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Zugsführer soll im Kosovo Soldaten misshandelt haben

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Weil er seine Untergebenen bei Truppenübungen und im Auslandseinsatz im Kosovo schikaniert und misshandelt haben soll, hatte sich heute, Dienstag, ein Zugsführer des österreichischen Bundesheers im Wiener Straflandesgericht zu verantworten.

Die Anklage gegen den 35-jährigen Oberstabwachmeister lautete auf entwürdigende Behandlung, Körperverletzung und tätlichen Angriff im Sinn des Militärstrafgesetzes (MilStrG).

Aufgeflogen waren die Vorwürfe in einem Brief, den der Zugälteste an die Vorgesetzten des Zugsführers gerichtet hatte. Demnach soll dieser zwischen 2004 und 2006 wiederholt Soldaten gequält haben, wobei er vor allem bei Einsätzen im KFor-Camp Casablanca bei Suva Reka besonders hart vorgegangen sein soll. Einem Soldaten soll er dort etwa mit einem Distanzstab in den Rücken geschlagen haben, weil dieser nicht pflichtgemäß vor ihm salutierte. Einen anderen soll er unter Beschimpfungen gezwungen haben, robbend den Boden aufzuwischen und die Mistkübel auszuleeren.

Der Zugsführer bekannte sich nicht schuldig, räumte allerdings ein, ein „hartes Regiment“ geführt zu haben. Das sei allerdings nötig gewesen, „um sich von normalen Grundwehrdienern abzuheben“. Einsätze im Kosovo seien körperlich und psychisch sehr anstrengend, das erfordere ein „normales, dienstliches, strenges Gehabe“ und einen „raueren Umgangston“. „Wenn ich beleidigend war, dann verallgemeinernd. Ich sag nicht ’Du Trottel!’, sondern ’Ihr Trottel!’, ’Kasperln!’ oder ’Idioten!’ Ich habe nicht den Eindruck gehabt, dass sie sich dabei schlecht fühlen“, stellte er fest.

„Ich gehe davon aus, dass jemand sein Sturmgewehr beherrscht. Wenn er sein Sturmgewehr nicht beherrscht, kann ich schon sagen ’ Du Trottel’. Das ist so, wie wenn ein Geselle seinen Beruf nicht kann“, gab der Beschuldigte zu Protokoll. Sein Zug hätte sich jedenfalls nicht gelangweilt: „Aufgund meiner Strenge hat es dann offenbar zu brodeln begonnen“.

Dass er einen Soldaten robben ließ, sei grundsätzlich schon in Ordnung gewesen, bemerkte der Zugsführer: „Vielleicht hätte ich es nicht im Gebäude machen sollen.“ Am betreffenden Tag sei das Verhalten in Minen- und Granatenfeldern auf dem Übungsprogramm gestanden, er sei der Meinung, „dass man nicht nur in Unterrichtseinheiten übt“. Also habe er „Granate!“ gerufen, „und er hat sich instinktiv hingelegt“, meinte der Berufssoldat. Schikane sei das keine gewesen: „Ich wollte, dass meine Leute zu jeder Zeit mit dem ’Granate!’ rechnen und nicht nur, wenn es am Dienstplan steht. Ich wollte, dass das automatisiert wird.“

Den Soldaten, der nicht vor ihm salutierte, habe er mit dem Distanzstab „angetippt, weil ein ’Guten Morgen!’ ist einfach zu wenig“. Der Zugsführer stellte entschieden in Abrede, bei Gefechtsübungen auf heimischen Truppenübungsplätzen Untergebene geschlagen zu haben oder aufs Übelste beschimpft zu haben: In einem Fall soll er einem Soldaten seine Dienstwaffe an den Kopf gedrückt, repetiert und „Bei so viel Dummheit muss ich gleich durchladen“ gehöhnt haben. In einem anderen Fall soll er einem Kraftfahrer auf der Fahrt von der Kaserne zum Truppenübungsplatz Bruckneudorf trotz Schneefalls und eisglatter Fahrbahn mit gezückter Dienstwaffe verboten haben, Schneeketten aufzuziehen.

Die Anschuldigungen erklärte sich der 35-Jährige mit einer Verschwörung: Der Zug habe „einen guten Onkel“ als Zugsführer gewünscht, „um ein angenehmeres Leben zu haben“. Das sei nun auch erreicht worden, bedauerte er. Gegen den Mann ist beim Bundesheer ein Disziplinarverfahren anhängig.

Ehemalige Untergebene hatten den Oberstabwachmeister im gerichtlichen Vorverfahren als „schieß- und kampfgeil“ sowie „aggressiv, gewaltbereit und unberechenbar“ charakterisiert. Die Gerichtspsychiaterin Sigrun Rossmanith bescheinigt ihm in ihrem Gutachten „pathologische Züge“, Selbstüberschätzung, Überforderung und eine verzerrte Realitätswahrnehmung.

Die Verhandlung wurde zur Einvernahme einer ganzen Reihe von Zeugen auf den 18. September vertagt.

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