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Zauberhaft und eigenwillig: Das war Regina Spektor im Wiener Konzerthaus

Bei der Präsentation ihres neuen Albums "What we saw from the cheap seats" zeigte sich Regina Spektor zuletzt stets gutgelaunt
Bei der Präsentation ihres neuen Albums "What we saw from the cheap seats" zeigte sich Regina Spektor zuletzt stets gutgelaunt ©EPA
Die sympathische Sängerin Regina Spektor gab am Mittwochabend ein packendes Gastspiel im Wiener Konzerthaus. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten lieferte sie einen Auftritt, bei dem sie mit ihrem bewährten Piano-Pop das Publikum begeisterte.
Vorbericht zum Konzert

Regina Spektor, die US-amerikanische Musikerin mit russischen Wurzeln, gastierte am Mittwoch im Konzerthaus – und auch wenn bei ihrem Auftritt nicht von Anfang an alles klappte, konnte ihr niemand böse sein. Dafür ist sie einfach zu sympathisch – und ihr Oeuvre zu zwingend.

Spektors Spektrum: Von Gehauchtem bis zu Rülpsern

So wandelte sich das anfängliche Pfeifkonzert beim Auftritt Spektors im Wiener Konzerthaus – die 32-Jährige erschien erst mit einiger Verspätung auf der Bühne – bald in eine glückselige Stimmung, die vonseiten der Sängerin mit einem gehauchten “Dankeschön” bedacht wurde.

Ob der Rülpser am Ende des A-Kapella vorgetragenen “Ain’t No Cover” eine Retourkutsche für die eigenartige Atmosphäre zu Beginn war, sei einmal dahingestellt. Erst im Mai hat Spektor, die im Alter von neun Jahren mit ihren Eltern über Österreich in die USA auswanderte, ihr sechstes Studioalbum “What We Saw From The Cheap Seats” vorgelegt. Darauf verfolgte sie den mit den Erfolgsplatten “Begin To Hope” und “Far” eingeschlagenen Weg konsequent weiter, wenngleich nur wenige der neuen Stücke ähnliche Sogwirkung erzeugen können wie alte Hits. Zu poliert, zu durchschaubar gestaltet Spektor darauf ihren pianogetriebenen Pop.

Liebesbekundungen für “schüchternes Schulmädchen”

Dass es aber Ausnahmen gibt, belegte gestern unter anderem “Small Town Moon”, druckvoll intoniert und vor allem im Zwischenspiel maßgeblich von Schlagzeuger Mathias Kunzli bestimmt. Spektor, die zwischen den Songs das schüchterne Schulmädchen mimte, erkundigte sich nach einem exstatischen Jauchzer aus dem Auditorium gegen Ende des Stücks, ob alles okay sei. Und spätestens zu diesem Zeitpunkt war es das auch: Knapp zwei Dutzend Songs in knackigen eineinhalb Stunden sollten für etliche “We Love You”-Bekundungen reichen.

Beim folkigen “Call Them Brothers” wurde sie von Ehemann Jack Dishel unterstützt, der auch das etwas überflüssige Vorprogramm bestritt. Im Fokus stand aber seine Gattin, die zwischen energischem Klavierspiel und eigenwilliger Intonation changierte, das Mikrofron als Rhythmusinstrument nutzte und sich auf ihre Songs verlassen konnte. Vor allem das Doppel aus “All The Rowboats” und “Eet” erzeugte mannigfache Bilder vor dem geistigen Auge, während Cellist Yoed Nir und Keyboarder Brad Whiteley die kaskadenhaften Pianoläufe ihrer Chefin gekonnt umrahmten.

Regina Spektor begeisterte auf ganzer Linie

Dass das Ende des regulären Sets sich wieder ganz auf das neue Material konzentrierte (wobei das nachdenkliche “Ballad Of A Politician” hervorstach), wurde durch den packenden Livesound erträglicher gemacht, bevor im Zugabenblock wieder auf Nummer sicher gegangen wurde.

Das solo dargebotene Liebeslied “Samson” beschloss einen trotz Anlaufschwierigkeiten zauberhaften Abend, der die Sonderstellung Spektors im kommerziellen Pop untermauerte. “Ich fühle mich heute irgendwie eigenartig”, gab sie zwischenzeitlich zu verstehen. “Aber ohne euch würde ich mich noch eigenartiger fühlen,” so Regina Spektor.

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