Zwei Verantwortliche für Bahnsabotage in Polen identifiziert
Polen machte bereits zuvor Russland für den Sprengstoffanschlag auf eine strategisch wichtige Bahnlinie verantwortlich. Alles deute darauf hin, dass die Auftraggeber des Sabotageaktes die russischen Geheimdienste seien, sagte Jacek Dobrzynski, Sprecher des Geheimdienstkoordinators in Warschau. Zuvor hatte das Komitee für nationale Sicherheit der Regierung in einer Sondersitzung getagt.
Alarmstufe für bestimmte Bahnstrecken erhöht
Polen wird für bestimmte Bahnstrecken die Alarmstufe erhöhen. Zum Schutz wichtiger Infrastruktur werde das Militär eingesetzt, kündigte Tusk an. "Der Chef des Inlandsgeheimdienstes und der Innenminister haben mich aufgrund terroristischer Bedrohungen gebeten, die dritte Terrorwarnstufe 'Charlie' einzuführen", sagte Tusk. "Diese Stufe gilt für bestimmte Bahnstrecken, während im Rest des Landes die zweite Warnstufe verbleibt."
Trasse durch Sprengladung zerstört
Am Sonntag hatten bisher unbekannte Täter auf der Trasse von der Hauptstadt Warschau nach Lublin im Osten des Landes Gleise durch eine Sprengladung zerstört. Der Schaden wurde rechtzeitig von einem Lokführer bemerkt und an die Leitstelle gemeldet, die die Strecke vorübergehend sperrte. Die Regierung geht davon aus, dass die Explosion unweit der Ortschaft Mika 100 Kilometer südöstlich von Warschau das Ziel hatte, einen Zug in die Luft zu sprengen. Es gab noch zwei weitere Beschädigungen der gleichen Trasse. Die Staatsanwaltschaft und der Geheimdienst ermitteln.
Sprengladung detonierte bei Durchfahrt eines Güterzugs
Nach den jetzigen Erkenntnissen der Ermittler sei die am Gleis angebrachte Sprengladung bereits am Samstagabend gegen 21.00 Uhr bei der Durchfahrt eines Güterzugs explodiert, sagte Tusk. Es sei aber nicht zur Entgleisung gekommen, sondern nur zur leichten Beschädigung eines Waggons. "Der Lokführer hat diesen Vorfall beim Durchfahren nicht einmal bemerkt."
Die militärische Sprengladung vom Typ C4 sei mit Hilfe eines Zünders über ein 300 Meter langes Elektrokabel gezündet worden, sagte Tusk weiter. Am Ort des Geschehens habe man auch Sprengstoff sichergestellt, der nicht detoniert sei, sagte der Regierungschef. Bereits zuvor sei an der gleichen Strecke eine Klemme montiert worden - ebenfalls mit dem Ziel, einen Zug entgleisen zu lassen. Die Klemme habe sich aber als wirkungslos erwiesen.
Kreml wirft Warschau Russophobie vor
"Die russischen Dienste wollen unsere Gesellschaft destabilisieren, sie wollen Angst verbreiten", sagte Dobrzynski weiter. Die Ermittler würden die Angelegenheit jedoch vollständig aufklären. Tusk betonte, der russischen Führung gehe es nicht nur um die unmittelbaren Auswirkungen solcher Aktionen, sondern auch um die sozialen und politischen Folgen. "Das heißt: Desorganisation, Chaos, Panik, Spekulationen, Unsicherheit." Die Anwerbung von Ukrainern zur Ausführung von Sabotageakten habe außerdem das Ziel, anti-ukrainische Stimmung in Polen zu schüren. Polen hat knapp eine Million Kriegsflüchtlinge aus dem Nachbarland aufgenommen.
Polens Regierungschef kündigte an, man werde sich an Belarus und Russland mit dem Gesuch wenden, die Tatverdächtigen auszuliefern. "Aber wir werden auch andere Maßnahmen ergreifen, die hoffentlich zu einer schnellen Festnahme der Täter und ihrer Komplizen führen werden."
Der Kreml wies die Anschuldigungen Tusks zurück. "Russland wird für alle Erscheinungsformen des hybriden und direkten Krieges verantwortlich gemacht", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow dem russischen Staatsfernsehen. Es wäre aus seiner Sicht seltsam, wenn Russland diesmal nicht gleich beschuldigt worden wäre. Polen sei da immer vorn dabei. "In dieser Hinsicht blüht die Russophobie dort natürlich in voller Pracht", sagte Peskow.
Über Polens Bahnnetz gehen Militärtransporte in die Ukraine
Im EU- und NATO-Land Polen, das einer der engsten politischen und militärischen Verbündeten der von Russland angegriffenen Ukraine ist, herrscht seit Kriegsbeginn Angst vor russischen Sabotageakten. Besonders das Eisenbahnnetz gilt als mögliches Ziel, denn viele Militärtransporte in die Ukraine laufen über Polen in das Nachbarland. Die jetzt betroffene Strecke führt zum Grenzort Dorohusk und von dort weiter in die Ukraine.
Im vergangenen Jahr hatte Polens Regierung bereits russische Geheimdienste für einen Großbrand in einem Einkaufszentrum in Warschau verantwortlich gemacht. Im Oktober wurden zudem acht Personen wegen des Vorwurfs, im Auftrag Moskaus Sabotageakte geplant und Spionage betrieben zu haben, festgenommen.
(APA/dpa/Reuters)
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