Detailgetreue 3D-Vermessung des Bodensees bringt Argumente gegen Fracking

Die Vermessung des Bodensees ist so gut wie abgeschlossen. Nachdem im Sommer 2013 und Februar 2014 die tiefen Abschnitte des Bodensees per schiffsmontiertem Fächerecholot kartographiert wurden, konnten nun auch die Flachwasserzonen per Flugzeug vermessen werden. Dies gaben die Verantwortlichen des Projekts “Tiefenschärfe” am Dienstag bei einer Pressekonferenz auf dem Hohenemser Flughafen bekannt. Ausstehend ist nur noch das Vorarlberger Ufer rund um die Rheinmündung. Hier muss man noch aufgrund des Naturschutzgebietes die Genehmigung für den Überflug abwarten.
Neue Methode Hydromapping
Bei der Vermessung der Flachwasserzone kam mit dem Hydromapping eine recht neue Methode zum Einsatz. Ein im Flugzeug montierter Laser kann gleichzeitig das Ufer wie auch den See bis zu einer Tiefe von zehn Metern vermessen. Mit den ebenfalls mitgeführten Wärmebild- und Videokameras sei eine schnelle und ressourcenschonende Vermessung der meist schwer zugänglichen Uferzonen möglich, betont AirborneHydroMapping-Geschäftsführer Frank Steinbacher.
Dabei wurde im November auch ein Schiffswrack in über 200 Metern Tiefe entdeckt, es handelte sich dabei vermutlich um den 1933 versenkten Raddampfer “Helvetia”. Die Lage dieses und weiterer Wracks wird jedoch geheim gehalten, aus Angst vor Plünderern und Gefahren für Hobbytaucher.
Auswertung dauert ein Jahr
Nun geht es an die Auswertung der Daten und die Generierung der digitalen 3D-Karte. Die durch die beiden Methoden gewonnenen Datenmengen sind beeindruckend. Allein das Hydromapping arbeitet mit 30 Messpunkten pro Quadratmeter und erzeugt so jede Sekunde eine halbe Million Datenwerte. Hinzu kommen die Daten des Fächerecholots mit insgesamt 13,5 Millionen Navigationspunkten und einer Milliarde Tiefeninformationen. Die Datendichte sei dabei um das hundert- bis tausendfache höher als bei der bisher letzten Messung, deren Ergebnisse 1990 veröffentlicht worden waren.
Das Ergebnis: Der Bodensee dürfte dann nicht zuletzt aufgrund der Methodenkombination der bestvermessene See der Welt sein. “Die Vermessung setzt auf Jahre hinaus Maßstäbe”, erklärt Projektkoordination Martin Wessels von Institut für Seenforschung. Bis Mitte 2015 soll die Kartographierung abgeschlossen sein.
Messungen zeigen Frackinggefahr
Bereits jetzt gibt es für den Geologen einige Überraschungen im Bodensee. Der Seegrund sei überraschend komplex und abwechslungsreich, zeigt sich Wessels von den bisherigen Ergebnissen überrascht. Eine mit Blick auf die Frackingdiskussion bedeutendste Entdeckungen gibt es im Überlinger See.
In der Molasse gibt es Hinweise auf bisher unbekannte unterseeische Quellen, aus denen Grundwasser in den Bodensee fließt. Das Einzugsgebiet des Bodensees könnte damit beträchtlich größer sein als bisher angenommen. Vor allem würde dies jedoch bedeuten, dass beim Fracking verwendete Zusätze über das Grundwasser direkt in den Trinkwasserspeicher Bodensee gelangen könnten.
Anfragen für Taucherkarten
Neben den Frackinggegnern dürften jedoch auch andere Gruppen von den neuen Karten profitieren. Allein von Seiten der Taucherverbände gäbe es laut Wessels Anfragen für 200 Detailkarten, um Tauchgänge sicherer zu machen. Auch Rechenmodelle zum Umweltschutz und zur Erhaltung der denkmalgeschützten Pfahlbauten, der Gewässerschutz und Renaturisierungsmaßnahmen sollen von den Messungen profitieren.
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