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Zugsunglück in Belgien: Ein Lokführer hat überlebt

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Den Frontalzusammenstoß der beiden Züge in Belgien hat einer der Lokführer schwer verletzt überlebt.

Das teilte die belgische Bahn am Dienstag mit. Er solle, sobald es sein Zustand erlaube, von der Polizei vernommen werden, sagte Bahnsprecher Jochen Goovaerts.

Bei dem Unglück in der Nähe von Brüssel wurden am Montag mindestens 18 Menschen getötet. In den Wracks der beiden Züge suchten Bergungsmannschaften am Dienstag weiter nach möglichen Opfern. Es war das schwerste Zugsunglück in Belgien seit mehr als 50 Jahren.

Es wird vermutet, dass einer der Lokführer ein Haltesignal nicht beachtet hat. Die Ermittlungsbehörden hoffen, durch die Auswertung der Fahrtenschreiber der Züge die genaue Ursache zu ermitteln.

Ursachensuche und Sicherheitsdebatte

Einen Tag nach dem schweren Zugunglück bei Brüssel mit 18 Toten suchen Ermittler nach der Unfallursache. Während an Ort und Stelle die Fahnder letzte Spuren sicherten und die Aufräumarbeiten begannen, debattiert die Öffentlichkeit über die mangelnde Sicherheit im belgischen Bahnverkehr. In der Früh legten Bahnmitarbeiter in mehreren belgischen Städten die Arbeit nieder.

Die Streikenden protestieren damit gegen die ihrer Meinung nach schlechten Arbeitsbedingungen bei der Staatsbahn SNCB, die den Unfall mitverursacht hätten. Nach Angaben der Bahngewerkschaften CGSP und SLFP sind viele Lokführer und das Sicherheitspersonal überlastet.

Nach ersten Erkenntnissen hatte der Lokführer einer Regionalbahn ein rotes Haltesignal übersehen. Als Grund für den Unfall gilt daher menschliches Versagen. “Genaues werden wir erst in einigen Tagen wissen”, sagte ein Sprecher der Brüsseler Staatsanwaltschaft. Man warte auf ein Gutachten. Einer der Lokführer hat schwer verletzt überlebt. Er solle, sobald es sein Zustand erlaube, von der Polizei vernommen werden, sagte Bahnsprecher Jochen Goovaerts.

Der Unfall bei Buizingen gilt als das schwerste Unglück des Landes seit mehr als 30 Jahren. Dabei gibt es Parallelen zu einem Unglück im Jahr 2001. Auch damals übersah in Pecrot südöstlich von Brüssel der Lokführer eines Zuges ein Stoppsignal und raste auf dem falschen Gleis einem anderen Zug entgegen. Die traurige Bilanz lautete 9 Tote und 12 Verletzte.

Seitdem hat die Staatsbahn SNCB zwar mehr automatische Bremssysteme installiert, doch erst 2013 werden alle Strecken und alle Züge in Belgien komplett ausgerüstet sein. “Die Entscheidung dafür haben wir 2005 getroffen, aber so etwas schafft man nicht auf einen Schlag”, sagte der verantwortliche Bahnvorstand Marc Descheemaecker. Am Unfallort gab es ein Sicherheitssystem, das Züge automatisch bremst, wenn sie ein Haltesignal missachten. Jedoch war nach Angaben der SNCB nur einer der beiden Züge mit dem entsprechenden System ausgestattet.

Die Aufräumarbeiten an der Unfallstelle sollen frühestens am Mittwoch beginnen. Solange bleibt die sechsspurige Strecke gesperrt. Dadurch fielen am Dienstag Schnellzüge wie der Thalys zwischen Brüssel und Paris sowie der Eurostar zwischen Brüssel und London aus. Zudem konnten wegen der Warnstreiks im morgendlichen Berufsverkehr viele Züge im Süden Belgiens (Region Wallonie) nicht fahren. Die Beschäftigten blockierten die Bahndepots in den Städten Braine-le-Comte, Mons, Lüttich, Ath, Saint-Ghislain, La Louviere, Charleroi, Namur, Ottignies, Tournai und Löwen.

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