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Zidane brach sein Schweigen

Zinedine Zidane hat sich am Mittwoch erstmals nach seinem Ausschluss im WM-Finale gegen Italien zu Wort gemeldet. "Zizou" entschuldigte sich für den Kopfstoß, zeigte aber wegen "schlimmer Beleidigungen" keine Reue.  

In einem Live-Interview mit dem französischen Pay-TV-Sender Canal Plus entschuldigte sich der Fußballstar für seinen Kopfstoß im Endspiel und brachte Licht in das Rätsel über die Beschimpfungen von Marco Materazzi. Dieser habe seine Mutter und seine Schwester “mit sehr schlimmen Worten” beleidigt, erklärte Zidane. “Er (Materazzi/Anm) hat sehr schlimme Worte benutzt und sie mehrfach wiederholt. Man hört das einmal und versucht wegzugehen. Das habe ich getan. Und dann hört man das ein zweites Mal. Und dann ein drittes Mal…”, beschrieb der scheidende Kapitän der “Equipe tricolore” den Vorfall in der 108. Minute, für den er sich “bei allen Kindern, die das gesehen haben” entschuldigte. “Das war nicht zu verzeihen.”

Den Kopfstoß gegen Materazzi selbst bedauert Zidane nicht: “Das würde bedeuten, dass ich Materazzi Recht geben würde. Doch er hat sich sehr persönlich und gegen meine Schwester und meine Mutter geäußert”, erklärte der 34-Jährige, der den genauen Wortlaut aber nicht verraten wollte. Englische Zeitungen, die sich auf eigens engagierte Lippenleser beriefen, hatten berichtet, dass der Inter-Verteidiger Zidane als “Sohn einer Terroristen-Hure” bezeichnet haben soll. Seinen italienischen Widerpart will der Franzose jedenfalls sanktioniert wissen. “Man spricht immer über die Reaktion, die natürlich bestraft werden muss. Aber wenn es keine Provokation gibt, gibt es auch keine Reaktion. Man muss den wahren Schuldigen bestrafen und der Schuldige ist der, der provoziert”, betonte Zidane.

Etwa zur selben Zeit, zu der sich Zidane im Fernsehen äußerte, veröffentlichte die “Gazzetta dello Sport” Auszüge eines Interviews mit Materazzi im Internet. “Ich habe zu ihm nichts über Rassismus, Religion oder Politik gesagt”, zitierte ihn die Zeitung. “Und ich habe auch nicht über seine Mutter gesprochen.” Er habe auch nicht gewusst, dass Zidanes Mutter während des Endspiels im Krankenhaus gelegen habe.

Französischer Rechtsanwalt will WM-Finale annullieren lassen
Der französische Rechtsanwalt Mehana Mouhou hat am Mittwoch angekündigt, das WM-Finalspiel annullieren lassen zu wollen. Eine Richter-Vereinigung soll die Begleitumstände prüfen, unter welchen Zinedine Zidane ausgeschlossen worden war. Bei den Anwaltschaften von Rouen und Paris werde eine einstweilige Verfügung vorbereitet, “um den vierten Schiedsrichter und jene Person vorzuladen, welche direkt oder indirekt die Anordnung gegeben hätte, die zum Ausschluss von Zidane geführt hat”. Das Verfahren würde darauf zielen, zu klären, ob der vierte Schiedsrichter Medina Cantalejo (ESP) das Vergehen erst nach Sichtung der Zeitlupe gemeldet hatte. “Wenn der vierte Schiedsrichter auf ein illegales Mittel zurückgegriffen hat, ist die Klage darauf ausgelegt, das Spiel zu annullieren”, meinte Mouhou, der angab, im “Namen mehrerer Klubs” zu handeln. Laut FIFA-Reglement ist der Videobeweis nicht zulässig. Cantalejo, der übrigens auch den skandalösen Elfmeter im Achtelfinale gegen Australien für Italien gepfiffen hat, hatte allerdings erklärt, dass er die Szene direkt gesehen habe.

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