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Zum Filmstart von "Logan Lucky": Regisseur Steven Soderbergh im Interview

Regisseur Steven Soderbergh (Mitte) im Interview zu "Logan Lucky"
Regisseur Steven Soderbergh (Mitte) im Interview zu "Logan Lucky" ©Constantin Film
US-Regisseur Steven Soderbergh ("Ocean's Eleven", "Traffic", "Erin Brockovich") kehrt nach einer künstlerischen Pause mit der starbesetzten Gangster-Komödie "Logan Lucky" auf die große Leinwand zurück.
Filmkritik zu "Logan Lucky"

Zwar hat der umtriebige Filmemacher auch während seiner selbst gewählten Kino-Abwesenheit großartiges fabriziert (u.a. die TV-Serie “The Knick”), seine Verärgerung über die kreativen Einschränkungen im Filmbusiness dürfte der Oscar-gekrönte Regisseur jedoch wieder beiseite gelegt haben.

Kinostart: Regisseur Steven Soderbergh im Interview zu “Logan Lucky”

Mit seinem von Kritikern hochgelobten neuen Film “Logan Lucky” zeigt Soderbergh abermals sein Talent in Sachen Regie und Auswahl der passenden Besetzung (eventuell auch beim Drehbuch, welches er mutmaßlich unter einem Pseudonym selbst verfasst hat), einzig die Boxoffice-Ergebnisse ließen bisher zu wünschen übrig.

Vor vier Jahren haben sie als Regisseur ihren Rückzug aus dem Kino angekündigt. Nun kehren Sie mit der Räuberkomödie “Logan Lucky” als Regisseur auf die große Leinwand zurück. Was hat sie dazu bewegt?

Steven Soderbergh: Wer mich kennt, weiß, dass ich nur für einen solchen Film zurückkommen würde, nicht für irgendein ernstes Drama. So einen Film zu machen, das hat mir gefehlt. Ich bekam das Drehbuch als ich gerade Gespräche über eine neue Art der Veröffentlichung führte. Außerdem war es während der Dreharbeiten zu “Magic Mike XXL”, da hab ich gleich mit Channing (Tatum) darüber gesprochen. Das war also eine günstige Gelegenheit. Der einzige Haken war, dass man mir das Skript eigentlich gegeben hatte, damit ich einen Regisseur empfehle. Aber in den zwei Wochen, die ich darüber nachgedacht habe, wurde ich sehr besitzergreifend und hab mich selbst vorgeschlagen.

“Logan Lucky” war zum Start in den USA nicht so erfolgreich wie erhofft (8 Millionen Dollar Einnahmen am Startwochenende). Wie hängt das mit ihrem Eigenvertrieb zusammen?

Na ja, Erfolg ist eine Frage der Definition. Wenn ein Studio diese Einspielergebnisse hätte, wäre das schlecht. Aber bei unserem Modell sind wir im Plus. Natürlich wollte ich mehr. Entscheidend ist aber: Fast die Hälfte des Geldes, das der Film einspielt, wird unter der Besetzung und der Crew aufgeteilt, alles ab dem ersten Dollar! Das ist das Tolle daran. Für das Studio wäre das jetzt ein Problem. Ich hatte zwar auf mehr gehofft, aber wir haben nichts zu verlieren. Es ist nur die Frage, wie hoch wir gewinnen. Ich werde dieses Modell pushen und noch mehr auf diese Weise produzieren.

In der Zwischenzeit haben Sie viel fürs Fernsehen gearbeitet. Weil sie dort mehr Freiheiten hatten?

Oh ja! Die Mentalität im Fernsehen ist einfach zu 180 Grad eine andere. Sie wollen, dass du etwas Einzigartiges machst, das ist der Sinn der Sache. Deshalb gibt es keine Angst. Der Erfolgsmaßstab ist auch anders. Die Zahl der Zuschauer, die nötig ist, damit eine Show als Erfolg gilt, ist kleiner als die Zahl der Zuschauer, die man bei einem Mainstream-Kinofilm braucht. Also waren alle viel entspannter und viel aufgeschlossener für mutige Ideen. Mir hat die Arbeit beim Fernsehen großen Spaß gemacht.

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Am Ende des Abspanns von “Logan Lucky” steht “Niemand wurde bei der Produktion dieses Films beraubt. Außer Ihnen.” Was hat das zu bedeuten?

Gar nichts. (grinst) Ich wollte nur sehen, ob die Leute aufmerksam sind. Sie haben gut aufgepasst. Die meisten übersehen das.

Daniel Craig spielt in “Logan Lucky” den Bankräuber Joe Bang und beweist überraschend komödiantisches Talent. Wie kamen Sie ausgerechnet auf ihn für diese Rolle?

Ich kannte Daniel durch einen Freund. Deshalb hatte ich ihn mehrfach getroffen. Wer 30 Sekunden mit Daniel verbringt, merkt, dass er einen guten Sinn für Humor hat und ein sehr lustiger Typ ist. Und ich hab mich immer gefragt, warum ihn bisher niemand für eine Rolle gecastet hat, in der er diese Seite von sich zeigen konnte. Dieser Film schien mir die richtige Gelegenheit, ihn sozusagen von der Leine zu lassen. Und Daniel war offenbar auch ganz froh darüber.

Craig hat gerade erst verkündet, dass er zum fünften Mal James Bond spielen wird. Sie werden immer wieder als Kandidat für die Regie eines Bond-Films gehandelt. Könnten Sie sich das vorstellen?

Es gab über die Jahre ein paar Gespräche zu Bond. Aber es ist dabei sehr klar geworden, dass sich meine Arbeitsweise nicht mit deren Arbeitsweise verträgt. Sie wollen, das bestimmte Dinge auf eine gewisse Art und Weise laufen. Der Erfolg gibt ihnen Recht. Aber ich sehe nicht, wie sich das mit meinem Stil vereinbaren lässt.

(Das Gespräch führte Philip Dethlefs/dpa/APA/Red. / Alle Bilder: Constantin Film)

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