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Zwei Drittel der Arbeitskräfte würden für einen Job ins Ausland ziehen

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Österreicher zieht es ins benachbarte Ausland oder in englischsprachige Länder wie Großbritannien, USA oder Kanada. Die Alpenrepublik ist als Migrationsziel vor allem bei Arbeitskräften aus Ost- und Südosteuropa beliebt. Das belegt eine Studie zur globalen Arbeitsmobilität von BCG und StepStone.

Während weltweit durchschnittlich zwei von drei Arbeitnehmern grundsätzlich bereit sind, eine Stelle im Ausland anzunehmen, würde in Österreich nur jeder Zweite für den Job ins Ausland gehen. Das ist ein Ergebnis der aktuellen Studie “Decoding Global Talent”, die gemeinsam von The Boston Consulting Group (BCG), einer der weltweit führenden Strategieberatungen, und StepStone, einer der führenden Online-Jobbörsen, durchgeführt wurde. Es ist die weltweit größte Erhebung zum Thema Jobmobilität, bei der mehr als 200.000 Arbeitskräfte aus 189 Ländern von April bis Juni 2014 befragt wurden.

Für Unternehmen lassen sich aus diesen Ergebnissen wegweisende Erkenntnisse ableiten über die Mobilität ihrer künftigen Einsteiger. “Die geografischen Grenzen der Arbeitsmärkte werden durchlässiger. Vor allem für die talentiertesten und am besten ausgebildeten Talente sind nationale Schranken längst gefallen”, sagt Rainer Strack, BCG Senior Partner und Co-Autor der Studie. “Der quasi grenzenlose globale Arbeitsmarkt eröffnet ungeahnte Möglichkeiten – für die Jobsuchenden, die Staaten und multinationale Konzerne, die schon jetzt Schwierigkeiten haben, auf nationaler Ebene geeignete Fachkräfte zu finden.”

Österreich: Junge Arbeitnehmer wenig mobil

Besonders hoch ist die Bereitschaft, im Ausland zu arbeiten, in den wirtschaftlich wenig entwickelten Ländern. Pakistan führt diese Liste an. Etwa 97 Prozent der dort befragten Personen können sich vorstellen, für den Job ins Ausland zu ziehen. Doch auch führende Industrieländer in direkter Nachbarschaft zu Deutschland zeichnen sich durch hohe Jobmobilität aus: Frankreich gehört mit circa 94 Prozent zu den Top-5-Staaten, in denen Arbeitskräfte erwägen, auch im Ausland zu arbeiten. In der Schweiz können sich rund 77 Prozent vorstellen, für einen Job auszuwandern – 26 Prozent mehr als in Österreich. Noch weniger mobil als die Österreicher sind die Deutschen (44 Prozent). Im weltweiten Vergleich liegt Österreich rund 13 Prozentpunkte unter dem Durchschnitt von rund 64 Prozent. “Ein für uns überraschendes Ergebnis ist, dass auch junge Arbeitnehmer zwischen 21 und 30 Jahren in Österreich eine im globalen Vergleich geringe Absicht haben, für den Job ins Ausland zu gehen”, kommentiert Rudi Bauer, Geschäftsführer StepStone Österreich. Am meisten zieht es die Österreicher nach Deutschland (41 Prozent), in die Schweiz (36 Prozent) und nach Großbritannien (33 Prozent), die USA (29 Prozent) sowie Kanada (25 Prozent).

Österreich ist insbesondere für Arbeitskräfte aus süd- und osteuropäischen Staaten ein attraktives Ziel, wie beispielsweise aus Bosnien-Herzegowina (61 Prozent), Slowenien (59 Prozent) oder Serbien (55 Prozent). Aus Finnland finden 34 Prozent der Arbeitnehmer Österreich attraktiv. “Eine im EU-Durchschnitt vergleichsweise geringe Arbeitslosigkeit, ein gutes Angebot an freien Stellen und gute Lebensbedingungen, machen Österreich zu einem attraktiven Arbeitsmarkt für internationale Arbeitskräfte”, sagt Rudi Bauer. Nicht umsonst befindet sich auch Wien auf Platz 17 der begehrtesten Städte für einen Arbeitsaufenthalt im Ausland – neben Berlin, London, New York oder Paris.

Persönliche Entwicklung als Anreiz

Die Chance neue persönliche Erfahrungen zu sammeln, ist für meisten Arbeitnehmer sowohl weltweit als auch in Österreich der wichtigste Grund für einen Job im Ausland. Global gesehen, spielen verbesserte Karrieremöglichkeiten und höhere Verdienstmöglichkeiten eine sehr große Rolle. Für die Befragten in Österreich ist es allerdings viel wichtiger, in einer fremden Kultur zu leben und sich dort einer neuen Herausforderung zu stellen. “Die internationale Rekrutierung bietet eine große Chance, den Bedarf an Fachkräften trotz des demographischen Wandels nachhaltig zu stillen. Vorausgesetzt, österreichische Unternehmen passen ihre Rekrutierungsstrategie an die Anforderungen der Bewerber aus anderen Ländern an”, kommentiert Bauer.

Fragen zu den Kriterien bei der Wahl eines Arbeitsplatzes ergaben, dass klassische Faktoren wie Gehalt oder die Übernahme von Verantwortung nicht im Zentrum stehen. Am wichtigsten ist es für Jobsuchende, die eigene Weiterentwicklung, die Wertschätzung der eigenen Arbeit und ein gutes Verhältnis zu Kollegen.

“Die steigende Mobilität von Arbeitskräften rund um den Globus und auch der Wandel ihrer Präferenzen bei der Jobwahl haben große Auswirkungen”, sagt Carsten von der Linden, Principal bei The Boston Consulting Group und Co-Autor der Studie. “Deshalb sollten Unternehmen ihre Stärken als Arbeitgeber sowohl intern, als auch extern klar herausstellen, um so zu verhindern, dass ihre talentiertesten Mitarbeiter auswandern und nicht mehr zurückkehren. Man sollte alles daran setzen, auf der anderen Seite dieser Gleichung zu stehen.”

Zentrale Ergebnisse der Studie:

  • Die Welt ist mobil: Knapp 64 Prozent aller 203.756 weltweit Befragten sind grundsätzlich bereit für eine Arbeitsstelle auszuwandern. In den USA, Großbritannien und Deutschland ist hingegen weniger als die Hälfte der Studienteilnehmer dazu bereit.
  • In die Nähe auswandern: Die Österreicher zieht es verstärkt nach Deutschland (41 Prozent) in die Schweiz (36 Prozent) und nach Großbritannien (33 Prozent), USA (29 Prozent) sowie Kanada (25 Prozent).
  • Top-Destinationen: Zu den Topdestination gehören Deutschland, USA, Großbritannien und Kanada.
  • Top-Städte: Wien liegt auf Rang 17 der beliebtesten Städte weltweit. Auf Rang 1 liegt London, gefolgt von New York und Paris.
  • Die Gründe ins Ausland zu gehen, unterscheiden sich je nach wirtschaftlicher Lage des Heimatlandes. In den meisten Industrienationen geht es vor allem um die persönliche und berufliche Weiterentwicklung.. Arbeitssuchende aus Ländern mit geringer Entwicklung halten vor allem nach besseren Karriereoptionen und höherem Lebensstandard Ausschau.
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