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"Am Ende weinten wir alle"

Bregenz - Markus W. war als erster Retter beim sterbenden Cain. Der Bub hatte keine Chance.
Vermutlich mit Besenstiel totgeprügelt
Obduktion: Cain durch Schläge getötet
Keine Hinweise bei Jugendwohlfahrt
Zusammenfassung des Livetickers
Bilder von der Pressekonferenz
In Gedenken an den kleinen Cain
Kerzen für den kleinen Cain
Bilder: Hier geschah die Tat
Hätte man es verhindern können?
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Er war ein fröhlicher Bub
"Deutliche Schwächen des Systems"
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"Telefon-Abklärung ungeeignet"
Dreijähriger Cain zu Tode geprügelt

Markus W. ist religiös, Mitglied der Adventisten-Kirche und regelmäßiger Messebesucher. Der 24-jährige Berufsretter glaubt grundsätzlich an das Gute. Doch dieser Glaube wurde am vergangenen Samstag einer schweren Prüfung unterzogen.

In einer Minute da

„Ich befand mich gerade im Gottesdienst unserer Kirche in der Laimgrubengasse, als plötzlich mein Pager losging: ,w3j; Stiegensturz, Atemstillstand‘ las ich samt Adresse am Display.“ Da W. nur zwei Häuser entfernt war, stürzte er aus dem Gotteshaus und traf bereits eine Minute später am Unglücksort ein. „Dort kommt mir ein Bub auf der Stiege entgegen. Ich wusste zuerst nicht, dass es Cains Bruder war.“ W. sprintet in die Wohnung im obersten Stock, wo die Türe offen steht. Miloslav M. schreit: „Hier hinten sind wir.“ Als W. ins Kinderzimmer kommt, liegt der Dreijährige leblos auf einer Matratze. „Er lag auf dem Rücken, ziemlich gerade, hatte die Augen offen.“ Sofort beginnt der Sanitäter mit den Reanimationsmaßnahmen. Mund-zu-Mund-Beatmung, Herzmassage. Markus W. hat ein schlechtes Gefühl. „Weil die Gliedmaßen des Buben kalt waren – das ist kein gutes Zeichen.“ Aus dem Mund des Kindes quillt Erbrochenes. Der mutmaßliche Peiniger holt W. noch ein Handtuch. Danach ist er weg. Markus W. wird später bewusst, wie fahrig und nervös Milosav M. war. „Er lief hilflos hin und her.“ Schon drei Minuten später treffen ein dreiköpfiges Notarztteam und ein Rotkreuzwagen mit zwei Sanitätern ein. Verbissen kämpfen alle um das Leben des kleinen Caine. „Die Notärztin hat intubiert, den Defibrillator zum Einsatz gebracht, einen Zugang gelegt, einfach alles gemacht, was sie konnte.“

Vereint in der Ohnmacht

50 Minuten arbeiten Mediziner und Helfer wie besessen. „Danach sind wir mit dem Buben ins Bregenzer Krankenhaus gefahren.“ Das Unfassbare wollen die Mitglieder des Notfallteams noch nicht zur Kenntnis nehmen. „Aber dann sind wir in den Schockraum gekommen. Dort hat uns der Kinderarzt bald mitgeteilt, dass wir aufhören sollen.“ Niemals wird Markus W. diesen Moment vergessen. Diesen Moment der plötzlichen Ruhe. Vereint in der Ohnmacht gegenüber dem sinnlosen Tod eines kleinen, unschuldigen Kindes. „Wir saßen da und haben alle geweint.“

Kleiner, geschundener Körper

Niemals wird Markus W. auch vergessen, wie Cains kleiner, geschundener Körper ausgesehen hat. „Überall Hämatome. Spuren von zahlreichen Misshandlungen. Ich habe mich dann gefragt: Was hat dieser kleine Bub auf dieser Welt Schönes gehabt ?“ Markus W. wird noch lange brauchen, das Erlebte zu verarbeiten. Die schlimmen Träume in der Nacht haben bereits begonnen.

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