Diese Zahlen nannte Helga Konrad, internationale Konsulentin für den Kampf gegen Menschenrechte, bei einer Pressekonferenz heute, Freitag, anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Interventionsstelle für Betroffene des Frauenhandels (LEFÖ-IBF).
“Es gibt keine Anzeichen, dass Menschenhandel zurückgeht”, so Konrad, die eine Verknüpfung von nationalen Anstrengungen mit internationalen Konzepten fordert. “Es braucht unabhängige Einrichtungen, die herausfinden, was im Untergrund läuft”, macht sich die frühere österreichische Frauenministerin für eine länderübergreifende Zusammenarbeit gegen Menschenhandel stark. Die Menschenhändler gingen nach Angaben Konrads “ganz raffiniert” vor, und würden ihre Strategien laufend ändern.
“Die Opfer des Menschenhandels werden immer jünger, zunehmend sind es Kinder. Die Ausbeutung der Menschen beschränkt sich sich dabei nicht nur auf die sexuelle Ausbeutung, sondern auch auf die Ausbeutung der Arbeitskraft in Haushalten oder Betrieben”, nennt Konrad neue Tendenzen im Menschenhandel. Außerdem würden sich nach den Worten der ehemaligen Frauenministerin die Betroffenen wegen falscher Erwartungen oder einer schlechten (wirtschaftlichen) Lebenslage auch zunehmend selbst in die Hände von Menschenhändlern begeben.
In Europa gibt es 500.000 Menschen die Opfer von Menschenhandel sind, nennt Konrad Zahlen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und der Internationalen Organisation für Migration (IOM). Gesicherte Daten gäbe aber aber keine. “Kein Land ist davon verschont”, so die ehemalige OSZE-Sonderbeauftragte gegen Menschenhandel. Während Mitte der siebziger Jahre bis 1980 die meisten von Menschenhandel betroffenen Frauen aus Südamerika gekommen seien, folgte eine Welle von Frauen aus dem Philippinen, später vor allem aus Afrika und Thailand.
Seit dem Fall des eisernen Vorhangs (1989) seien immer mehr Frauen aus (Süd-)Osteuropa Opfer von Frauenhandel geworden, erläutert Konrad. Neue Trend zeigten, der ehemaligen Leiterin des Stabilitätspakts Task Force gegen Menschanhandel für Südosteuropa der EU zufolge, dass Frauen zunehmend auch aus China, Irak, dem Libanon und der Mongolei kämen und auch EU-Bürgerinnen vermehrt Opfer von Menschenhandel werden.
Österreich hätte gute Voraussetzungen, als Katalysator für eine koordinierte, grenzüberschreitende Zusammenarbeit gegen Frauen- und Menschenhandel zu fungieren, betont Konrad. “Die Bundesregierung steht unmissverständlich auf Seite der Opfer”, sagt Frauenministerin Doris Bures im Rahmen der Pressekonferenz. Bures spricht sich für die Einsetzung einer Sonderbeauftragten für Menschenhandel aus. Diese sollte mithelfen, gemeinsame grenzüberschreitende politische Strategien gegen Menschenhandel zu entwickeln.
Die Interventionsstelle für Betroffene des Frauenhandels (LEFÖ-IBF) setzt sich die Anliegen der betroffenen Frauen ein. Den Frauen werden etwa vorübergehende Wohnmöglichkeiten, Gesundheitsberatung, Prozessbegleitungen oder Weiterbildungskurse angeboten.
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