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Zurich-Präsident Ackermann tritt nach Manager-Suizid ab

Josef Ackermann tritt als Präsident zurück, Stellvertreter Tom de Swaan übernimmt Präsidium.
Josef Ackermann tritt als Präsident zurück, Stellvertreter Tom de Swaan übernimmt Präsidium. ©EPA
Josef Ackermann tritt nach dem Freitod von Finanzchef Pierre Wauthier als Präsident des Zurich-Verwaltungsrates zurück.
Finanzchef tot aufgefunden

“Ich habe Grund zur Annahme, dass die Familie meint, ich solle meinen Teil der Verantwortung hierfür tragen, ungeachtet dessen, wie unbegründet dies objektiv betrachtet auch sein mag”, erklärte Ackermann in einer Mitteilung. “Der unerwartete Tod Pierre Wauthiers hat mich zutiefst erschüttert”, fügte der frühere Deutsche-Bank-Chef hinzu. Eine Sprecherin des Schweizer Versicherungskonzerns wollte sich nicht dazu äußern, worauf Ackermann sich mit seinem Hinweis auf die Familie Wauthiers genau bezog.

Rufschädigung vermeiden

Er sehe eine weitere erfolgreiche Führung des Verwaltungsrates in Frage gestellt, erklärte Ackermann. “Um jegliche Rufschädigung zu Lasten von Zurich zu vermeiden, habe ich beschlossen, von allen meinen Funktionen im Verwaltungsrat mit sofortiger Wirkung zurückzutreten.” Sein Stellvertreter Tom de Swaan werde die Funktion des amtierenden Verwaltungsratspräsidenten übernehmen. Ackermann war seit März 2012 Zurich-Präsident.

Der Konzern hatte im Laufe des vergangenen Jahres einen Aderlass von Spitzenleuten zu verkraften. Der Leiter des Sachversicherungsgeschäfts, Mario Greco, wurde Mitte 2012 Chef des italienischen Konkurrenten Generali. Vor zwei Wochen wechselte der Leiter des Leben-Geschäfts, Kevin Hogan, zu der amerikanischen AIG.

“Viele offene Fragen”

“Der unerwartete Tod von Pierre Wauthier und der jetzt erfolgte abrupte Abgang des Verwaltungsratspräsidenten lassen viele Fragen offen”, erklärten die Analysten der Zürcher Kantonalbank. “Damit dürfte kurzfristig eine Stabilisierung der Führungsstruktur schwierig werden.” Auch ein Händler erklärte, der unerwartete Rücktritt Ackermanns werfe viele Fragen auf. Die Aktie eines Unternehmens, das mit so viel Unsicherheit behaftet sei, dürfte unter Druck bleiben. “Diese Aktie würde ich nicht anfassen”, sagte er.

Aktie sackt um 3,2 Prozent ab

An der Börse sackte die Aktie im frühen Handel um 3,2 Prozent ab. Seit Jahresanfang hat der Titel damit rund sechs Prozent verloren, während der europäische Versicherungssektor insgesamt um über zehn Prozent zulegte.

Das als äußerst solide geltenden Unternehmen hatte Mitte August erklärt, dass die mittelfristigen Ziele der Sachversicherungssparten General Insurance und Farmers schwierig zu erreichen seien. Zurich will für die 2013 endende Dreijahresperiode verschiedene Kosten- und Wachstumsvorgaben erzielen. Im Dezember gibt der gemessen an der Marktkapitalisierung fünftgrößte europäische Versicherer neue Ziele bekannt. Der Konzerngewinn brach im zweiten Quartal 2013 um 27 Prozent auf 789 Mio. Dollar (591,14 Mio. Euro) ein.

Finanzchef wählte Freitod

Wauthier wurde am Montagmorgen tot in seiner Wohnung in der Nähe der Stadt Zug gefunden. Nach den ersten Ergebnissen einer Obduktion und der Situation am Wohnort sei von einem Suizid auszugehen, teilte die Polizei am Tag darauf mit. Wauthier hinterlässt eine Frau und zwei Kinder. Der Franzose, der auch einen britischen Pass besaß, wurde 53 Jahre alt. Er war nach Tätigkeiten im französischen Außenministerium und bei der Investmentbank JP Morgan 1996 zu Zurich Insurance gekommen. Im Oktober 2011 wurde er zum Finanzchef des Versicherers ernannt. In der breiten Öffentlichkeit trat Wauthier nicht in Erscheinung. Von Konflikten innerhalb des Konzerns ist nichts bekannt.

Wauthier ist der zweite Spitzenmanager eines Schweizer Unternehmens, der sich in den vergangenen Wochen das Leben nahm. Vor einem Monat wurde Carsten Schloter, der Chef des Schweizer Telecom-Konzerns Swisscom, tot in seiner Wohnung gefunden. Vor seinem Tod hatte er in Interviews von Burn-Out-Symptomen und auch von familiären Problemen im Zusammenhang mit seiner Scheidung vor einigen Jahren gesprochen.

(APA)

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