feldkircher Wein mundete ihm besonders, da er sich erlaubte, sich hier immer wieder mal ein “Räuschchen” anzutrinken.
Entenbachgasse
Gleich um die Ecke beim Rathaus beginnt die Entenbachgasse. Eine kuriose Geschichte dazu durfte nicht fehlen. Im Mittelalter diente der Entenbach dazu, jeglichen Unrat aus den Fenstern in die Gasse zu schütten. Sonntags war dies jedoch verboten. Ein Anwohner entsorgte jedoch seinen Nachttopf und traf einen feinen Bürger, der zu Gericht ging. Der Täter wurde verurteilt und der Richter meinte “Nicht gezielt, aber gut getroffen”. Nach über 1,5 Stunden Rundgang konnten zwar nur einige Stationen besucht werden, aber bei den Teilnehmern war klar, dass eine Fortsetzung folgen sollte. Mit einem Glühwein oder einem heißen Tee wärmten sich die inzwischen “Durchgefrorenen” auf dem Weihnachtsmarkt wieder auf. Und der „Nachtwächter“ verwandelte sich wieder in Georg Fink und musste heim, um Schularbeiten zu korrigieren. Er sei heilfroh, dass er bei dieser Kälte nicht wirklich als Nachtwächter seine Runden durch Feldkirch ziehen müsse.
Info
Wer in den Genuss dieser originellen Stadtbesichtigungen kommen möchte, kann sich beim Stadtmarketing und Tourismus Feldkirch unter Tel. 05522 73467 anmelden. Die nächste Führung ist am Donnerstag, 18.12.2014 um 18 Uhr. Für Gruppen können spezielle Führungen gebucht werden. Das wäre auch ein ganz besonderes Weihnachtgeschenk.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Es hat einen Fehler gegeben! Bitte versuche es noch einmal.Herzlichen Dank für deine Zusendung.