Asperger-Syndrom – Aufgabe und Chance
Der Wiener Kinderpsychiater Hans Asperger beschrieb 1944 erstmals die Verhaltensmerkmale des nach ihm benannten Syndroms. Etwa ein Prozent der Bevölkerung hat eine autistische Beeinträchtigung, davon entfallen zwei Drittel auf das Asperger-Syndrom. „Es ist nicht heilbar. Für ein positives Entwickeln betroffener Kinder ist das Fördern, Begleiten und Verstehen der Besonderheiten dieses Syndroms daher umso wichtiger”, betont Renate Vogel, Autismus-Therapeutin der aks Kinderdienste. Die Beeinträchtigungen sind komplex und vielschichtig, einzelne Symptome unterscheiden sich sehr. Man kann und darf deshalb nicht von „dem Asperger” sprechen, weil sich jede Person mit dieser Diagnose durch ihre Individualität auszeichnet. Allen gemeinsam sind Kernsymptome. Die Bereiche des sozialen Interagierens und Kommunizierens sind beeinträchtigt. Ebenso zeigen sich ungewöhnliche, sehr ausgeprägte Sonderinteressen bei normaler bis hoher Intelligenz.
Eindrücke anders verarbeiten
Ein weiteres Kennzeichen ist eine beeinträchtigte Sinneswahrnehmung. Die Sinnesorgane sind gesund, aber die Eindrücke werden anders verarbeitet. Dies zeigt sich vor allem im frühen Kindesalter, verbessert sich aber im Lauf der Entwicklung. Die Kinder sind oft sehr lärmempfindlich. Sie reagieren auf bestimmte Geräusche etwa Staubsauger oder Mixer ängstlich bis panisch, schreien oder halten sich die Ohren zu. Leichte Berührungen, wie zum Beispiel Streicheln, halten sie unter Umständen nicht aus, bestimmte Kleidung können sie wegen der Materialbeschaffenheit nicht anziehen. Sie spielen häufig nicht gerne im Sand und ertragen mitunter keine schmutzigen, klebrigen Hände. Kinder mit dem Asperger-Syndrom haben zudem häufig Probleme mit der Grob- oder Feinmotorik und wirken deshalb ungeschickt. Schreiben kostet sie viel Energie, ebenso kann der Turnunterricht belastend sein. Sie brauchen viel mehr Zeit und Geduld, um Fahrradfahren, Ball spielen oder schwimmen zu lernen.
Gespräche als „Fremdsprache”
Menschen mit der Asperger-Diagnose fangen meist sehr früh zu sprechen an und haben einen sehr umfangreichen und gewählten Wortschatz. Doch höflicher „Small Talk”, um soziale Kontakte zu pflegen, fällt ihnen schwer. Ebenso das Erkennen der Gefühle und Gedanken anderer, das instinktive „Zwischen-den-Zeilen-lesen”. Eintönige Monologe oder große Direktheit werden von ihrem Umfeld oft als unhöflich, arrogant oder egoistisch missverstanden. Doch die Betroffenen sind sich dessen nicht bewusst. Sie müssen meist erst mühsam lernen, wie man ein Gespräch führt. Häufig haben Personen mit dieser Beeinträchtigung selten Freunde, scheinen diese aber auch nicht zu vermissen. Kinder mit dieser Diagnose bevorzugen ältere Kinder oder Erwachsene als Spiel- und Ansprechpartner. Freundschaften gelingen am ehesten über ein gemeinsames Interessensgebiet.
Ausdauer und hohe Loyalität
Schon früh entwickelt sich ein starkes, manchmal sogar exzessives Interesse für ein bestimmtes Themengebiet. Es kann im Laufe des Lebens mehrmals wechseln. Die Betroffenen eignen sich ein enormes Wissen über ein Spezialgebiet an. Wenn das Beschäftigen damit jedoch den gesamten Alltag bestimmt, wird es im Zusammenleben in der Familie zur besonderen Herausforderung. „Große Stärken von Personen mit dem Asperger-Syndrom sind Detailgenauigkeit, Ausdauer, logisches Denken, hohe Loyalität und Verlässlichkeit”, erläutert Renate Vogel von den aks Kinderdiensten. Sie führt weiter fort: „Dies macht sie zu wertvollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wenn sie in einem Beruf Fuß fassen können, indem genau diese Eigenschaften wichtig sind.”
Diagnose des Asperger-Syndroms:
– eingehende medizinische Abklärung durch einen Kinder- und Jugendpsychiater
– Ausschluss möglicher anderer Krankheiten/Störungen bzw. weitere Untersuchungen
– Autismus-Spektrums-Abklärung mittels standardisierter Verfahren: Eltern-fragebogen zur sozialen Kommunikation und Reaktivität, ausführliches Elterninterview, Test mit dem betreffenden Kind
– die Diagnose ergibt sich aus dem Gesamtergebnis aller Untersuchungen und Tests
Kontakt
aks gesundheit GmbH
Kinderdienste
Rheinstraße 61
6900 Bregenz
T 055 74 / 202 – 0
gesundheit@aks.or.at
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