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Zombies to Go: „The Walking Dead: Our World“ im Test

The Walking Dead macht auf Pokémon Go und der Ländle Gamer zückt sein Smartphone um Untote zu jagen.
The Walking Dead: Our World
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Game-Review
Game-Review
(iOs, Android) Die laufenden Toten aus der bekannten Serie wandeln ab sofort auf ebenso bekannten Pokémon-Pfaden: Simples Schießbuden-Gameplay kombiniert mit Google-Maps-Geografie, optionaler Augmented Reality und einem kleinen Schuss Rollenspiel-Management – alles ohne (Einstiegs-)Kosten und leider auch ohne jeglichen Spaß, trotzdem mit Suchtfaktor. Kategorie: Spiele, die die Welt nicht braucht.

„Our World“ borgt sich Elemente aus einer Vielzahl von Games und schustert sie zu einem gerade noch funktionstüchtigen Mix zusammen – wie Pokémon Go, nur mit wesentlich weniger Charme. Den Rahmen bildet wieder die Google-Weltkarte, in der man sich dank Smartphone-GPS frei bewegen kann und immer wieder neue Mikro-Missionen oder Versorgungskisten findet. Also schlechte Nachrichten für Couch-Potatoes: Nur wer mehr läuft, entdeckt mehr.

Nahkampf? Fehlanzeige

Den Kern von „Our World“ bildet ein rudimentäres Shooter-Element: Aus der Ego-Perspektive säubert man – ohne sich bewegen zu können – den Screen von Zombies (oder teils auch menschlichen Räubern). Konkret hämmert man wild mit dem Finger auf den Handy-Bildschirm ein. Das funktioniert zwar passabel, gezielte (Kopf-)Treffer sind trotzdem meist Glückssache. Für diese Konfrontationen findet man im Spiel ein viel zu beschränktes Waffenarsenal – Pistolen, Schrotflinten, Gewehre sowie Granaten, etc. Außergewöhnliches oder Nahkampf? Fehlanzeige.

Auf Abwechslung darf man hier nicht hoffen: Die Missionen sind nahezu inhaltsgleich: Zombies killen; Zombies in Gebäude killen; Zombies killen; bevor sie einen Überlebenden fressen. Und: Konkurrierende Räubergruppen killen. Viel zu schnell hat man alles gesehen. In der Nase bohren ist spannender (und birgt höhere Chancen auf Überraschungen). Ein Feature fällt in all dieser Einfallslosigkeit positiv auf: Man bekommt in den Schießbuden-Missionen computergesteuerte Serienhelden wie Michonne oder Daryl zur Seite. Mittels Augemented Reality lässt sich das Spielgeschehen auch in den eigenen Garten verlagern. Spielerisch macht das aber keinen Unterschied und hat spätesten beim dritten Mal den Unterhaltungswert komplett verloren.

Bremsklotz

Wie bei Gratis-Games üblich läuft die Dauermotivation über das Kartensystem samt der zu Recht verhassten Lootboxen: Per Zufallsprinzip bekommt man Waffen, Mitstreiter und andere Items nach abgeschlossenen Missionen oder Aufgaben (bzw. auch im InGame-Store für echtes Geld). Hat man eine Karte mehrfach, kann man sie hochleveln. So erhält das Sturmgewehr mehr Wumms oder eine bessere Streuung und Michonne stärkere Angriffe oder mehr Lebensenergie. Auch die eigenen Kapazitäten für Ressourcen können damit gesteigert werden. Für das Upgraden braucht man allerdings auch Münzen, und die verteilt das Game recht sparsam (kann man freilich auch im Store kaufen). Die stete Münzknappheit ist ein Bremsklotz, der zu Käufen motivieren soll, kann aber durch freudlosen Grind einigermaßen wirkungsvoll umgangen werden.

In der Open-Google-World darf man übrigens nicht nur herumlaufen, sondern mit gefundenen Ressourcen Unterkünfte oder Waffenlager bauen. Gerettete Überlebende werden dorthin abgeliefert, dafür gibt’s dann wieder – richtig geraten – Karten.

Statt einem richtigen Multiplayer-Modus hat „Our World“ Community-Herausforderungen: Man tritt einer Gruppe bei und erfüllt (trotzdem als Single-Player) Aufgaben, die allen Zugute kommen und neue – eh schon wissen – Karten, aber auch Münzen bringen. In dieser ziellosen Zeitverschwendung ist die gemeinsame Arbeit vielleicht die einzige (zumindest kurzfristig) befriedigende Aufgabe. Beispiel: Die Gruppe muss eine große Anzahl Überlebender in einem so genannten Handelsposten abliefern. Dieses Gebäude wird von Spielern gebaut, die Baustoffe sind aber höchst selten. Die Lösung: Ein Spieler der Gruppe baut einen Handelsposten und macht mit dem ebenso seltenen Spezial-Item „Leuchtsignal“ (ja, das kann man kaufen) möglich, dass die Kameraden dorthin teleportieren können. Alle bringen ihre gesammelten Überlebenden mit und, voilà, es regnet wieder Karten.

Fazit

„The Walking Dead: Our World“ ist einfallsloses Malen nach Zahlen, um eine bekannte Serie als kostenloses (aber unverhohlen gewinnorientiertes) Smartphone-Game umzusetzen. Die Ähnlichkeiten zur spielerischen Pokémon-Vorlage sind einfach zu offensichtlich. Zwar ist es technisch und grafisch solide umgesetzt, aber das Gameplay bleibt letztlich extrem monoton. Darüber hinaus fühlt es sich durch die Paywall an wie Fahren mit angezogener Handbremse: Zu wenig Coins für das nächste Upgrade, zu wenig Energie um die nächste Mission zu machen, zu kleines Level für den nächsten Zombie-Einsatz. Das Bemerkenswerte: Trotz aller negativen Aspekte funktioniert bei „Our World“ das tückische Belohnungssystem! Heißt: Das Game macht zwar keinen Spaß, aber süchtig. Finger weg!

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