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Bettler nächtigen nun am Bahnhof: Dornbirn fasst Zügel enger

Dornbirn. Erst am Montag wurden die Zeltlager entlang der Dornbirner Ach von der Stadt geräumt. Die verbliebenen Bettler bauen nun ihre Zelte jeden Morgen ab - und lagern diese am Bahnhof. Die Politik bittet um Besonnenheit - und verschärft gleichzeitig den Kurs gegen die Rumänen.
Falsche Polizisten erpressten Roma

Nach der Räumung der Zeltlager entlang der Ach haben die verbliebenen Rumänen, die die Rückführungsangebote der Stadt abgelehnt haben, ihr Verhalten angepasst. Die Zeltlager in Bahnhofsnähe werden nun jeden Tag abgebaut und am südlichen Ende des Parkplatzes am Hauptbahnhof entlang des Bahnsteiges verstaut. Dort werden sie untertags scheinbar von einem oder mehreren der Rumänen bewacht.

Dornbirn sieht steigende Radikalisierung

Durch diese flexiblere Lagerbildung scheinen sie auf die anhaltenden Lagerauflösungen durch die Stadt und die Übergriffe der vergangenen Nacht zu reagieren. Die Stadt Dornbirn betont in einer Aussendung, dass man die Entwicklung mit Sorge betrachtet. “Die steigende Radikalisierung in der Bevölkerung macht mir große Sorgen und ich möchte alle Dornbirnerinnen und Dornbirner zur Besonnenheit aufrufen”, erklärt Bürgermeisterin Andrea Kaufmann, nachdem in der Nacht auf Donnerstag zwei falsche Polizisten die Roma erpressten und mehrere Zelte beschädigten. “Wir werden auch den Mitgliedern der Roma-Familien klar machen müssen, dass ihr Verhalten nicht zur Verbesserung der Situation beiträgt.”

Kaufmann bittet im Besonnenheit

Erst am Montag habe man mit einem offenen Brief der Bürgermeisterin versucht, die Situation den Bürgern zu erklären. Darin habe man bereits um Besonnenheit gebeten. Der Vorfall von Donnerstagnacht sei zwar ein Einzelfall – die Radikalisierung in der Bevölkerung nehme jedoch zu “Auch wenn die Situation Emotionen – ganz gleich in welche Richtung – auslöst, müssen wir besonnen bleiben und gemeinsam an einer Lösung zur Verbesserung der Situation arbeiten”, so Kaufmann am Montag.

Grüne verurteilen Tat und verbale Hetze

“Die Polizei hat gestern Nacht schnell und konsequent gearbeitet”, beglückwünscht die grüne Abgeordnete Nina Tomaselli die Behörde. “Es handelt sich um einen erschreckenden und vollkommen inakzeptablen Übergriff, der entsprechend geahndet werden wird.” Den Vorfall könne man aufgrund der Schwere der Tat kaum als “bsoff’ne Gschicht” einstufen. Sie sieht eine seit Wochen laufende verbale Hetze gegen die Bettler als Ursache für die Tat, auch die Vertreibungspolitik sei wenig zielführend.

ÖBB in ständigem Kontakt mit Polizei

Vonseiten der ÖBB legt man weiterhin höchsten Wert auf einen sicheren Bahnbetrieb und die Zugänglichkeit der Bahnsteige für die Gäste, betont Hans Kapferer von den ÖBB. Da die Bettler auf Stadt- und nicht auf ÖBB-Grund nächtigen, achte man in erster Linie darauf, dass die Hausordnung des Bahnhofs beachtet wird. Dies umfasst neben dem Freihalten der Bahnzugänge auch ein allgemeines Bettelverbot. Dafür seien am Bahnhof Dornbirn derzeit bis zu vier Sicherheitsbedienstete im Einsatz, außerdem stehe man im ständigen Kontakt mit Polizei und Stadt.

Bettelverbot an Markttagen ab Samstag

Das Ziel der Stadt Dornbirn sei weiterhin, die Bettler zur Heimreise zu bewegen. So wird ab diesem Wochenende die Vorgehensweise verschärft. Die Stadtvertretung wird Donnerstagabend voraussichtlich eine Campingverordnung und ein Bettelverbot in der Innenstadt an Markttagen beschließen. Diese Verordnungen werden ab Samstag in Kraft treten – und den Bettlern noch heute die Heimreise nahegelegt und über Unterstützungsmöglichkeiten im eigenen Land informiert – ein weiteres Mal.

 

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