Die Unruhen in der Türkei sorgen weltweit für Aufsehen, am Sonntag gab es in Vorarlberg ebenfalls eine Demonstration der alevitischen Gesellschaft gegen Erdogan. “Die hat aber mit dem hier nichts zu tun”, betont Yildirim. “Die Demonstrationen in Europa sind politisch, man versucht die Leute gegeneinander aufzuhetzen. Hier in Istanbul ist es den Leuten egal, welcher Glaubensrichtung oder politischer Partei man angehört, alle demonstrieren gemeinsam.”
Verwandte unter den Verletzten
Yildirim ist derzeit auf Urlaub bei Verwandten in Istanbul und war hautnah dabei. “Selbst Stunden nach den Krawallen spürte man das Tränengas, wenn man durch die Straßen ging”, berichtet der 30-jährige Dornbirner. Er weiß von mehreren Verletzten, die von Tränengashülsen getroffen wurde, darunter ein Verwandter Yildirims. “Wir wollten uns mit ihm treffen, als wir erfuhren dass er mit einer Verletzung im Krankenhaus ist. Man musste ihn mit sieben Stichen am Kopf nähen.”
Tränengas zur Verteidigung
Grund für die anhaltenden Proteste ist die geplante Verbauung des Parkes beim Taksim-Platz. “Es ist der einzige noch halbwegs unberührte grüne Fleck in Istanbul und Erdogan will das einfach so ändern, ohne das Volk zu fragen”, versteht Yildirim die Empörung der Demonstranten. Gleichzeitig verteidigt er die Polizei: “Soweit ich weiß hat die Polizei das Tränengas nur zur Verteidigung verwendet. Als es dann eingesetzt wurde, sind viele ausgeflippt und begannen zu randalieren und Schaufenster einzuschlagen.” Autos wurden in Brand gesetzt, Barrikaden sollten die Polizei behindern. Die Schäden betragen bis zu 20 Millionen Lira (rund 8,1 Millionen Euro). “Das war falsch, ein solches Verhalten ist nicht korrekt.”
Erdogan bleibt unbeeindruckt
Erdogan selbst zeigt sich bisher unbeeindruckt von den Protesten, in einer Pressekonferenz soll er gesagt haben, dass er das Volk nicht fragen müsse, ob er etwas bauen dürfe, berichtet Yildirim. Dies dürfte nicht gerade für eine Entspannung der Situation sorgen. Für die Nacht sind weitere Zusammenstößen in allen Großstädten der Türkei zu erwarten.
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