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Zwischen Krieg und Hoffnung: Buchpräsentation von Christian Wehrschütz

Christian Wehrschütz präsentiert sein neues Buch „Frontlinien“ – 25 Jahre als ORF-Korrespondent zwischen Krisenregionen, Kriegsschauplätzen und einem unerschütterlichen Glauben an die Hoffnung.Er erzählt von einem Leben im Ausnahmezustand – und davon, warum ihn die Suche nach Wahrheit und Menschlichkeit bis heute antreibt.

Zwischen Krise, Krieg – und KI

Seit Jahrzehnten ist er eine fixe Größe im österreichischen Auslandsjournalismus: Christian Wehrschütz, ORF-Korrespondent für den Balkan und die Ukraine, bekannt für seine faktenbasierte, präzise und unaufgeregte Berichterstattung. Wer ihn kennt, weiß: Wehrschütz analysiert lieber selbst, statt sich auf andere zu verlassen. Doch ausgerechnet beim Titel seines neuen Buches überließ er einem digitalen Kollegen das Feld – ChatGPT schlug „Frontlinien“ vor, und Wehrschütz griff zu. Ein Volltreffer, wie sich nun zeigt.

„Frontlinien. 25 Jahre zwischen Krise, Krieg und Hoffnung“ lautet der Titel seines frisch erschienenen Werks, das er am Mittwochabend in der Buchhandlung Brunner in Bregenz präsentierte. Die Veranstaltung war bis auf den letzten Platz gefüllt, das Publikum gespannt – und die Bücher gingen stapelweise über den Ladentisch.

Krieg und Hoffnung: Geschichten von den Rändern Europas

In seinem Buch gewährt Wehrschütz Einblick in einen Arbeitsalltag, den man kaum Alltag nennen kann. Er schreibt über geopolitische Bruchlinien und gesellschaftliche Spannungsfelder, über das fragile Verhältnis zwischen Russland und der Ukraine, die Rolle der NATO und die ungelöste Kosovo-Serbien-Frage. Dabei verzichtet er auf Dramatisierung – seine Stärke liegt in der Analyse, in der Einordnung, im genauen Hinsehen.

„Es sind Fronten, die ich zeige – politische, militärische, gesellschaftliche. Zwischen Russland und dem Westen, aber auch innerhalb Europas“, sagte Wehrschütz bei der Präsentation. Die Ukraine etwa müsse ihren Platz in Europa erst finden. Es sei eine Region, „die durch Brüche geprägt ist – geopolitisch wie menschlich“.

Besonders bewegend schildert Wehrschütz auch persönliche Erlebnisse. Eine Geschichte ist ihm dabei besonders in Erinnerung geblieben: jene einer Leihmutter, die nach Kriegsausbruch in der Ukraine nicht mehr erreichbar war. „Die Eltern haben mich angerufen – ich war ihre letzte Hoffnung. Außenministerium, Botschaft – niemand war erreichbar. Wir konnten helfen, wir haben die Frau gefunden.“ Monate später konnte das Paar sein Kind in Sicherheit entgegennehmen. „Das war ein schöner Moment“, sagt Wehrschütz sichtlich bewegt.

Erkenntnis, Demut – und ein Hauch Star-Appeal

Was dem Publikum an diesem Abend begegnet, ist ein erfahrener Journalist, der trotz 25 Jahren im Krisenmodus weder zynisch noch müde wirkt. Im Gegenteil: Beim Signieren seiner Bücher könnte man fast meinen, ein Rockstar sei zu Gast. Dabei gibt er sich selbst bescheiden – was er weitergeben möchte, sei „Erkenntnis, Demut und vor allem Hoffnung“.

Was ihn selbst durch schwierige Tage trägt? „Dieser Wille zur Erkenntnis“, sagt Wehrschütz. Und zitiert Goethes „Faust“: „Dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält.“ Dazu komme, so scherzt er, der sogenannte „Raumschiff-Enterprise-Effekt“: „In Galaxien vorzustoßen, wo noch nie ein Mensch gewesen ist – das haben wir an der albanisch-griechischen Grenze erlebt. Da sind drei Mercedes für Esel transportiert worden. Ich bin mir sicher: Da war noch nie ein Österreicher.“

Abschied mit Weitblick

Doch auch für Christian Wehrschütz geht ein Kapitel langsam zu Ende. Ende 2026 will er in Pension gehen. Dann liegen über 25 Jahre Berichterstattung aus den Krisenregionen Europas hinter ihm. Mit dem Buch „Frontlinien“ zieht er eine persönliche wie politische Bilanz – und schenkt seinen Leserinnen und Lesern Einblicke, die sonst oft verborgen bleiben.

Quelle: LÄNDLE TV

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