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Feldkirch - Chefermittler wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses vor Gericht. Vertrauliche Informationen landeten beim ORF.
Aus dem Gerichtssaal

Er gilt als einer der erfahrensten Kriminalbeamten Vorarlbergs, erhielt zahlreiche Belobigungen für seine Verdienste und steht nach gut 41 Dienstjahren kurz vor seiner Pension. Am Mittwoch fand sich der langjährige Leiter der „Sitte“ jedoch in einer ungewohnten Rolle wieder: als Angeklagter vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 59-jährigen Chefinspektor nämlich Verletzung des Amtsgeheimnisses vor. Wie bereits berichtet, soll er dem ORF Polizei-Interna zur Missbrauchscausa Mehrerau zugespielt haben. Der Fall kam ins Rollen, nachdem der Abt des Klosters von einem ORF-Mitarbeiter über das Polizei- Mail informiert worden war. Der angeklagte Kriminalist, der die Vorwürfe von Anfang an bestritten hatte, bekannte sich gestern nicht schuldig. Es habe sich um ein Versehen gehandelt.

„Beim Anklicken vertan“

Das E-Mail, das der Beamte am Abend des 16. März 2010 an sämtliche Polizeidienststellen im In- und benachbarten Ausland schickte, enthielt Ermittlungsergebnisse zu den Geschehnissen im Kloster Mehrerau sowie auch zu längst abgeschlossenen und verjährten Fällen, inklusive Namen der Täter und Tatverdächtigen. Eine Kopie des Mails sollte unter anderem an den jetzigen ­Polizeichef Siegbert Denz und an Sicherheitsdirektor Hans-Peter Ludescher gehen. Doch anstatt Ludescher bekam die Landesrundschau-Redaktion die teils brisanten Informationen geliefert. „Ich habe mich wahrscheinlich beim Anklicken der bereits gespeicherten E-Mail-Adressen vertan. Anders kann ich mir das nicht erklären“, so der Beamte und fährt fort: „Wenn ich wirklich Informationen hätte streuen wollen, dann hätte ich dazu unseren verschlüsselten Computer verwendet, alles andere wäre Selbstmord“.

Gutachten

Staatsanwältin Daniela Forster will nun von einem Gutachter klären lassen, ob die E-Mail-Adresse der Landesrundschau zum Tatzeitpunkt tatsächlich schon im Mailprogramm des Polizei-Computers gespeichert war. Richterin Birgit Fink vertagte den Prozess. Das Ermittlungsverfahren gegen eine Kollegin des angeklagten Kriminalbeamten wurde – wie berichtet – eingestellt. (VN)

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