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Die Braunbären sind los

Es ist möglich, dass die Bären auch nach Vorarlberg kommen. (Hubert Schatz, Wildbiologe)
Es ist möglich, dass die Bären auch nach Vorarlberg kommen. (Hubert Schatz, Wildbiologe) ©AP
Schwarzach - Die Trentiner Pelztiere wandern wieder. Womöglich auch durch Vorarlberg.

Erinnerungen an „Bruno“ werden wach. 2006 streunte der „Problembär“ neun Tage lang durch Vorarlberg – und hinterließ bleibende Eindrücke. Demnächst könnte wieder ein Bärenbesuch ins Haus stehen. Denn laut Umweltschutzorganisation WWF sind derzeit zwei Bären aus dem italienischen Trentino Richtung Norden unterwegs. Auf einer ähnlichen Route wie einst Bruno. Bär M8 wurde bereits in Tirol gesichtet. Kollege M13 ist im schweizerischen Graubünden zugange. „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Bären auch nach Vorarlberg kommen, ist theoretisch gegeben“, erläutert der Vorarlberger Landeswildbiologe Hubert Schatz, fügt aber hinzu: „Im Moment liegt im Gebirge noch viel Schnee. Das könnte die Tiere davon abhalten.“ Ob Vorarlberg für den tierischen Besuch gerüstet ist? „Wir können nicht viel mehr tun, als zu beobachten und Kontakt mit dem Bärenanwalt in Tirol zu halten“, sagt der Landeswildbiologe. Wenn hierzulande demnächst der Bär steppt, dann wohl im Montafon oder im Arlberggebiet.

Ende der Ruhezeit

Die Jungbären im italienischen Trentino haben ihre Winterruhe beendet und gehen auf Wanderschaft. „Wenn es zu viele Tiere in einer Region gibt, dann suchen sie sich neue Lebensräume. Das ist ein ganz normales Verhalten bei Wildtieren“, führt Schatz aus. Während Weibchen eher in ihrer angestammten Umgebung bleiben, legten Männchen weite Strecken zurück. Laut Wildbiologe können das bis zu 50 Kilometer pro Tag sein. Experten des WWF haben bereits vor Jahren angekündigt, dass die Bären auch früher oder später ins Ländle kommen würden. Überwiegend ernähren sich die Braunbären von Pflanzen. „Nach der Winterruhe haben sie jedoch einen höheren Nahrungsbedarf. Diesen können sie mit tierischer Nahrung besser aufholen“, begründet der Experte die zahlreichen Meldungen über getötete Tiere. Eine Gefahr für Menschen bestehe jedoch nicht. Braunbären gelten als sehr scheue Tiere. Außer sie sind gewohnt, dass es in der Nähe von Häusern etwas zu holen gibt – dann könnte es zu brenzligen Situationen kommen. Am Ostersamstag wurde M13 betäubt, um ihm das Senderhalsband anzulegen. Auch Vergrämungsmaßnahmen sind geplant. Dadurch soll dem 120-Kilo-Koloss mehr Scheu vor den Menschen beigebracht und verhindert werden, dass das Tier regelmäßig in Siedlungsnähe auftaucht und nach Fressbarem sucht. Braunbären waren bis zu ihrer Ausrottung Mitte des 19. Jahrhunderts in Vorarlberg heimisch. Der Besuch von Bruno war der erste nach über hundert Jahren der Abstinenz.

,,Bruno in Vorarlberg

5. bis 9. Mai 2006: „Bruno“ stattet in Klösterle und Schruns diversen Wildfütterungsstellen Besuche ab. 9./10. Mai 2006: In St. Gallenkirch dringt der Bär in der Nacht in einen Stall ein und reißt ein Schaf; zwei weitere müssen notgeschlachtet werden.

10./11. Mai 2006: Am Ortsrand von Gargellen bricht er die Tür eines Schafstalls auf und tötet einen Zuchtwidder. In derselben Nacht hat er es auf einen leeren Schweinestall – 15 Meter neben dem Wohnhaus – abgesehen. Dort leert er ein Plastikfass mit Speiseabfällen.

11./12. Mai 2006: „Bruno“ beschädigt in Gargellen einige in Hofnähe gelagerte Siloballen. Zudem wird ein Schaden an einer Wildfütterungsstelle gemeldet.

13. Mai 2006: Der Braunbär wird am Zeinisjoch, in der Nähe des Kop-Stausees, gesichtet. Anschließend verlässt er Vorarlberg in Richtung Tirol und Bayern.

26. Juni 2006: „Bruno“ wird auf Weisung der bayerischen Landesregierung erschossen, nachdem er mehrfach in die Nähe von Siedlungen kam und eine Reihe von Schafen riss.

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