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Zum Filmstart von "The Founder": Interview mit Michael Keaton

"The Founder"-Star Michael Keaton im Interview
"The Founder"-Star Michael Keaton im Interview ©Einhorn Film / Splendid Film
Die Geschichte eines kleinen Burger-Ladens, der sich in den 1950er Jahren zu einer globalen Fast-Food-Kette verwandelt: In John Lee Hancocks "The Founder" brilliert Hauptdarsteller Michael Keaton als beispielloser Geschäftsmann Ray Kroc.
Kritik zu "The Founder"
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Im Interview betont Keaton, dass es sich bei dem Film jedoch nicht um Werbung für McDonald’s handelt, sondern einfach um “eine großartige amerikanische Geschichte”.

“The Founder”: Hauptdarsteller Michael Keaton im Interview

Versteckt im Titel ist ein Witz: Ray Kroc (1902-1984) “gründete” McDonald’s nicht. Tatsächlich stieß er im Jahr 1954 auf das revolutionäre Fast-Food-Konzept in den erfinderischen Händen der Brüder Mac und Dick McDonald (gespielt von John Carroll Lynch und Nick Offerman), kaufte es, übernahm ihren Namen und schuf das Unternehmen, das heute mit mehr als 36.000 Restaurants in 119 Ländern täglich fast 70 Millionen Kunden bedient.

“Als ich das Drehbuch las, wusste ich, dass es keine Werbung war”

“The Founder” macht nicht per se Werbung für die Fast-Food-Kette, stellt das Essen aber anders als etwa Morgan Spurlocks Dokumentarfilm “Super Size Me” (2004) nicht als schädlich dar. Stattdessen wimmelt es vor glückseligen Menschen, die in familienfreundlichen, sauberen Restaurants ekstatisch in köstliche Burger beißen. “Gutes”, gesundes Essen wird heute nicht mehr mit McDonald’s assoziiert – damals aber war das anders. “Als ich das Drehbuch las, wusste ich, dass es keine McDonald’s-Werbung war, aber es gibt keinen Zweifel daran, dass es Leute gibt, die schon 15 Jahre lang nicht drin waren und sich dort wiederfinden, nachdem sie den Film gesehen haben”, lachte der 60-Jährige im Gespräch.

Krocs Taten sollen für sich selbst sprechen

Keaton habe sich “nie Sorgen” darüber gemacht, dass der Film zu Firmenpropaganda werden könnte. Zu seinem Regisseur habe er gesagt: “Wenn du eine strahlende Wohlfühlgeschichte daraus machen willst, dann bin ich nicht der richtige Mann für dich”, erinnerte sich Hancock. “Wenn du es einfach nur düster machen willst, dann ist das auch langweilig.” Also entschieden sich die beiden für eine Darstellung, die sie für “fair” hielten, und wollten “Krocs Taten für sich sprechen lassen”, so der Regisseur. “Es ist wie ein Rorschachtest.” Sprich: Jeder soll darin sehen, was er sehen möchte.

Eine mögliche Zusammenarbeit mit dem US-Konzern war nicht im Sinne von Hancock und seinem Drehbuchautor Robert D. Siegel (“The Wrestler”). “McDonald’s sieht es wahrscheinlich als ein nicht sehr schmeichelndes Porträt von Ray Kroc, also bezweifle ich, dass sie interessiert gewesen wären”, sagte Hancock. “Sie hätten es vermutlich bevorzugt, wenn der Film nicht existieren würde.”

Die Hoffnung, ein wenig Staub aufzuwirbeln

Kann man einfach ohne die Zustimmung der Firma so einen Film machen? “Mir wurde gesagt, das geht unter der Doktrin des ‘fairen Gebrauchs'”, erklärte Hancock, “denn es gibt ein historisches Element an dem Film und solange Sie es akkurat porträtieren, geht das.” Noch bevor die Vorbereitungen für den Film begannen, schickte ein Journalist das Drehbuch an die Firma – “in der Hoffnung, ein bisschen Staub aufzuwirbeln”, erzählte der Regisseur. Ein Anwalt antwortete darauf mit nur einer Zeile: “Ray Kroc war ein faszinierender Mann. Es überrascht uns nicht im Geringsten, dass jemand einen Film über sein Leben machen will.”

Im Laufe von knapp zwei Stunden offenbart uns der Film einiges über Fast Food und Corporate America und wirft sogar ungewollt ein Licht auf das neue Zeitalter unter US-Präsident Donald Trump. “Das war nicht meine Absicht, aber ich kann das absolut verstehen”, sagte Hancock. “Als wir den Film gedreht haben, war er noch ein Geschäftsmann in New York.” Auch Keaton hält den Film für relevant. “Milliardären, Konsum und Gier wird heutzutage so viel Aufmerksamkeit entgegengebracht und es gibt viele, viele Menschen, die nichts haben und sehr, sehr wenige, die etwas haben.”

“Es geht um freie Marktwirtschaft, Kapitalismus, Amerika und Einwanderung”

“Es geht um freie Marktwirtschaft, Kapitalismus, Amerika und Einwanderung”, fuhr der US-Schauspieler fort, “denn Ray Kroc war der Sohn tschechischer Einwanderer.” Für viele Menschen verkörpert der Verkäufer, der sich zum Milliardär hochgearbeitet hat, den amerikanischen Traum; für andere ist er der Inbegriff von seelenlosem Kapitalismus. “The Founder” zeigt einen Mann, der zum Selbstzweck loyale Kollegen verrät und geliebte Menschen verletzt. Für Keaton ist es dennoch “zum größten Teil inspirierend”. “Es gibt viel an ihm zu bewundern und er hat wirklich hart gearbeitet”, betonte er. Gerade weil der Charakter so kompliziert ist, wollte er die Rolle übernehmen. “Ich glaube, ich kann für fast jeden Schauspieler sprechen, wenn ich sage, dass wir genau das mögen. Ich mag es, multidimensionale Menschen zu porträtieren.” Was die Firma an sich betrifft, dazu wollte sich der Schauspieler kein Urteil bilden. “Ich weiß nicht, ob es eine gute oder schlechte Sache ist. McDonald’s existiert einfach.”

(Interview: Marietta Steinhart / APA / Red.)

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