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Zeit für starke Typen

Wörter mit "M" wie männlich, maskulin und Macho waren lange eher unmodern. Doch das scheint sich zu ändern. Die US-Trendforscherin Marian Salzman sieht einen neuen, starken Typ im Kommen.

Echte „Alpha-Männer“, wie sie es ausdrückt. Die Hochphase der „Metrosexuellen“, die mit Frauen das Bestreben nach weicher Haut und schicker Kleidung teilten, sei vorbei. Der von ihr ausgemachte „wahre Mann“ ist dennoch kein einsamer Westernheld oder ein Muffel in Sachen Gleichberechtigung. „In Zukunft wird das Thema Familie für die Männer noch wichtiger werden. Das Kümmern um Familie und Haushalt wird nicht mehr als unmännlich gesehen“, stellte sie bei ihren Umfragen fest.

Salzman und ihr Team hatten im Jahr 2003 mit dem „Metrosexuellen“ rund um den Globus für Wirbel gesorgt. In ihrem aktuellen Buch „The Future of Men“ (Die Zukunft der Männer) nimmt die US-Autorin wieder Abschied von dem Ideal. Dieser Typ sei zu selbstverliebt und auf Äußerlichkeiten bezogen war, um sich durchzusetzen, analysiert sie. Viele Medien hatten das Schlagwort, das mit rasierten Beinen und Schuhfimmel verbunden wurde, schon vorher begraben.

Jetzt geht es also in die maskuline Richtung: In der Mode-Werbung tragen Männer entweder robuste Kleidung, die an Jagdpartien erinnert, oder kommen als Beschützer und Gentlemen im Anzug daher.

Die „verhätschelte Generation“ in ihren 20ern und 30ern sehne sich auch in der Freizeit nach authentischen Gefühlen, befand die britische Zeitung „Sunday Times“. Abenteuer sei angesagt. Statt von einer Nacht im weichen Bett des Luxushotels träume diese Generation vom harten Boden im Regenwald oder in der Berghütte. Beim Outfit lägen Outdoor-Marken wie „Helly Hansen“ oder „North Face“ im Trend.

Der deutsche Modekonzern Boss glaubt zwar weiter an das Interesse des starken Geschlechts an Cremetöpfen und Anti-Falten-Mitteln. Er brachte im Sommer eine Männer-Gesichtspflege auf den Markt. Die Werbung und Verpackung für „Boss Skin“ sind allerdings betont männlich mit Chrome und kühlem Blau. Der Metrosexuelle habe zur Kosmetik seiner Frau gegriffen, heißt es beim Unternehmen. Der neue Mann wolle einen „markant maskulinen Auftritt“.

Der nächste James Bond wird nach den Worten von Regisseur Martin Campbell ebenfalls „härter“ werden als die familienfreundlichen Vorgänger. Der etwas düstere Daniel Craig mit seinem Stahlblick soll den echten Kerl im neuen Film (Drehbeginn: 2006) deutlicher herausbringen. Außerdem steht die Rückkehr „Supermans“ im Kino-Kalender.

Trotzdem deutet nichts darauf hin, dass es den neuen Männern um übermenschliche Kräfte und Muskeln geht. Viel eher um die Rückkehr zu den Wurzeln aus der Zeit, bevor die Frauenbewegung die große Unsicherheit erzeugte. Die Träger des Y-Chromosoms wollen laut Salzman nicht mehr pauschal als rückständig eingestuft werden. Oder gar als überflüssig für die Fortpflanzung, weil die Wissenschaft den Frauen neue Methoden zum Kinderzeugen bietet. „Werbung und auch das Fernsehen haben sich in den vergangenen Jahren oft über Männer lustig gemacht. Das haben die Männer satt“, stellt die Autorin fest.

Aus ihrer Sicht hat sich der fortschrittliche Teil der Männerwelt davon befreit, auf Vorgaben der Frauen-Emanzipation nur zu reagieren. „Mann“ habe dazugelernt. Alte Rollenmuster würden unbeschwert ausgelebt wie Biertrinken, Freunde treffen und Sport gucken. Gleichzeitig gelte es nicht mehr als unmännlich, Windeln zu wechseln, die Frau bei der Karriere zu unterstützen und zu kochen.

Die Briten haben den passenden Helden bereits gefunden: Der Damenslip tragende Fußballer David Beckham ist vielen nur noch ein müdes Lächeln wert. Andrew Flintoff (27) heißt die neue Ikone. Der großgebaute Weltklasse-Cricketspieler wird außer als Sportler hauptsächlich in zwei Foto-Motiven präsentiert: als ganzer Kerl und als Familienvater mit Töchterchen Holly. Als er bei einer Siegesfeier im September 32 Stunden Party mit Bier, Gin, Wodka und Champagner machte, wurde jede Minute respektvoll wiedergegeben. Genau wie das Zitat, dass er die Zeit auf den Spieler-Reisen ohne Holly und Frau Rachel kaum ertrage.

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