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Ein Stück Heimat aus Stoff

Schnifis (VN) - Trachtenschneiderin Anita Nigg bewahrt mit ihrer Arbeit eine alte Tradition.
Am Wochenende wurde mit dem Oktoberfest das größte Volksfest der Welt eröffnet. Und zu keiner anderen Zeit im Jahr sind Trachten und Dirndl so gefragt, wie jetzt. Eine wahre Spezialistin in Sachen Tracht ist Anita Nigg. Die in Schnifis wohnhafte Schneiderin ist eine von wenigen Frauen in Vorarlberg, die in feinster Handarbeit Trachten herstellt. Die Stücke die ihr Nähzimmer verlassen sind jedoch keineswegs Party-Dirndl sondern einStückHeimat wie sie selbst sagt.

Regionale Spezialistinnen

„Ich nähe vor allem Trachtenkleider für die Regionen Klostertal, Walgau und das Große Walsertal“, erzählt die Oberländerin nicht ohne Stolz. Eine Montafoner oder Bregenzerwälder Tracht hingegen wird man von ihr wohl nie bekommen: „Dafür gibt es eigene Spezialistinnen“, lacht die 53-Jährige. Doch wie kommt man überhaupt auf die Idee, Trachtenschneiderin zu werden? Als gelernte Damenschneiderin hatte Anita Nigg zumindest die besten Voraussetzungen dafür. „Als Schneiderin wurde man immer mehr belächelt und die geleistete Arbeit wurde kaum noch geschätzt“, erinnert sich Nigg.

Weil es schon immer ein Traum war, Trachten zu schneidern, begann sie Fortbildungskurse des Vorarlberger Trachtenverbandes zu besuchen, eignete sich neues Wissen an und beschloss, zukünftig als Trachtenschneiderin zu arbeiten. Kunden zu finden war nicht schwer. „Viele Frauen kamen auf mich zu, weil sie ein maßgeschneidertes Trachtenkleid wollten und auch die Zusammenarbeit mit Musikvereinen brachte einige Aufträge“, erzählt sie. Mittlerweile fertigt die Schnifnerin 25 Kleider pro Jahr. Der Zeitaufwand dafür ist groß. So benötigt die erfahrene Schneiderin rund 40 Stunden für eine Musikantinnentracht. Eine Tannberger Tracht nimmt 50 Stunden in Anspruch.

Trachtenverband-Kurse

Die Arbeit im Nähzimmer im Erdgeschoss ihres Wohnhauses in Schnifis bedeutet ihr viel. „Es ist einStückHeimat und Tradition, das ich mit meiner Arbeit weitergeben kann“, führt Nigg aus. Auch das Arbeiten mit den feinen Stoffen und der stolze Blick der Trägerinnen, sobald das Kleid fertig ist, beeindruckt die vierfache Mutter immer wieder aufs Neue. Um auch anderen Frauen das Handwerk beizubringen, gibt Anita Nigg seit Jahren Kurse für den Landestrachtenverband: „Das ist ein schöner Ausgleich zu meiner Arbeit in der Schneiderei – dort bin ich nämlich meist alleine.“

Die 53-Jährige gibt nicht nur Kurse für den Trachtenverband, sondern ist auch im Fachbeirat Tracht tätig: „Dabei geht es vor allem um die Beratung von Musikvereinen, die auf der Suche nach einem passenden Trachtenkleid für die Musikantinnen ist.“ Beratung braucht aber auch jede Frau, die sich ein Kleid von ihr schneidern lassen will. Schließlich muss auch eine Tracht zum Typ passen. „Die meisten Stoffe beziehe ich vom Heimatwerk in Bregenz und ich fahre auch öfters mit Kunden dort hin, um den passenden Stoff auszusuchen“, erzählt Anita Nigg. Denn so ein maßgeschneidertes Kleid ist alles andere als ein kurzlebiger Trend oder einen beliebig ersetzbares Kleidungsstück von der Stange.

Zur Person: Anita Nigg

Trachtenschneiderin und Fachbeirätin im Landestrachtenverband Geboren: 18. März 1958 Wohnort: Schnifis Familie: verheiratet, vier Kinder Hobbys: Volleyball, Wandern
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