reise. Mit einem energischen Gemma! Gemma! holte uns Baschir, unser Fahrer und Guide, auf den Boden der Realität zurück. Zu sehr waren wir von den landschaftlichen Schönheiten des Akakusgebirges beeindruckt, so dass wir keinen Gedanken für eine Weiterfahrt verschwenden wollten.
Sand-und Felswüsten
Sand- und Felswüsten treten im Fezzan, im äußersten Südwesten Libyens, meist in Wechselfolge auf, oft sogar vergesellschaftet, so dass dann die Sandmassen nahezu bis knapp unter die Gipfel reichen. Dann kontrastieren die schroffen, schwarzen Felsen zum feinen Sand, der sich je nach Tageszeit auf ein Farbspiel zwischen weißen bis rötlichen Tönen einlässt.
Ein Stück weiter treffen wir auf Kalksteinformationen, die sich scheinbar den dunklen Ergussgesteinen angepasst haben, denn an exponierten Stellen sind sie von schwarzem Wüstenlack überzogen. Baschir, ein gebürtiger Tuareg, braucht in dieser unendlich scheinenden Naturlandschaft kein GPS, er kennt die Routen durch das Akakusgebirge wie seine Hosentasche.
Auf und ab, wie in einer Achterbahn, führte er uns durch die großflächigen Sanddünen. Das Gekreische der Insassen beim Überfahren der messerscharfen Dünengrate ermutigte ihn noch mehr, uns seine Fahrkünste unter Beweis zu stellen.
Wie in der Achterbahn
Zu Fuß kämpften wir uns auf einige Dünengipfel hoch, berauscht von der Formenvielfalt der Sandberge und der ungewohnten Stille. Wie eine Riesenschlange winden sich die aneinandergereihten Sicheldünen durch dieses Meer aus Sand. An prächtigen Naturbrücken und Felstoren vorbei erreichten wir wieder per Landcruiser eine ausgedehnte Hochfläche, die übersät war mit Pilzen aus Fels. Auf Baschirs Geheiß Jetzt aussteigen und zu Fuß weiter! ließen wir uns zwischen diesen fantastischen Felskorrosionsformen einfach treiben.
Uns wäre mit Sicherheit nicht eingefallen, in dieser einzigartigen Naturlandschaft Felsmalereien bzw. gravuren zu erwarten. Meist unter Felsvorsprüngen, gegen Sonnen- und Windeinwirkungen weitgehend geschützt, konnten derlei Kunstwerke über Jahrtausende bestehen. Die ältesten dieser, mittels Erdfarben erstellten Strichzeichnungen, werden bis auf das Jahr 9000 v. Chr. zurückdatiert, meinte Baschir. Hier, diese von Pferden gezogenen Streitwagen waren einst bei den um 1500 v. Chr. im Fezzan lebenden Garamanten in Verwendung. Angeblich ist es ihnen damit gelungen, ihre Nachbarvölker in Schach zu halten.
Giraffen und Elefantenbilder
Germa, ihre einstige Hauptstadt, gleicht heute leider einer vernachlässigten Ruinenstätte.
Anderenorts verweist unser Guide auf Darstellungen von Giraffen, Elefanten und anderen Großwildtieren, die allerdings unter anderen Bedingungen gelebt haben müssen. Was mittlerweile wissenschaftlich belegt ist erst vor etwa 4000 Jahren soll die Austrocknung der einstigen Savannengebiete allmählich begonnen haben.
Beim Abendessen im Zeltrestaurant der Urbari Lodge an den nördlichen Ausläufern des Akakusgebirges kamen wir mit Omar ins Gespräch. Zehn Jahre hatte er in Deutschland im Service geschuftet, heute leitet er diese Wüstenunterkunft. Ich bin ein glühender Verehrer von Gaddafi, meint er und zeigt auf das Bild über der Anrichte. Gaddafis Konterfei ziert zahllose Wände im Land innen wie außen. Da selbst für ihn die 1,8 Mill. Quadratkilometer Libyens unüberschaubar sind, werden die Touristen 30.000 waren es 2008 – im Wüstenstaat, in dem Sprit billiger als Wasser zu bekommen ist, unter Polizeischutz gestellt.
Ein letzter Höhepunkt
Vor unserem Rückflug nach Tripolis stand noch ein weiteres Highlight auf dem Programm. Nördlich von Urbari hielten wir Kurs auf die Mandara-Seen zu. Die Wassermassen werden teilweise als Reste eines einstigen riesigen Binnensees angesehen, der noch vor 200.000 Jahren weite Teile der heutigen Sahara bedeckte, erklärte uns Baschir die Hintergründe des Wasser-Wunders, heute werden sie von unterirdischen, unter artesischem Druck stehenden Wasserreservoiren gespeist.
Dümpeln wie im Toten Meer
Wissenschafter gehen davon aus, dass die Naturwunder in Zukunft erhalten bleiben, da durch das Gewicht permanent nachrutschender Sandmassen immer wieder Karsthohlräume zusammenbrechen und der Seeboden damit automatisch tiefer gelegt wird.
Alphabet: Warum es Libyen und nicht Lybien heißt
libyen. Die Eingliederung arabischer Begriffe in die deutsche Sprache ist nicht einfach es gibt einige Laute, die im deutschen Alphabet nicht berücksichtigt werden, die Aussprache der Begriffe lässt prinzipiell mehrere Formulierungen zu. Die Probleme fangen beim Ländernamen an: Die korrekte Schreibweise lautet Libyen und nicht wie in beinahe 50 Prozent aller Fälle Lybien!
85
Prozent der Landesfläche Libyens werden von der Sahara eingenommen. Es ist eines der wenigen Länder der Welt, in denen es keinen einzigen ständigen Fluss gibt. Libyen verfügt lediglich über sogenannte Wadis, die aber nur nach starken Regenfällen vorübergehend Wasser führen.
Gute soziale Situation im Wüstenstaat
versorgung. Libyen hat eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen des afrikanischen Kontinents. Die Sozialversicherung der Einwohner umfasst die kostenlose medizinische Versorgung sowie Witwen-, Waisen- und Altersrenten. Allgemeine Schulpflicht bei kostenlosem Unterricht besteht für 6- bis 12-Jährige. Universitäten gibt es in Tripolis, Bengasi und Sabha.
Luxus in der Wüstenlodge
zeltlodge. Eine Nacht verbrachte unsere Reisegruppe in einer Zeltlodge an den nördlichen Ausläufern des Akakusgebirges. So viel Luxus im Herzen der Sahara hatten wir allerdings nicht erwartet! Ein Doppelbett mit Daunendecken für die kalten Morgenstunden. Dazu standen eine Dusche, WC, Warmwasser und elektrisches Licht zur Verfügung, alles auf 30 Quadratmetern arrangiert. Der Luxus erzeugte bei den Teilnehmern fast das Gefühl, eine richtige Wüstensuite bewohnen zu dürfen.
Der Einreisestreit ist inzwischen beendet
reise. Der wochenlange Visa-Streit zwischen Libyen und der Europäischen Union ist beigelegt, die beiderseitigen Einreisebeschränkungen wurden aufgehoben. Ausgelöst hatte die Krise ein Streit zwischen der Schweiz und Libyen. Die Beziehungen zwischen Libyen und der Schweiz waren zerrüttet, seit im Juli 2008 ein Sohn Gaddafis, Hannibal, wegen mutmaßlicher Misshandlung einer Angestellten in Genf vorübergehend festgenommen wurde. Libyen hatte im Gegenzug zwei Schweizer Geschäftsmänner festgenommen, von denen einer, Max Göldi, bis heute festsitzt. Erbost darüber verbot die Schweiz insgesamt 188 ranghohen Libyern, darunter Revolutionsführer Gaddafi selbst, die Einreise, was automatisch für den ganzen Schengen-Raum galt.
Restriktionen aufgehoben
Darauf reagierte Tripolis seinerseits mit Visa-Restriktionen für die Bürger des grenzfreien Raumes, die nach Libyen einreisen wollten. Dem Schengen-Raum gehören 22 EU-Staaten sowie als Nicht-EU-Mitglieder neben der Schweiz auch Norwegen und Island an. Unter dem Druck der EU hat die Schweiz die Restriktionen wieder aufgehoben.
Gemütlich dümpeln wie im Toten Meer
salzwasserSeen. Über die Maßen entzückt waren wir beim Besuch der Mandara-Seen vom See Um-el-Ma, der eingebettet zwischen 200 Meter hohen Dünen liegt und malerisch von Palmen umsäumt wird. Wie die restlichen Gewässer weist er zwar keine allzu große Tiefe auf, er ermöglicht den Badenden auf Grund des hohen Salzgehaltes (32 Prozent), ohne irgendwelche Schwimmbewegungen an der Wasseroberfläche zu bleiben.
Die Landcruiser schaffen fast alles
fahrkunst. Eine Tour mit Geländewagen in der Wüste ist immer ein besonderes Erlebnis. Die geübten Fahrer überwinden mit ihren Landcruisern die unglaublichsten Hindernisse.
Reiseinfos
Anreise: Die Libyan Airlines fliegt ab Frankfurt, Amsterdam und Wien direkt nach Tripolis.
Einreise: Deutsche, Österreicher und Schweizer benötigen ein Visum, das bei der libyschen Vertretungsbehörde beantragt werden muss.
Sprache: Amtssprache ist Arabisch. Italienisch und Englisch sind als Handelssprachen verbreitet.
Währung: 1 Euro = 1,69 LYD. Der libysche Dinar darf nicht aus- oder ins land eingeführt werden.
Impfungen: Es sind keine Impfungen vorgeschrieben.
Einfuhrverbote: Es ist nicht gestattet, Schweinefleisch oder Alkohol zu importieren.
Zeit: Winter MEZ + 1, Sommer 0.
Beste Reisezeit: Zwischen Februar und April sowie im November.
Weitere Infos im Internet:www.libyen.net, Einreise: www.bmeia.gv.at (Länderinformationen).
VN-H.Mittendorfer
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