Ohne viel Aufsehen haben zwei Vorarlberger Kletterhoffnungen ihre Karriere beendet. Zwei sportliche Wege, die lange parallel verliefen, enden nun fast gleichzeitig. Aus Gründen, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Bei Ariane Franken standen Umweltbewusstsein, Studium und eine neue Lebensrealität im Vordergrund, während Johannes Hofherr seinen Abschied als Ergebnis eines inneren Reifeprozesses beschreibt.
Neue Prioritäten, neuer Lebensweg
Für Franken begann der Rückzug nicht mit sportlichen Rückschlägen, sondern mit einer Frage nach Verantwortung. Nach der Matura am Sportgymnasium Dornbirn 2024 entschied sie sich für ein Studium der Umweltwissenschaften in den Niederlanden. Je intensiver sie sich mit Klimaschutz beschäftigte, desto stärker geriet ihr Lebensstil als Wettkampfkletterin in Konflikt mit ihren Überzeugungen. "Als Klettererin fliegst du ständig um den Globus. Irgendwann hat sich das für mich nicht mehr richtig angefühlt", sagt sie. Zudem wurde der organisatorische Aufwand zwischen Studium, Training und Bewerben zu groß.
Der Entschluss wuchs über Monate. Franken, die in der Jugend zu Österreichs stärksten Athletinnen zählte, mehrfach an Jugend-Welt- und Europameisterschaften teilnahm und Weltcup-Erfahrung sammelte, merkte früh: Ganz nach oben wird es nicht reichen, und das Studium ist ihr Herzensprojekt. "Ich vermisse das Klettern, aber das Studium erfüllt mich gerade mehr."
Dem Sport bleibt sie dennoch verbunden. Sie klettert weiter, jedoch ohne Druck. Seit Kurzem spielt sie zudem zweimal wöchentlich Rugby: "Es ist das Gegenteil zum Klettern: ein Teamsport, körperlich, manchmal brutal, aber es macht unglaublich Spaß."
Ein Abschied, der plötzlich Sinn machte
Bei Johannes Hofherr verlief der Weg anders. Bereits zu Saisonbeginn spürte der Frastanzer, dass der Schritt Richtung Weltelite nicht gelingt, obwohl er nach seiner Rückkehr aus Innsbruck vor zwei Jahren "noch einmal alles investieren wollte".
Der Sommer in Südafrika brachte schließlich Klarheit. Nach einem Ringbandriss am linken Ringfinger wich die Enttäuschung schnell der Erleichterung. "Plötzlich musste ich nichts mehr beweisen und bekam eine andere Sicht auf die Dinge."
Als ihm später ein Startplatz beim Europacup in Toulouse angeboten wurde, war für ihn klar: Das wird sein letzter Wettkampf. "Es ging nicht mehr um die Leistung, sondern um den Abschied." Hofherr blickt auf eine erfolgreiche Jugendkarriere zurück: Bronze bei der Jugend-WM 2021 in Voronezh (RUS), zahlreiche internationale Starts, frühe nationale Erfolge. "Die größte Stärke, die ich aus dem Leistungssport mitnehme, ist die Fähigkeit, mich selbst zu kennen", sagt er.
Beruflich orientiert er sich bereits neu: Hofherr studiert Wirtschaftsingenieurwesen an der FH Vorarlberg und trainiert eine Kinderkadergruppe des Vorarlberger Kletterverbands. "Ich möchte mein Wissen weitergeben." Auch Franken schließt eine Rückkehr als Trainerin nicht aus. Ihr Motto "Gravity is a myth" bleibt, nicht mehr als sportlicher Leitspruch, sondern als Erinnerung an eine prägende Zeit.
Beide eint: ein wenig Wehmut, viel Stolz und die Gewissheit, zur richtigen Zeit den richtigen Schritt gesetzt zu haben.
(VOL.AT)
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