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Bischof kontra Pfarrer i.R.

(VN) Dornbirn - Elmar Fischer droht unbequemem Pfarrer mit saftiger Pensionskürzung.

Helmut Rohner gehen die Reformen innerhalb der Kirche viel zu langsam. Und das teilt er auch gerne öffentlich mit. Dabei geht er mit den Kirchenoberen nicht gerade zimperlich um. Und das, obwohl er selbst ein Mann der Kirche ist. In einem seiner letzten Leserbriefe geißelte der pensionierte Pfarrer, der in Dornbirn wohnhaft ist, einmal mehr den angeblichen Reformunwillen maßgeblicher hoher kirchlicher Würdenträger.

Der Kragen ist geplatzt

Jetzt ist seinem ehemaligen Chef in Feldkirch wegen der jüngsten Veröffentlichung des unbequemen 77-jährigen geistlichen Ruheständlers, der nach langen Jahren
priesterlicher Tätigkeit in Finnland und Brasilien am Schluss Seelsorger in Meiningen war, der Kragen geplatzt. Bischof Elmar Fischer las Rohner in einem Telefonanruf nicht nur die Leviten, er drohte ihm gar mit der Kürzung der Pension um zehn oder gar 20 Prozent. Was der Pfarrer umgehend öffentlich kundtat. Ob der oberste Hirte des Landes tatsächlich mit Rohner Tacheles geredet hat, wollte man in Feldkirch auf VN-Anfrage weder bestätigen noch dementieren. „Elmar Fischer kommentiert nicht in der Öffentlichkeit, ob oder worüber er in Telefonaten mit Priestern der Diözese spricht“, teilt Dietmar Steinmair von der Presseabteilung der katholischen Kirche in Vorarlberg mit. Offen bleibt vorerst, ob sich Rohner bald auf weniger Einkommen einstellen muss: „Von mir und auch von anderen Personen der Diözese gibt es keine Auskunft, ob der Bischof befugt ist, Pensionen zu kürzen“, will Steinmair über Interna der kirchlichen Pensionsregelungen nichts sagen. Wie Rohner betont, habe ihm Fischer persönlich vorgeschlagen, in den Ruhestand zu treten, auch weil der Bischof von seinem Wunsch, mehr Basisarbeit zu leisten und die Aufgaben als Pfarrer dafür etwas einzuschränken, nicht begeistert war.

Weiter Leserbriefe schreiben

Der Bischof stößt sich schon länger an der Tatsache, dass Rohner seine Leserbriefe mit „Pfarrer“ und nicht mit „Pfarrer in Ruhe“ unterzeichnet. Was den streitbaren Geistlichen bis heute nicht beeindrucken kann: „In Vorarlberg ist und bleibt jeder pensionierte Pfarrer über den Tod hinaus Pfarrer.“ Den Mund verbieten lassen will er sich überhaupt nicht: „Ich bin ein freier Mensch und Katholik und vertrete deshalb meine Meinung, auch wenn das gewissen Leuten nicht passt. Und ich werde weiter machen.“ Er will also weiterhin Leserbriefe schreiben, um auf die seiner Ansicht nach ungerechte Behandlung von Lesben und Schwulen, Priestern, die gegen den Zölibat verstoßen oder geschiedene Eheleute, die einen Neuanfang versuchen, aufmerksam zu machen.
Der Konflikt zwischen dem Bischof und Rohner wird zumindest von Teilen des Klerus mit gemischten Gefühlen verfolgt. Wie ein Priester aus dem Unterland betonte, ist er mit der Art der Kommunikation in diesem und anderen Fällen alles eher als glücklich. Damit ist er einer Meinung mit Pfarrer Rohner: „Ich will den Bischof nicht anschwärzen, aber der Umgang der Hierarchie mit dem Kirchenvolk lässt oft zu wünschen übrig.“

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