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Zwei Dörfer, ein Schigebiet und viel Gewinn

Die Neue am Sonntag hörte sich in Mellau und Damüls um, wer vom Zusammenschluss des Schigebietes profitiert.
Mellau-Damüls: Bilder

Ein strahlend schöner Wintervormitttag: Im Büro der Bergbahnen Mellau geht es hektisch zu. Im Fünf-Minuten-Takt schneien Schifahrer zur Tür herein und stellen Fragen. Zwischendurch klingelt immer wieder das Telefon. Eine freundliche Mitarbeiterin meint in einer kurzen Verschnaufpause: „In der heurigen Saison hatten wir noch keine Erholungsphase.“ Dennoch ist sie gut gelaunt und erklärt: „Das ist auch richtig so.“ Seit 18. Dezember sind die Schigebiete Mellau und Damüls durch einen neuen Lift verbunden. Auf 93 Pistenkilometern können Schiläufer und Snowboarder nun ihrem Vergnügen frönen. Zirka 20 Prozent mehr Wintersportler sind in dem Gebiet unterwegs. Die Neue am Sonntag hörte sich in den Gemeinden diesseits und jenseits des Berges um, wie sich die Verbindung bisher auf das Dorf ausgewirkt hat. Johannes Natter vom „Schiverleih Sport 2000 Natter“ in Mellau braucht nicht lange zu überlegen. „Natürlich ist die neue Verbindung sehr positiv für unser Geschäft. Wir haben seit der Eröffnung eine deutliche Steigerung verbucht.“ Sagt‘s und wendet sich dem nächsten Kunden zu. Im gegenüberliegenden Laden, der Bäckerei und Konditorei Kleber, ist es ein wenig ruhiger. Das Hauptgeschäft ist um 10 Uhr bereits vorbei. In der Früh allerdings stürmten Einheimische, die Brötchen für sich und ihre Gäste besorgten, sowie Touristen, die in einer Ferienwohnung urlauben, die Bäckerei. In den vergangenen Jahren habe man stets das Jännerloch gespürt. Heuer sei davon nichts zu bemerken. Das bestätigt auch Cornelia Hongler vom Hotel Bären. „Wir haben mehr Buchungen.“ Sandro Parrotta vom „Ristorante Pizzeria Sandro“ und der Après-Schi Bar beim „Tennisstüble“ ist mit der neuen Entwicklung sehr zufrieden. Er erwartet sogar, dass es noch besser werden wird.

911 Nächtigungen mehr

Margarethe Graf, Leiterin von Mellau Tourismus, verdeutlicht die Beobachtungen der anderen durch konkrete Zahlen. Im Dezember 2009 verbuchte das Dorf Mellau um 911 Nächtigungen mehr als im Dezember 2008. „Außerdem hat sich die Aufenthaltsdauer der Gäste verlängert“, sagt sie. „Das kann zwar auch Zufall sein und muss nicht unbedingt mit der Verbindung zu tun haben. Aber auf alle Fälle ist dieser Trend gut.“ Lauter glückliche Gewinner, könnte man also meinen. Doch in „Maselli Strickmode“, einem Spezialgeschäft für Damen- und Herrenpullover im Zentrum, war bisher nichts von dem Gästeboom zu spüren. „Wir haben vor allem Stammkunden“, erklärt Christa Kohler. Sie hofft, dass sich die neue Schiverbindung noch positiv auf das Geschäft auswirken wird. Jenseits des Berges, im idyllischen Bergdorf Damüls, schaut die Sache ein wenig anders aus. Als der „Sonntag“ gegen Mittag dort eintrifft, ist es recht ruhig im Dorf. Dafür sieht man auf den Pisten viele Schifahrer. Bereits vor zwei Jahren wurden in Damüls zwei Lifte, die für die Verbindung erforderlich waren, eröffnet: die Bahnen Elsenkopf und Hohe Wacht. Seither ist die Gemeinde meist ausgebucht. Und mehr als ausgebucht geht nicht. Dafür können das Schigebiet und das Dorf nun noch besser vermarktet werden. Patrick Breuß vom Hotel und Gasthof Adler etwa erklärt, dass sie die Preise angehoben haben. Und seine Gäste akzeptieren das. Kollege Arno Madlener von der Walliser-Stube tut sich mit der Vermarktung jetzt ebenfalls sehr leicht. Sein Gasthaus und Hotel ist direkt an der Talstation. Die höhere Zahl an Wintersportlern im Schigebiet wirkt sich postiv auf sein Mittags- und Nachmittagsgeschäft aus. „Außerdem kommen nun viele Tagesgäste über Mellau ins Schigebiet. Dadurch haben wir in Damüls weniger Autos und keine Parkplatzprobleme“, sagt er und zieht das erfreuliche Resümee: „Die Verbindung hat sich nur positiv ausgewirkt.“

Weniger Tagesgäste

Wenige Meter von der Walliser-Stube entfernt ist das Geschäft „Sport Madlener“. Hier sei fast alles gleich geblieben, erzählt Waltraud Madlener. Lediglich an den Wochenenden sei das Geschäft ein wenig zurückgegangen, weil weniger Tagesgäste in der Walsergemeinde sind. „Das ist aber nicht gravierend.“ „Immer gleich gut“ laufe das Geschäft der Schischule Damüls. „Wir sind ständig ausgebucht“, sagt Dietmar Bischof. Durch die Verbindung haben Tiefschnee- und Geländekurse, die früher weniger gefragt waren, an Attraktivität gewonnen. Von dem Kuchen „Neue Schiverbindung“ nascht auch das Nachbardorf Faschina mit. Vor zwei Jahren wurde deshalb eine touristische Zusammenarbeit der beiden Gemeinden ins Leben gerufen. Aber auch Bezau, die Nachbargemeinde von Mellau, spürt die Auswirkungen. „Es waren mehr Gäste im Dorf und sie blieben teilweise länger“, erzählt Bürgermeister Georg Fröwis. Der „Dörflebus“ bringt die Wintersportler stündlich zum Schilift. „Innerhalb von sieben Minuten erreichen unsere Touristen das größte Schigebiet des Bregenzerwaldes. Diese Verbindung macht Bezau wieder attraktiver“, freut sich das Gemeindeoberhaupt.

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