Die Vorarlberger Armutskonferenz hat nun nach eingehender Prüfung des Armutsberichts des Landes Stellung genommen. Vor allem die hohe Armutsgefährdung bereitet Michael Diettrich und Elmar Sturm von der Armutskonferenz Sorgen. “Zu behaupten, dass wir mit 14,7 Prozent im Bundesdurchschnitt liegen, ist beschönigend. Wir streiten uns hinter Wien, das als Ballungszentrum ganz normal hohe Armutszahlen hat, mit Kärnten um den zweitschlechtesten Platz”, betont Diettrich.
Hohe Dunkelziffer befürchtet
Da die Armutsgefährdung über das Einkommen statt über die notwendigen Ausgaben berechnet wird, dürfte die Dunkelziffer im vergleichsweise teuren Vorarlberg deutlich höher liegen, so die Befürchtung. Wenn man anstelle der statistischen Armutsgefährdungsschwelle das Referenzbudget des Dachverbands der österreichischen Schuldenverbands zur Hand nehme, fehlen den Betroffenen von zwölf (Alleinstehende) bis zu beinahe 24 Prozent (vierköpfige Familie).
Mangelndes Konzept
Ebenfalls kritisiert die Armutskonferenz die abgeleiteten Maßnahmen. Die Anstrengungen bei den Themen gemeinnütziger Wohnbau, frühkindliche Bildung und Ganztagesangeboten bei Schulen seien zwar richtig und werden begrüßt, doch mangle es an einem strukturierten Konzept. Zwar solle eine Broschüre Kindergartenpädagogen helfen, Kinderarmut zu erkennen. Was dann aber zu tun sei, wisse keiner. Dies liege auch an einem falsch gesetzten Schwerpunkt. “Es stimmt nur zum Teil, dass Armut in Vorarlberg Kinderaugen und graue Haare hat”, schränkt Sturm ein. Es sind vor allem Frauen, die als Pensionistinnen und (alleinerziehende) Müttern betroffen sind.
Vor allem Mütter betroffen
So sind vor allem Alleinerziehende, Haushalte mit mehr als zwei Kindern und allein stehende Pensionistinnen betroffen. Von den Alleinerziehenden sind 52 Prozent “working poor”, armutsgefährdet seien 63 Prozent. Wie auch bei Mehrkinderfamilien sei die Ursache vor allem die eingeschränkte Erwerbsmöglichkeit der Mütter und das vorherrschende Familien- und Rollenbild. “Ein ausreichendes Angebot an ganztägiger Kinderbetreuung ist eine Notwendigkeit, egal wie man das ideologisch sieht”, ist Diettrich überzeugt. Derzeit seien über 90 Prozent der Teilzeitkräfte weiblich, wie auch der überwiegende Teil der geringfügig Beschäftigten.
Forderungskatalog ans Land
Die Armutskonferenz präsentierte nun eine Reihe von geforderten Maßnahmen, um den Zahlen entgegen zu wirken. Anstelle einer breiten Palette unterschiedlicher Förderungen, die den meisten kaum bekannt sind, müsse eine harmonisierte, an den Warenkörben orientierte Grundsicherung eingeführt werden. Auch sollte das Land Vorarlberg zumindest in dessen Einflussbereich einen Mindestlohn von 1.500 Euro einführen. Zusätzlich brauche es eine offensive Information über Transferleistungen, einen Ausbau der Kinderbetreuung und Ausbildungsangebote für gering qualifizierte Mütter, die über ein Wiedereinstiegscoaching hinausgehen.
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