AA

"Zelda" in Österreich: Wie soll das funktionieren?

Rätseln, kämpfen, Freunde finden: Im Alpen-Abenteuer „Dungeons of Hinterberg“ fühlt man sich seltsam „hoamelig“.

(PC, XBX) Sollten sich heimische Urlaubsdestinationen wie das Montafon oder der Bregenzerwald eine Scheibe vom bunten Pixel-Alpendorf Hinterberg abschneiden? Denn dort wird Ganzjahrestourismus der magischen Art praktiziert: Urlaubsreife Gamer:innen erkunden dort sehr „Zelda“-like Dungeons in malerischer Cel-Shading-Grafik. Dabei lösen sie Rätsel, besiegen sagenhafte Kreaturen und schließen nebenbei lohnende Freundschaften wie in „Persona“. Klingt komisch? Ist es auch. Aber es macht Spaß.

Hauptfigur Luisa hat genug vom Büro und gönnt sich eine Auszeit in den Alpen – genauer gesagt in Hinterberg. Was als Erholungstrip geplant ist, entpuppt sich schnell als buchstäblich magisches Abenteuer. Denn in dem touristisch ausgerichteten Dörfchen kann man zaubern lernen und über Portale insgesamt 25 Dungeons (mit steigendem Anspruch) besuchen.

Luisas Tage in Hinterberg gliedern sich in drei gut miteinander verzahnte Aktivitäten:

  1. Sozialsimulation: Wir treffen im Örtchen viele schillernde bis skurrile Charaktere, unterhalten uns mit ihnen und verbringen Zeit mit ihnen. Dadurch erfahren wir nicht nur mehr über die Welt, sondern erhalten auch Boni auf unsere Charakterwerte. Außerdem können wir Ausrüstung kaufen, verbessern und verkaufen.
  2. Erkundung: Die weitläufigen Areale, die in vier Biome unterteilt sind, bieten viel Abwechslung. In jeder Landschaft erhalten wir zwei Spezialfähigkeiten, die sowohl im Kampf als auch beim Lösen von Rätseln zum Einsatz kommen. So dient beispielsweise eine Stahlkugel an einer Kette einerseits als Fernkampfwaffe und andererseits als Enterhaken, um Steinblöcke zu ziehen. Ähnlich multifunktional sind später unter anderem ein Wirbelsturmzauber und ein magisches Snowboard. Die Levels, insbesondere die Dungeons, spielen sehr kreativ mit diesen magischen Möglichkeiten und wechseln immer wieder die Perspektive. Man fühlt sich unweigerlich an die Dungeons der neuen Zelda-Games erinnert.
  3. Kampf: Obwohl es im Spiel deutlich mehr zu rätseln als zu kämpfen gibt, erfordern auch die Kämpfe eine gute Portion Geschicklichkeit und strategisches Denken. Die Landschaften bzw. Dungeons sind von bösartigen Sagenwesen wie Perchten oder Kobolden bevölkert. Luisa steuert sich angenehm präzise und lernt immer wieder neue Moves.

Die Präsentation ist mit dem farbenfrohen Cel-Shading-Grafikstil sehr stimmig: Die verschiedenen Biome - Almen, Wälder, Eisgipfel und Moore - kommen so gut zur Geltung. Das Alpenflair stimmt. Jedes Gebiet hat seine eigenen visuellen und spielerischen Elemente. Auch die Charaktere sind trotz teilweise etwas steifer Animationen liebevoll gestaltet. Insgesamt durchzieht das Spiel eine ganz eigene Atmosphäre mit passend eigenwilligem Humor. Beispiel gefällig? Unter den Items findet sich zur Auffrischung der Zauberkraft eine sogenannte Mana-Schnitte (leicht zu verwechseln mit der Manner-Schnitte).

Fazit: 8 von 10

„Dungeons of Hinterberg“ ist ein Indie-Hit zum Genießen. Dass die skurrile Mischung aus verschiedenen Spielgenres, garniert mit viel Alpenromantik, funktionieren würde, war kaum zu ahnen. Und doch passt jedes Puzzleteil ins andere. In und außerhalb der Dungeons erwartet die Spieler:innen kniffliger Spielspaß mit vielen Aha-Effekten und einer gehörigen Portion Action. Die Liebe zu den Inspirationsquellen („Zelda“ oder „Persona“) und zur Heimat merkt man dem Wiener Spielestudio Microbird in jeder Spielminute an. Man fühlt sich in Hinterberg sofort zu Hause. Kleinere Schwächen wie grafische Holperer oder ein etwas unausgewogenes Währungssystem trüben den Gesamteindruck kaum. Wer kurzweilige Abenteuer- und Rollenspiele mit Rätselschwerpunkt schätzt, wird an „Dungeons of Hinterberg“ seine Freude haben.

(VOL.AT/Ländle Gamer)

  • VOL.AT
  • Spiele
  • "Zelda" in Österreich: Wie soll das funktionieren?