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Costa Concordia - Frau aus Moldau meldet sich und verteidigt Kapitän

Bekommt jetzt Unterstützung: Die blonde Passagierin verteidigt den Kapitän der Costa Concordia.
Bekommt jetzt Unterstützung: Die blonde Passagierin verteidigt den Kapitän der Costa Concordia. ©AP
Eine junge Frau aus Moldau, die laut Medienberichten als wichtige Zeugin des Kreuzfahrtunglücks in Italien gilt, hat sich jetzt zu Wort gemeldet und den Kapitän der "Costa Concordia" in Schutz genommen.
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“Alle Anschuldigungen, die man heute gegen ihn hört, sind absurd”, sagte die 25-jährige Domnica Tschemortan am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP in der Hauptstadt von Moldau, Chisinau. “Der Kapitän der ‘Costa Concordia’ ist der beste der Firma. Er hat alles richtig gemacht und Menschenleben gerettet. Er ist ein Held. Alle Besatzungsmitglieder haben sich professionell verhalten und Leben gerettet.”

Frau als wichtige Zeugin

Italienische Medien hatten am Donnerstag berichtet, die Ermittler wollten Tschemortan als wichtige Zeugin für das Verhalten des Kapitäns Francesco Schettino während der Katastrophe vernehmen. Die blonde Balletttänzerin und der Kapitän hätten angegeben, sie sei mit Schettino zusammen gewesen, als das Kreuzfahrtschiff vor der Insel Giglio am Freitagabend vergangener Woche einen Felsen rammte.

Die 25-Jährige sei auch auf der Kommandobrücke des Schiffes gewesen. Den Berichten zufolge war die Frau weder als Passagierin noch als Besatzungsmitglied verzeichnet gewesen. Sie sei womöglich als Gast des Kapitäns an Bord gewesen. Die Reederei Costa Crociere entgegnete, dass die Moldawierin keine blinde Passagierin gewesen sei, sondern auf der Passagierliste gestanden habe.

Tschermotan: Schettino nahm keine Drinks zu sich

Tschemortan sagte, sie habe für die Costa-Reederei auf anderen Schiffen gearbeitet und habe an Bord der “Concordia” ihren 25. Geburtstag feiern wollen. Zum Zeitpunkt des Unglücks habe sie mit Freunden zu Abend gegessen. Sie bestritt, dass Schettino auf der Brücke Drinks genommen habe. Um 23.50 Uhr sei sie ins Wasser gesprungen, sagte sie. “Der Kapitän hat da noch auf der Brücke gearbeitet.”

Nach Angaben von Augenzeugen befand sich der Kapitän um 00.30 Uhr auf einem Felsen in Sicherheit. Er kehrte nicht an Bord zurück, um die Rettungsaktion zu überwachen, die bis sechs Uhr früh andauerte. Bei dem Unglück kamen mindestens elf der insgesamt 4.200 Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben. Mehr als 20 Menschen werden noch vermisst.

Suche nach Vermissten abermals unterbrochen

Die Tauchmannschaften vor der toskanischen Insel Giglio haben die Suche nach weiteren Vermissten im Wrack des Kreuzfahrtschiffs “Costa Concordia” indes in der Nacht unterbrochen. Die Aktion musste vorübergehend eingestellt werden, weil sich das havarierte Kreuzfahrtschiff bewegt habe, erklärte ein Sprecher der Rettungsteams Freitag früh. Die Stabilität des Schiffes müsse geprüft werden, um das Leben der Taucher nicht zu gefährden. Auch heute früh bewegte sich das Schiff – die Suchmaßnahmen geraten deshalb ins Stocken.

Bisher wurden acht der elf Todesopfer identifiziert. Dabei handelt es sich um vier Franzosen, einen Italiener, einen Spanier, einen Ungarn sowie einen Peruaner. Nicht ausgeschlossen wird, dass das Schiff an Felsen verankert werden soll, so die Rettungsteams. Damit wolle man das Sinken des Wracks verhindern, sollten sich die Wetterbedingungen verschlechtern, berichteten die toskanischen Behörden.

Umweltminister Corrado Clini warnte am Donnerstag vor der Gefahr, dass das Schiff mit 2.400 Tonnen Treibstoff sinken könnte. “Es befindet sich in einer unsicheren Lage und könnte bei höheren Wellen sinken”, warnte der Minister in einer Ansprache vor dem Parlament. Das Kabinett in Rom plane Maßnahmen, um große Schiffe von Naturschutzgebieten fernzuhalten. Überhaupt sollen Kreuzfahrtschiffe und Tanker aus dem Meeresschutzgebiet rund um die Inseln der Toskana sowie aus der Lagune Venedig verbannt werden, so Clini.

Heute früh bewegte sich das Schiff erneut – die Suchmaßnahmen wurden daraufhin erneut umgehend unterbrochen.

Costa-Mutterkonzern Carnival überprüft Notfall-Richtlinien

Auch der US-Eigner Carnival nimmt nach dem tragischen Unglück der “Costa Concordia” die Sicherheitsvorkehrungen auf allen seinen Kreuzfahrtschiffen unter die Lupe. “Diese Tragödie stellt die Sicherheits- und Notfall-Prozeduren unserer Firma in Frage”, sagte Firmenchef Micky Arison späten Donnerstag in Miami.

Er beteuerte, die Bestimmungen in der Branche seien bereits hoch. Die Überprüfung solle aber sicherstellen, “dass sich diese Art von Unglück nicht wiederholt”.

Die Federführung bei der Überprüfung der Notfall-Richtlinien übernimmt der ehemalige Navy-Kapitän James Hunn, der nach einer 32-jährigen Karriere in der US-Kriegsmarine bei der weltgrößten Kreuzfahrt-Reederei angeheuert hatte. Auch außenstehende Experten sollen einen Blick auf die Sicherheitsvorkehrungen werfen. Zu Carnival gehören mehr als 100 Schiffe, die unter eigenem und dem Namen diverser Tochtergesellschaften fahren, darunter der italienischen “Costa Cruises”.

(APA)

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